Um die landwirtschaftliche Produktivität weltweit auf nachhaltigere und umweltverträglichere Weise zu erhöhen, hat sich der neue Vorstandsvorsitzende von Bayer CropScience, Liam Condon, in Anlehnung an die „Grüne Revolution“ der sechziger Jahre für eine „Grünere Revolution“ ausgesprochen.
„Unser Planet hat seine ökologischen Grenzen erreicht; wir müssen dringend neue Ideen und Antworten finden, damit der "ökologische Fußabdruck" der Landwirtschaft nicht noch grösser wird“, erklärte Condon im Rahmen des Internationalen Wirtschaftspodiums vom Globalen Lebensmittel- und Agrarforum (GFFA) am vorletzten Wochenende in Berlin.
Stärkere Ausrichtung auf klimaintelligente Lösungen
Wolle man die Ernährungssicherheit verbessern, Wachstum fördern und die Umwelt schützen, müsse auch die Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor intensiviert werden. Condon skizzierte einen Fünf-Punkte-Plan zur Förderung der grüneren Ausrichtung einer gleichwohl schlagkräftigen Landwirtschaft: Neben strategischen Investitionen in Agrarinnovationen und der langfristigen Stärkung von Landwirten empfiehlt er dazu eine stärkere Ausrichtung auf klimaintelligente Lösungen, einen verbesserten Nährstoffgehalt von Grundnahrungsmitteln und den Ausbau von Kooperationsprojekten in der Landwirtschaft.
„Zusätzliche Investitionen in die agrarwirtschaftliche Forschung und Entwicklung sind das beste Mittel, die Entwicklung der Landwirtschaft langfristig zu unterstützen“, erläuterte der Bayer-Manager, der gleichzeitig auf die Ausgaben seines Unternehmens im Umfang von 5 Mrd. Euro (6 Mrd. CHF) für 2011 bis 2016 in den Bereichen Forschung und Entwicklung hinwies. Dabei investiere man nicht nur in die Erforschung neuester chemischer Ansätze, sondern zunehmend auch in die Entwicklung weiterer Innovationsfelder wie den biologischen Pflanzenschutz und Pflanzenzüchtungsmethoden, die etwa die Stresstoleranz erhöhten.
Landwirte zu Unternehmern machen
In einem weiteren Schritt ist es nach Ansicht Condons notwendig, Landwirte weltweit dabei zu unterstützen, unabhängige Unternehmer zu werden. Sie müssten mit den Kenntnissen und Technologien ausgestattet werden, die ihrem Agrarbetrieb zu einem nachhaltigen Erfolg verhelfen könnten. Dabei sollte laut Condon der Fokus auf „klimaintelligente Lösungen“ für die Landwirtschaft gelegt werden.
Eine weitere Möglichkeit, eine „Grünere Revolution“ zu fördern, ist nach seinem Vorschlag die Stärkung der Gesundheit durch eine bessere Verfügbarkeit von Nährstoffen in Nahrungsmitteln. Ein Drittel der Kinder weltweit könne sich aufgrund von Mangelernährung nicht voll entwickeln. Deshalb sei die Erhöhung der Aufnahme von Nährstoffen wie Zink, Eisen und Jod durch die Pflanze, eine grosse Chance für grundlegende Verbesserungen der Ernährungssituation.
Internationale Zusammenarbeit
Der letzte Schritt des von Condon vorgestellten Plans setzt auf den Ausbau der internationalen Zusammenarbeit, die seiner Meinung nach stärker auf die praktische Umsetzung ausgerichtet werden sollte. Zwar werde der Privatsektor auch weiterhin in Wissenschaft, Produkte und Dienstleistungen investieren, um die Ernährungssicherheit und die ländliche Entwicklung zu verbessern.
Darüber hinaus gebe es aber Herausforderungen, die ein gemeinsames Vorgehen vieler Akteure erforderten, erläuterte der neue Vorstandschef von Bayer CropScience. Dazu zählt er Bildungsmängel, politische und wirtschaftliche Instabilität, schlechte Infrastruktur sowie unsichere rechtliche Rahmenbedingungen.