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«Bauholz wird vermehrt aus Alpen kommen»

Im Schweizer Mittelland gibt es immer mehr Laubhölzer, dafür weniger Fichten. Dies hat Auswirkungen auf die ganze Branche. Urs-Beat Brändli, der Co-Leiter im Programm Landesforstinventar, im Gespräch mit schweizerbauer.ch über den Forstbestand.

Rapahel Bühlmann |

 

 

Im Schweizer Mittelland gibt es immer mehr Laubhölzer, dafür weniger Fichten. Dies hat Auswirkungen auf die ganze Branche. Urs-Beat Brändli, der Co-Leiter im Programm Landesforstinventar, im Gespräch mit schweizerbauer.ch über den Forstbestand.

«Schweizer Bauer»: Im Dezember 1999 wütete der Orkan Lothar über die Schweiz. Haben die Schäden von damals bis heute eine Wirkung?
Urs-Beat Brändli: Was die Folgeschäden durch den Borkenkäfer betrifft, hat sich die Situation beruhigt und liegt auf dem Niveau vor Lothar. Unterdessen sind auf den Sturmflächen Jungwälder entstanden, die gepflegt werden müssen. Das sind Investitionen, die heute gemacht werden müssen und sich erst in ferner Zukunft auszahlen.

Der Holzvorrat in Schweizer Wäldern nahm in den vergangenen sieben Jahren um 1,5 Prozent zu. Sind Sie erfreut über diese Entwicklung?
Ganz generell betrachtet sage ich Ja, wir haben mehr Ressourcen, mehr Reserven. Aber man muss differenzieren nach der Aufgabe des Waldes (Waldfunktion). Im Mittelland, wo überwiegend Wirtschaftswälder stehen, hat der Vorrat um rund 4 Prozent abgenommen. Wenn die Vorräte im östlichen und zentralen Mittelland weiter abnehmen, geht auch der Zuwachs zurück. Anderseits hat der Vorrat in der Region Alpen um 4 Prozent zugenommen. Die Wälder werden langsam dichter. Das kann am richtigen Ort die Schutzwirkung gegen Naturgefahren erhöhen und ist zudem ein Beitrag an die Senkenleistung des Waldes in der nationalen CO2-Bilanz. Auf der Alpensüdseite betrug die Vorratszunahme gar 10 Prozent. Die Wälder sind dort unternutzt, und der Anteil an gedrängten Beständen ist überdurchschnittlich.

Je nach Baumart und Region zeigt sich also ein anderes Bild. So nahm der stehende Holzvorrat der Fichte im Mittelland um 9 Prozent ab. Wie erklärt sich diese Entwicklung?
Die Gründe liegen wohl in der Geschichte dieser Wälder. Ein Grossteil der Fichtenbestände im Mittelland ist das Ergebnis eines gezielten «Waldumbaus» vor über 100 Jahren, als vielenorts Laubholz-Mittelwälder durch Fichten-Hochwaldbestände ersetzt wurden. Diese Bestände sind unterdessen hiebreif, und eine Endnutzung ist die logische Folge, zumal die Holzwirtschaft ja auch keine zu dicken (starken) Sortimente (mehr) wünscht.

In schwer zugänglichen Gebieten werden nur knapp 60 Prozent des «Fichtenzuwachses» genutzt. Nimmt der gesamte Fichten-Holzbestand in der Schweiz zu oder ab?
In der Vorperiode hatte der Fichtenvorrat gesamtschweizerisch noch um 5 Prozent abgenommen. In den vergangenen 7 Jahren hat er sich aber gesamtschweizerisch nicht mehr verändert. Er hat sogar von 180 auf 183 Mio. Kubikmeter geringfügig zugenommen. Die Abnahme der Fichtenvorräte im Mittelland und in geringerem Masse im Jura und den Voralpen wird demnach kompensiert durch Zunahmen in den Alpen und auf der Alpensüdseite.

Im Mittelland entstanden gleichzeitig vermehrt Jungwälder mit Laubhölzern. Was bedeutet dies für den Rundholz- oder Industrieholzmarkt?
Hier zeichnen sich wohl am schnellsten Veränderungen ab. Bei der Durchforstung von Jungwäldern fällt in den kommenden Jahrzehnten vermehrt Laubholz an. Das Angebot an Nadelindustrieholz kann weiter abnehmen, selbst wenn die tiefen Preise wieder ansteigen sollten. Schwaches Laubholz wird wohl künftig wie schon heute vermehrt im Energiesektor vermarktet werden.

Was bedeutet es für das Bauholz?
Vorerst wird noch genügend Bauholz anfallen, denn wie erwähnt gibt es noch genügend hiebreife Bestände im Mittelland für die nächsten Jahre. Langfristig muss das Bauholz aber vermehrt aus dem Alpenraum bezogen werden.

Die Umweltkommission des Ständerates hat dieses Jahr aber entschieden, dass der Unterhalt und die Erschliessung ausserhalb des Schutzwaldes nicht gefördert werden sollen. Bleiben so grosse Fichtenbestände ungenutzt?
Die Möglichkeit besteht tatsächlich, dass der Fichtenvorrat im Alpenraum weiter zunimmt, auch weil er manchenorts eben nicht (mehr) genutzt wird. Aber auch mit einer besseren Walderschliessung ist nicht gewährleistet, dass das Bergholz aus dem Wald kommt. Damit ist eine kostendeckende Holzproduktion noch nicht gewährleistet. Der Holzpreis muss auch stimmen.

Unterstützt das WSL Bestrebungen wie beispielsweise diejenige von Erich von Siebenthal, wonach der Wald besser erschlossen werden soll?
Die Eidg. Forschungsanstalt WSL ist, wie es der Name sagt, keine politische oder wirtschaftliche Institution. Wir suchen nach Wegen für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder. In diesem Sinn ist eine Abschöpfung des heimischen Holzzuwachses absolut sinnvoll und vermindert weite Transportwege aus dem Ausland. Der heimische Holzzuwachs entspricht in etwa gerade eben dem gesamten Holzverbrauch. Wir haben also einen Importüberschuss, wenn wir unsere nachwachsende Ressource Holz nicht angemessen nutzen. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass viele der zusätzlichen neuen Waldstrassen auch mehr Störungen in den Wald bringen. An sensiblen Orten ist das im Interesse der Erhaltung der Biodiversität, eines anderen Ziels der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, nicht sinnvoll oder erwünscht. Ausserhalb dieser Gebiete erachte ich persönlich eine weitere, massvolle Erschliessung als sinnvoll, sofern entsprechende Erschliessungs-Konzepte bestehen.

Wie geht es weiter?
Mit dem Landesforstinventar haben wir letztes Jahr das gesamte Waldstrassennetz im Detail erfasst. Mit unseren Forschungsarbeiten der kommenden Jahre wollen wir aufzeigen, ob und wo in Abwägung von Ökonomie und Ökologie ein weiterer Strassenbau vertretbar ist. Ob dafür dann öffentliche Gelder eingesetzt werden sollen, ist eine Frage der Politik, nicht der Forschung. Und sollte es doch keine neuen Strassen geben und der Vorrat weiter zunehmen, dann profitieren wir durch eine zunehmende CO2-Senke in der Treibhausgasbilanz.

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