Der Dachverband der Schweizer Käsespezialisten macht konkrete Vorschläge, um die Situation zu verbessern. Die Initiative für Ernährungssicherheit betitelt Hans Aschwanden an der Delegiertenversammlung von vergangenem Donnerstag als Mogelpackung.
«Was würden Sie antworten, wenn ich Sie fragen würde, welches das grösste Kapital einer gewerblichen Käserei ist», mit dieser Frage konfrontierte gestern Hans Aschwanden, der Präsident des Dachverbandes der Schweizer Käsespezialisten Fromarte, die Delegierten an der Jahresversammlung in Bern. «Ich bin überzeugt, dass das grösste Kapital das Vertrauen der Kunden in unsere Produkte ist», fuhr Aschwanden in seinem Eröffnungsvotum fort.
Dieses Vertrauen sei auch nicht mit einem Zertifikat zu kaufen und müsse erarbeitet werden. Es komme auch in der aufkommenden Bedeutung für regional produzierte Produkte zum Ausdruck und unterstreiche die Wichtigkeit der Swissness-Vorlage.
«Silofreie Milch» sistiert
Für Letztere wünscht sich Aschwanden eine einfache und pragmatische Umsetzung. «Ich finde es falsch, dass die Swissness wegen der Frankenstärke jetzt auf die lange Bank geschoben werden soll», sagte Aschwanden weiter. Kritisch äusserte sich der Fromarte-Präsident zudem zur Ernährungssicherheitsinitiative. «Die Initiative des Schweizer Bauernverbandes (SBV) ist eine Mogelpackung. Im Grunde geht es darum, das Rad der Zeit zurückzudrehen», so Aschwanden. Für den Fromarte-Präsidenten hat der SBV sein Vertrauen mit der Initiative verspielt.
Was Fromarte selbst auf die lange Bank schiebt, ist das Projekt «Silofreie Milch». «Wir haben beschlossen, das Projekt zurückzustellen.» Es müsse zuerst geklärt werden, ob bei den Produzenten überhaupt ein Interesse bestehe, so Aschwanden.
Noch knapp 500 gewerbliche Käsereien vertreten
Zur aktuellen Marktlage nahm der Geschäftsführer von Fromarte, Jacques Gygax, Stellung. «Wir vertreten noch knapp 500 gewerbliche Käsereien, von welchen aber 80 Prozent des Käses in den Export gehen», erklärte Gygax und verwies auf die Bedeutung der Aufhebung des Franken-Mindestkurses. Diese werde weitere Auswirkungen auf die Käsehandelsbilanz mit der EU haben. «Als wir den Freihandel mit der EU liberalisiert hatten, betrug der Wechselkurs 1.6535 Fr., jetzt ist er bei 1.0292 Fr.».
Angesichts der aktuellen Situation fordert Fromarte weitere Punkte, um die Rahmenbedingungen der Branche zu verbessern. So unter anderem die kurzfristige Aufstockung der Mittel zur Absatzförderung um 10 Mio. Fr., die Verlängerung der Allgemeinverbindlichkeit für die Mengensteuerung der Sortenorganisation Emmentaler oder die Aufstockung der Exportbeiträge im Rahmen des Schoggigesetzes, um einen Kompensationsgrad von 85 Prozent zu erreichen.
Lösungen vorgeschlagen
Zusätzlich informierte Gygax, dass das Thema der Wiedereinführung eines Stützungsfonds auf Stufe BO Milch vom Tisch sei und dass das System für die Festlegung des Richtpreises für die Milch des A-Segments unverändert weitergeführt werde. Und obwohl Gygax die Zusammenarbeit mit der BO Milch lobte, sieht er die Umsetzung der Segmentierung kritisch.
«Das Delta zwischen den Preisen auf dem Papier und denen, die in der Realität ausbezahlt werden, ist problematisch», urteilt der Fromarte-Geschäftsführer. Fromarte schlug deshalb an der gestrigen DV Lösungsansätze vor, wie die Situation bei der Segmentierung verbessert werden könnte.
Lösungsansätze für Segmentierung
Für die gewerblichen Käsereien schlug Fromarte folgende Lösungsansätze vor:
- Käsereien, welche Milch als A-Milch einkaufen und diese teilweise als nicht verkäste Milch weiterverkaufen, müssen gegenüber ihren Produzenten durch folgende Massnahmen Transparenz aufzeigen und ihnen im Fall von C-Milch die Wahlfreiheit lassen. Käsereien, welche die Milch als A-Milch an andere gewerbliche Käsereien weiterverkaufen, sind von dieser Massnahme nicht betroffen.
- Auf der Milchgeldabrechnung der Käsereien gegenüber dem Produzenten oder Lieferanten muss ersichtlich sein, welcher Teil der Milch nicht im Betrieb verwertet worden ist und welchen Preis die Käserei dafür bezahlt.
- Auf der Milchgeldabrechnung muss ersichtlich sein, dass ein Teil dieser Milch möglicherweise ins B- und oder C-Segment weiterverkauft worden ist. Es reiche dafür ein Satz im Sinne von: «Ein Teil der weiterverkauften Milch ist möglicherweise als Milch für das B- oder C-Segment verwertet worden.»
- Die Milchproduzenten werden regelmässig darüber informiert, falls für die kommenden Monate Milch als nicht verkäste Milch weiterverkauft werden muss.
- Falls bekannt ist, welcher Teil der Milch in den kommenden Monaten als C-Milch deklariert wird, muss der Produzent die Wahlfreiheit haben, diese zu produzieren oder nicht.
- Falls diese Punkte erfüllt sind, verzichtet die BO Milch darauf, die reglementskonforme Segmentierung auf jeder Milchgeldabrechnung einzufordern. rab