Berner Alpkäse AOP, Emmentaler AOP, Le Gruyère AOP, Tête de Moine AOP – alle sind sie an der Messe BEA am grossen Stand von Switzerland Cheese Marketing vertreten, der viele tausend Franken Gebühren kostet. In der Halle der Regionalprodukte sind weitere Aussteller aus dem Käsebereich vertreten, etwa die Hohgant-Käserei aus Schangnau BE oder Peter «Geissepeter» Blaser.
An der Eröffnungsfeier mit Hunderten Leuten aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und viel Prominenz aber treten nicht eine junge Alpkäserin oder ein hochdekorierter Käsermeister auf, sondern Alice Fauconnet und Freddy Hunziker, das Gründerpaar der veganen «Molkerei» New Roots , die in der Liste der Aussteller nicht zu finden ist.
Käse in Zukunft ohne Kühe
Moderatorin Andrea Vetsch (SRF-Tagesschau) sagte zu ihnen, sie würden «veganen Käse» produzieren. Das Raunen im Publikum ging vielleicht darauf zurück, dass dieser Begriff lebensmittelrechtlich verboten ist und ihr noch ein Abmahnschreiben der Schweizer Milchproduzenten (SMP) einbringen könnte. Denn «Käse» muss immer aus tierischem Rohstoff sein. Der Veganer Hunziker sagte, er wolle die Käsetradition für die Zukunft erhalten. Denn, so verkündete er, in hundert Jahren werde die Käseherstellung nicht mehr über den Umweg über das Tier erfolgen, das werde nicht mehr möglich sein, da es schlicht zu viele Menschen geben werde.
Fauconnet berichtete, sie habe in der Jugend die ethischen und ökologischen Probleme der Milchindustrie kennengelernt. Darum habe sie «pflanzliche Milch» (ebenfalls ein verbotener Begriff im Lebensmittelrecht) herstellen wollen. Vetsch sprach sie auf die Cashewnüsse als Rohstoff an, die sie (aus Vietnam) importieren würden, was ja «nicht so nachhaltig» sei. Hunziker berichtete vom Projekt, dass sie künftig Lupinen aus der Schweizer Landwirtschaft als Rohstoff verwenden wollten.
Hauert-Dünger-Chef Philipp Hauert sagte: «Mit Bio können wir die Welt nicht ernähren.»
Daniel Salzmann
«Bio kann die Welt nicht ernähren»
Ein Gast an der Eröffnungsfeier war auch Philipp Hauert, Geschäftsleiter der Firma Hauert Dünger. Er leitet das Unternehmen in zwölfter Generation. Moderatorin Andrea Vetsch wollte mit ihm unbedingt über Nachhaltigkeit reden. Als er dazu allgemeine Antworten gab, forderte sie ihn heraus und fragte, wann er den nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit mache, etwa indem er nur noch Bio-Dünger anbieten würde.
Er antwortete: «Nein, das werde ich nicht machen. Das wäre zu dogmatisch. Denn so kann man den Planeten nicht ernähren.» Schon zuvor hatte ein anderer Gast eine rhetorische Spitze gegen Bio geäussert. Und zwar sagte Akkordeon-Musiker Mario Batkovic, dass er sich auf die Militärkäseschnitte an der BEA freue, und wurde dann gefragt, ob er auch Berner Platte möge. «Ja, ich esse gerne Berner Platte mit Senf, und aus aktuellem politischem Anlass sage ich, es muss nicht Bio sein!»
Cashew am Matterhorn
Ein am Anlass mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstelltes Bild zur Milchwirtschaft in 50 bis 100 Jahren zeigte eine Kuh aus Cashewnüssen vor dem Matterhorn. Niemand auf der Bühne wies darauf hin, dass rund ums Matterhorn weder Cashew noch Lupinen wachsen können, sondern Gras wächst, das nur mit Wiederkäuern wie Kühen für die menschliche Ernährung genutzt werden kann.
Adrian Affolter geehrt und verabschiedet
Der CEO von Bernexpo, Tom Winter, verabschiedete den bisherigen Messe-Leiter Adrian Affolter. Dieser hat früher beim Berner Bauernverband als stellvertretender Geschäftsführer und als Geschäftsführer der Lobag Milch AG (heute: Aaremilch) gearbeitet. Er also kennt den Wert und die Bedeutung der Milchwirtschaft für die Schweiz und für die BEA bestens und steht nicht im Verdacht, nur noch vegane Käsealternativen fördern zu wollen.
Affolter hat fünf BEA-Ausgaben erlebt, ohne Pandemie wären es sieben gewesen. Er übernimmt die Geschäftsführung des Eidgenössischen Schwingfests in Thun im Jahr 2028, ein Traumjob sei das für ihn, sagte er sinngemäss an der Eröffnungsfeier. Er bekam ein Erinnerungsbild aus Holz, das aus der nun abgerissenen, legendären Festhalle stammt.
BEA-Eröffnungsfeier: CEO Tom Winter (rechts) verabschiedet Messe-Leiter Adrian Affolter.
Daniel Salzmann
Kommentare (1)