Die aus Ostasien stammende Marmorierte Baumwanze hat sich in den letzten Jahren auch aufgrund des warmen Sommers 2018 stark ausgebreitet. Bisher traten die Schädlinge vor allem im Tessin und in Zürich auf, jetzt werden sie zu einem nationalen Problem.
Dies stellt der Schweizer Obstverband in der neusten Ausgabe der Zeitschrift «Schweizer Obst» fest. Besonders stark betroffen seien Birnenkulturen angrenzend zu Häusern, Scheunen oder zu Siedlungsgebieten. Die Schäden durch Wanzen hätten sich heuer im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 2018 lagen sie bei 10 Prozent, inzwischen seien es bereits 20 und mehr Prozent.
Chemische Behandlung nicht möglich
Seit dem letzten Jahr wird laut dem Obstverband schweizweit ein Monitoring zum Vorkommen der Asiatischen Baumwanzen durchgeführt. Im Kanton Luzern wird diese Baumwanze in Oberkirch und Buchrain, im Kanton Zug in Hünenberg und Cham überwacht. Besonders hohe Fangzahlen sind dabei in Cham und Hünenberg beobachtet worden.
Eine chemische Bekämpfung der Baumwanze ist nicht möglich und es sind auch bisher keine Insektizide dagegen zugelassen. Seit die Marmorierte Baumwanze 2004 in die Schweiz eingeschleppt wurde, breitet sie sich weitgehend ungehindert aus.
200 verschiedene Wirtspflanzen
Der wichtigste Gegenspieler aus dem Ursprungsland, die Samurai-Schlupfwespe, wurde in diesem Jahr nach Angaben von David Szalatnay von der Fachstelle Obst beim Strickhof, nach dem Tessin nun auch an mehreren Standorten nördlich der Alpen nachgewiesen. Da sich die Samurai-Schlupfwespe aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit ausbreitet wie der Schädling, nehmen die Schäden in der Region Zürich und auch in anderen Regionen der Deutschschweiz stark zu.
Im Obstbau befallen Baumwanzen vor allem Pfirsiche, Nektarinen und Birnen. Laut Szalatnay befallen die Schädlinge in Regionen mit hohen Wanzenpopulationen auch Äpfel. Da die Marmorierte Baumwanze sehr polyphag ist, befällt sie über 200 verschiedene Wirtspflanzen. Dadurch ist sie nicht nur für den Obstbau, sondern auch für andere landwirtschaftliche Kulturen, insbesondere den Gemüsebau, sehr gefährlich.
Die marmorierte Baumwanze ist für den Obst- sowie den Gemüsebau gefährlich. Im Obstbau befällt sie Pfirsiche, Nektarinen und Birnen. Die Wanzen saugen an den Früchten, die mehr oder weniger starke Deformationen ausprägen. Obwohl Einstiche kurz vor der Ernte nicht mehr zu wahrnehmbaren Dellen an den Früchten führen, sind sie ein grosses Problem, weil sie als Eintrittspforte für Krankheitserreger dienen und die Früchte in der Folge am Lager zu faulen beginnen.
Massive Schäden
Laut Szalatnay wurde bis zum vergangenen Jahr das Schädlingsproblem vorwiegend als Problem des Tessins und des Grossraums Zürich angesehen worden. Die Schadensmeldungen im laufenden Jahr zeigten aber, dass massive Schäden in vielen Regionen nördlich der Alpen aufgetreten seien.
Die Strickhof Fachstelle Obst hat daher im Kanton Zürich 2019 erste Tastversuche zur Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Massnahmen ergriffen, etwa die Einnetzung der Parzelle und der Einsatz von Lockstoffen in Kombination mit dem gezielten Einsatz von Insektiziden.
Produktion gefährdet
Deutliche Worte sprechen die Bauern. «Wenn das so weitergeht, können wir die Birnenproduktion hier vergessen», macht Landwirt Sepp Burri aus Hünenberg ZG klar. Derzeit ist die Familie mit der Ernte beschäftigt. «Es gibt viel deformierte Früchte. Dies führt zu Mehraufwand, weil wir jede Birne kontrollieren müssen. Bei uns kommt die marmorierte Baumwanze vor allem in den Birnenplantagen vor. Aber auch Äpfel, Kirschen, Beeren, Tomaten und Peperoni sind betroffen», fährt er fort.
Wenn die deformierten Früchte aufgeschnitten werden, sind sie innen braun und steinhart. Viele Möglichkeiten gibt es für die Verwertung nicht mehr. «Ein Teil kann man zu Most verarbeiten. Der grösste Teil müssen wir aber in einer Biogasanlage entsorgen», erklärt Burri.
20% Ertragsausfall
Das Einnetzen der Kulturen kommt für den Bauern aus Hünenberg nicht in Frage. «Das ist so teuer, das würde sich nicht lohnen», hält er fest. Die Wanze ist noch nicht lange auf dem Betrieb der Familie Burri. Erste Tiere wurde 2017 gesichtet, 2018 hat sich die Anzahl massiv vergrössert. Er rechnet mit einem Ertragsausfall von 10 bis 20 Prozent. «Dieser nimmt aber jedes Jahr zu. Wenn die Schäden aber laufend zunehmen, können wir die Produktion vergessen», macht er unmissverständlich klar.
Er fordert im Namen der Bauern, dass die Behörden möglichst rasch Lösungen erarbeiten. «Das muss nun möglich rasch gehen», macht er deutlich. Durch die rasche Vermehrung und die fehlenden Bekämpfungsmassnahmen dürften sich die Schäden in den kommenden Jahren aber weiter erhöhen.