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«Bauernfamilien Opfer verfehlter Finanzpolitik»

Mit einer übergrossen Schere haben der Schweizer Bauernverband (SBV), der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) und die Junglandwirtekommission (JULA) in Bern Kritik an Sparplänen des Bundes zulasten der Landwirtschaft geübt. Sie wollen die Kürzungen nicht hinnehmen.

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Auflagen an die Produktion und die zugesicherte Entschädigungen dafür würden immer weiter auseinanderklaffen. Besonders unfair sei der Sparplan des Bundes, weil die Landwirtschaft keinerlei Schuld am Finanzloch trage, teilten die beteiligten Bauernorganisationen am Mittwoch mit.

1300 Franken weniger pro Betrieb

Während die Gesamtausgaben des Bundes in den letzten 12 Jahren um 40 Prozent gestiegen seien, sei das Agrarbudget seit 20 Jahren stabil. Im Verhältnis zum Gesamtbudget sei es sogar stark gesunken. Das Agrarbudget hat aktuell noch einen Anteil von 4.5 Prozent der Bundesausgaben. «Doch sparen will der Bundesrat nun nicht dort, wo der Speck sitzt und die Ausgaben stetig wachsen, sondern bei den schwach gebundenen Ausgaben», kritisiert der Bauernverband. 

Martin Rufer, Direktor Schweizer Bauernverband, rechnete vor, dass die geplante Kürzung des Agrarbudgets um 2 Prozent 2024 Einbussen von 1300 Franken pro Bauernfamilie mit sich bringen werde. Hinzu kämen Kürzungen im vierjährigen Rahmenkredit um 0,1 Prozent.

«Die Direktzahlungen für die Bauernbetriebe sind an klar vorgegebene, sehr umfangreiche und bis ins kleinste Detail geregelte Leistungen geknüpft. Dabei handelt es sich meist um solche, die von allgemeinwirtschaftlicher Bedeutung sind und für die keine individuelle Zahlungsbereitschaft besteht», so Rufer weiter. 

Um Direktzahlungen zu erhalten, müssten die Betriebe beispielsweise mindestens 7 Prozent ihrer Fläche für die Förderung der Biodiversität einsetzen. Diese Leistungen führten zu Mehraufwänden und Mindererträgen, die nicht vollumfänglich zu höheren Produzentenpreisen führten. «Und nun sollen diese Zahlungen gekürzt werden? Die Leistungen müssen weiterhin erbracht werden, die Entlohnung aber schmilzt dahin. Das können wir nicht akzeptieren», stellte Rufer klar.

«Leistungen nicht zahlen ist Diebstahl»

Die Landwirtschaftsbetriebe müssten laufend neue Vorschriften und Massnahmen befolgen, sagte SBV-Präsident Markus Ritter. «Sie sollen möglichst ressourcenschonend und am liebsten ohne Hilfsmittel produzieren, die Produkte müssen aber weiterhin absolut makellos daherkommen. Auch sollen der Biodiversität immer mehr Fläche zur Verfügung stehen, die Menge an produzierten Lebensmitteln sollte aber möglichst wenig darunter leiden», führte er aus. Sich in diese Zielkonflikten zu bewegen, sei eine Herausforderung und frustriere Landwirtinnen und Landwirte zuweilen

«Jetzt müssen die Bauernbetriebe erfahren, dass ihnen in den nächsten Jahren das Budget erneut gekürzt werden soll: Bestellte Leistungen nicht bezahlen, ist Diebstahl. Der Plan des Bundesrats ist deshalb moralisch hochgradig verwerflich», so die scharfe Kritik von Markus Ritter.

Die Bauernfamilien drohten damit zum Opfer einer verfehlten Finanzpolitik zu werden, fuhr er fort. Der Bundesrat treffe zudem eine Branche, die wirtschaftlich bereits verletzlich sei. «Die Politik muss sofort das Ausgabenwachstum vor allem in jenen Bereichen mit starkem Wachstum drosseln. Dann brauchen wir für einen stabilen Staatshaushalt auch keine Sparprogramme», führte Ritter aus. Aus Sicht von SBV, SBLV und JULA ist es «ein Verstoss gegen Treu und Glauben, bestellte Leistungen nicht zu bezahlen».

Verluste wegen neuen Auflagen

JULA-Vizepräsidentin Leana Waber stellte fest, dass Bäuerinnen und Bauern faire und stabile Rahmenbedingungen bräuchten. Die Anforderungen, um Direktzahlungen zu erhalten, seien ganz speziell in letzter Zeit stetig gestiegen.

Mit neuen Massnahmen müssten unter anderem die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2027 halbiert werden. Ab 2024 müssten 3,5 Prozent der Ackerfläche für die Biodiversitätsförderung eingesetzt werden, stellte Waber fest. Die Förderung sei gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Für ihren Betrieb bedeute das, dass sie eine Hektare des besten Ackerlandes nicht mehr bewirtschaften könnten. Das sei mit grossen wirtschaftlichen Verlusten verbunden.

«Grosse Demotivationsspritze»

«Für uns junge Berufsleute ist die Übernahme des elterlichen Betriebs mit sehr hohen Schulden und oft Investitionen zur Erneuerung veralteter Infrastruktur verbunden. In unserer Finanzplanung rechnen wir nicht nur die potenziellen Einnahmen durch den Verkauf unserer Produkte ein, sondern auch die gemäss der Agrarpolitik vorgesehenen Direktzahlungen», sagte die Junglandwirtin. Je nach Betrieb hätten diese eine grosse Bedeutung.

