60 Rappen Milchpreis sind für viele Realität. Um bestehen zu können, holten sie sich Infos an den Milchviehtagen. Mit effizienter Rationen kann dem zumindest etwas entgegen gewirkt werden.
Der Preiskampf werde auf dem Rücken der Milchproduzenten ausgetragen, betonte Tagungsleiter Philipp Frey von der Melior gleich zu Beginn der 5. Schweizer Milchviehtage auf der Rütti. Was heisst das für die Milchbauern? «Sie müssen zumindest mittelfristig mit einem Milchpreis von rund 60 Rappen leben. Geht das? Wenn ja, welche Strategie führt zum Erfolg?
System wählen
Markus Höltschi vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) in Hohenrain LU räumt gleich mit zwei Vorurteilen auf: «Nicht der, der am billigsten produziert, verdient am meisten. Und Grösse oder Milchleistung allein ist nicht alles.» Ungeachtet des Systems gilt: Eine Strategie – etwa eine hohe Milchleistung pro Kuh – ist keine Gewähr für den Erfolg. Höltschi betont: Jeder muss sein eigenes Produktionssystem konsequent umsetzen. Zentral dabei sind die Direktkosten, die Arbeitskosten und die Technikkosten.»
Futterkosten sparen
Heute machen die Futterkosten 40 bis 60 Prozent des Milcherlöses aus. 5 bis 10 Rappen Futterkosten pro Kilo Milch, schätzt Peter Bringold von der Firma Melior, kann man noch einsparen. Das Mittel dazu: die Rationseffizienz. Sie besagt, wie viel Milch aus einem Kilo Futter-TS zu welchem Preis gemolken werden kann. Die Basis zu einer guten Rationseffizienz muss man mit dem Grundfutter legen. «Hier kann die Effizienz noch gesteigert werden, indem man bei Neu- und Übersaaten die richtige Mischung und beim Mais die richtige Sorte wählt.» Kann die Kuh besseres Futter (6,2 statt 6MJ NEL/kg TS) besser verwerten, spart der Bauer 2 bis 3 Rappen pro Kilo Milch. In einem zweiten Schritt wird das Grundfutter durch passendes Ergänzungsfutter ausbalanciert. Nur wenn die Nährstoffe im Pansen gleichzeitig zur Verfügung stehen, kann die Kuh sie optimal verwerten. Mit gezielt dosiertem, gut gewähltem Ergänzungs- und Leistungsfutter lassen sich weitere 1 bis 3 Rappen sparen.
Etabliertes Sexing
Genauso wie die Betriebsstrategie und die Futtergrundlage zum Betriebsleiter passen müssen, muss es auch die Kuh. Bei der Zucht haben die Bauern mit gesextem Sperma und genomischen Zuchtwerten neue Instrumente zur Hand. «Gesexte Samendosen etablieren sich», weiss Stefan Buri von Swissgenetics, «der Anteil Kuhkälber liegt bei über 90 Prozent, die Non-return-Rate etwa 10 Prozent tiefer als bei konventionellen Dosen.»
Optimis dosiert wählen
Buri weiter: «Genomisch optimierte Abstammungszuchtwerte haben eine höhere Sicherheit als die bisherigen Abstammungszuchtwerte.» Sie liegen bei Braunvieh und Red Holstein bei der Milch bei 62 Prozent. Wer in der Schweiz von der Genomik Gebrauch machen und den Zuchtfortschritt beschleunigen wolle, solle Optimis-Stiere wählen, riet Buri. Optimis kommen unmittelbar nach dem Prüfeinsatz auf den Markt. Buri warnt aber: «Trotzdem ist die Sicherheit bei nachzuchtgeprüften Stieren höher. Um das Risiko zu reduzieren, sollte man verschiedene Optimis-Stiere wählen und diese nur in einem bestimmten Umfang einsetzen.» Geht es nach Swissgenetics, sollen in Zukunft auch Spermakapseln erhältlich sein, mit denen der Besamungszeitraum grösser wird. Bisherige Versuche verliefen Erfolg versprechend.