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Bauernland in Staates Hand

 

Der Aargau macht in der Standortförderungspolitik einen Paradigmenwechsel: Er tritt neu als Landhändler auf.

 

Das Sisslerfeld, das Birrfeld, das Wynen- und Suhrenfeld oder die Limmattal-Ebene an der aargauisch-zürcherischen Kantonsgrenze galten einst als Kornkammern des Aargaus. Sie sind es nur noch mehr oder weniger.

 

Eine enorme Bautätigkeit seit den 1960er-Jahren veränderte das Antlitz des wirtschaftlich viertstärksten Kantons der Schweiz massiv. Industrie- und Wohnbauten, Einkaufs- und Logistikzentren sowie Infrastrukturanlagen, die Autobahnen A1, A2, A3, A4 und der Rangierbahnhof zwischen Spreitenbach und Dietikon beanspruchten viel Land – hauptsächlich Kulturland.

 

Ein Schwerpunkt

 

Um der Zersiedelung entgegenzuwirken, benannte der Kanton wirtschaftliche Entwicklungsschwerpunkte. Dazu gehören auch das Birrfeld und das Sisslerfeld, wo Landwirtschaftsflächen für die Industrialisierung in grosszügige Arbeitszonen umgewandelt wurden. Die Arbeitszone Sisslerfeld umfasst 200 Hektaren. Sie ist mit Abstand die grösste im Aargau. 80 Hektaren sind noch nicht überbaut und teilweise stark parzelliert.

 

Das nur bedingt bau- und marktreife Gebiet, das sich über vier Gemeinden erstreckt, soll nun sorgfältig entwickelt werden. Es weist viel Potenzial auf, denn es liegt vor den Toren Basels, auf der Achse zwischen den Metropolen Zürich und Basel, nicht weit von Bildungs- und Forschungszentren wie den Universitäten Basel und Zürich, der ETH, der Fachhochschule Nordwestschweiz, dem Paul Scherrer Institut (PSI) und dem künftigen Innovationspark Villigen entfernt.

 

«Silicon Valley»

 

Im Sisslerfeld sind bereits international tätige Unternehmen aus der Life-Science-Industrie und verwandten Branchen mit wichtigen Werken tätig, darunter der Pflanzenschutzmittelhersteller Syngenta. Die Aargauer Regierung will die Anziehungskraft des Gebietes nutzen und die Ansiedlung weiterer innovativer Unternehmen – es wurden sogar hochgemute Anspielungen auf ein aargauisches Silicon Valley laut – mit einer aktiven Boden- und Erschliessungspolitik fördern. Deswegen bereitete sie den Erwerb von 61 690 Quadratmetern Land vor.

 

Der Grosse Rat bewilligte für das Vorhaben diese Woche mit 90:42 Stimmen einen Gesamtkredit von 25,7 Millionen Franken. Weil der Kanton so noch nie Standortförderung betrieb, sondern sich bisher auf Vermittlungsdienste, Koordinationsunterstützung und Imagepflege beschränkte, gab der neue Schritt zu reden.

 

Die links-grüne Seite begrüsste das staatliche Handeln. Die SVP war grundsätzlich dagegen, weil sich der Kanton nicht als Land- und Immobilienhändler zu betätigen habe. FDP und Die Mitte stimmten aus situativer Beurteilung, der wirtschaftlichen Vorteile wegen, zu.

 

Das Dilemma

 

In der Debatte wurde das Dilemma zwischen Erhaltung von Fruchtfolgeflächen und wirtschaftlichen Überbauungsinteressen deutlich, aber nicht mehr thematisiert. Wie hiess es doch einst: «Bauernland in Bauernhand». Hier wurde die Strategie «Bauernland in Staates Hand» umgesetzt.

Kommentare (1)

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  • lisa | 24.01.2022
    Ein solcher Erwerb ist nach Bodenrecht unzulässig. Die Bodenrechtsbehörde Landwirtschaft Aargau muss das verhindern.

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