Für Junglandwirtinnen und Junglandwirte, die gerade eben investiert haben, seien solche Kürzungen fatal und eine grosse Demotivationsspritze. «Denn schlussendlich ist es auch fehlende Wertschätzung für unsere Arbeit. Wir Junge brauchen Planungs- und Investitionssicherheit», machte sie deutlich. Die Kürzungen erachtet Waber als Affront.

Kommentare (14)

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  • Muchel | 02.09.2023
    Und genau in der Einberechnung der DZ in das Betriebseinkommen liegt der Hase im Pfeffer. An den Schulen wird vermehrt nur noch DZ Optimierung gelehrt. Es werden die jungen Leute förmlich auf möglichst viel DZ Zahlungen getrimmt. Das hinterste und letzte Fränkli wird rausgekitzelt. Wenn dann der Bund alle 4 Jahre umschwenkt, ist das Grosse Jammern da.
    Ein kleiner Tipp an die Jugend: Nur das mitnehmen, was geht und auch Sinn macht. Sich nicht verkrümmen und verkaufen an IPS, Bio, oder sonstige Grosskotzorganisationen. Unrat vorbei schwimmen lassen, keine Angst es kommt wieder neuer.
    Wenn es dann nicht zur Übernahme reicht, dann Hände weg.
  • Paul | 31.08.2023
    Urs ,Ich hoffe du rechnest die Förderungen der Bauern zum Stundenlohn auch dazu? Denn das Arbeitende Volk bekommt für die Bewirtschaftung der Wirtschaft keine Förderung!
  • Jakob | 31.08.2023
    Wie unglaublich schräg ist denn die Vorstellung des SBV, die Ausgaben für die Bauern müssten im Gleichschnritt mit dem Bundesbudget wachsen? Wenn das alle wollten?

    Haben denn die BAuern auch mehr geliefert? z.B. durch mehr und ich meine messbaren Artenschutz? Durch bessere Grundwasserqualität etc.? Durch weniger Ammoniakemmissionen?
    Ich sehe da nix ausser Worthülsen.
    • Gesunder Menschenverstand | 01.09.2023

      Der Jakob hat keine Ahnung, was Bauern die letzten Jahre mehr geliefert haben.



    • Obelix | 04.09.2023
      Also wenn ich Arbeitnehmer wäre, dann wäre ich schön still und zufrieden damit, dass ich so billiges Essen kaufen kann. DZ sind schlussendlich nichts anderes als die Verbilligung eures Zmorgegipfelis....Ich würde mich schön still halten und hoffen dass es noch lange so bleibt. Denn würden die DZ wegfallen (und zwar nicht nur in der CH) dann käme das absolut böse Erwachen der Kostenwahrheit und der Bürger müsste für seinen Einkauf wohl ein Vielfaches hinblättern.
  • Bauernsohn | 31.08.2023
    Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber!
    Bitte denkt daran bei den kommenden Wahlen, welche Partei(en) diese "verfehlte Finanzpolitik" zu verantworten hat. Alle die immer nur fordern "Steuern runter" sollten jetzt nicht aufschreien, wenn weniger Geld da ist zum Verteilen.
    • Gesunder Menschenverstand | 31.08.2023
      Zuerst den Text richtig lesen:
      Während die Gesamtausgaben des Bundes in den letzten 12 Jahren um 40 Prozent gestiegen seien, sei das Agrarbudget seit 20 Jahren stabil. ---> Da liegt das Problem!
    • Elvira | 31.08.2023
      Ja, zB die SVP als Steuersenkungsbauernlobbypartei
  • Elvira | 31.08.2023
    Die Bauern jammern auf ganz hohem Niveau.
    • Gesunder Menschenverstand | 31.08.2023
      Erzähl mal von dir:
      Beruf
      Lohn
      Arbeitszeit/ Woche.
      Dann reden wir weiter.
  • Tanja Trauboth | 30.08.2023
    Die Schweizer Landwirtschaftspolitik war immer eine Erhaltungspolitik. Das ist gegeben durch unsere Verfassung und weil die Schweiz ein neutrales, kleines, souveränes Alpenland ist, das sich im Notfall so gut wie möglich selbst versorgen muss mit Lebensmittel. Direktzahlungen sind per Definition direkte Einkommensübertragungen an Bauern und Bäuerinnen, begründet durch die Leistungen, die sie erbringen für die Allgemeinheit, welche in Verfassung und Landwirtschaftsgesetz genau festgelegt sind. Es hat sich eine Abhängigkeit von den Direktzahlungen ergeben, vor allem weil sie zusammen mit Schulden in die Betriebe investiert wurden, also weiter gereicht an Banken und Hersteller von landwirtschaftlichem Gerät u.a. In der Geschichte der Schweizer Agrarpolitik wurde die Landwirtschaft mehrmals entschuldet. Dieses Problem sollte man genauer ansehen, dann wäre diese Kürzung vielleicht nicht so schlimm und die Probleme könnten nachhaltiger gelöst werden. Ich gehe aber einig mit den im Artikel vorgetragenen Beschwerden und Argumenten. Investitionssicherheit ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt für die Erhaltung der Landwirtschaft.
  • Urs Wälchli | 30.08.2023
    Solange Bauernbdtriebe nicht einen gleichen Stundenlohn wie in der übrigen Wirtschaft erreichen sind kürzungen ungerechtfertigt!
    • Yvonne | 31.08.2023
      Ja Urs,wenn du den gleichen Stundenlohn hättest wie ein Arbeiter würdest du keinen Hof betreiben…
    • Jonas | 02.09.2023
      Niemand ist gezwungen, Bauer zu sein.
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