Die graugrüne Borstenhirse fasst immer mehr Fuss in Wiesen und Weiden. Nun laufen Versuche zur Bekämpfung.
Im Sommer 2018 herrschten ideale Bedingungen für die Borstenhirse und andere futterbaulich wertlose Hirsearten: Es war trocken und heiss; den guten Futtergräsern und Kräutern fehlten spätestens nach dem zweiten oder dritten Schnitt Wasser für das Wachstum.
Die über längere Zeit kurzen Grasbestände liessen viel Licht auf die oft reichlich mit Borstenhirsesamen angereicherten Böden; die Borstenhirsen fanden ideale Bedingungen zum Keimen. «Chriisdick» füllten die Keimlinge rasch alle Lücken, bestandesbildend präsentierte sich die Borstenhirse wenige Wochen später auf vielen Flächen.
Viele Kantone betroffen
Die Borstenhirse stellt Landwirte in vielen Kantonen vor enorme Herausforderungen. Im Hitzesommer 2018 suchten betroffene Betriebsleiter aus zahlreichen Kantonen Rat im Umgang mit diesem zähen Ungras ohne Futterwert, das bei Kühen beim Fressen sogar zu Mund- und Rachenverletzungen führen kann.
Beobachtungen von Praxisparzellen lassen erste provisorische Schlüsse und Erkenntnisse zu. Beweidete Parzellen mit dichter Grasnarbe zeigen tendenziell einen geringeren Borstenhirsebesatz als Schnittwiesen mit einer lockereren Grasnarbe. Ausgewogene, dichte Bestände mit Gräsern, Klee und Kräutern scheinen Borstenhirsen besser zu unterdrücken als grasbetonte und verfilzte Bestände. Höher geschnittene Wiesen zeigen gegenüber tiefer geschnittenen eine Tendenz zu weniger Borstenhirsebefall.
Ausreissen von Hand
Auf nur von einzelnen Hirse-Pflanzen und -nestern befallenen Parzellen erweist sich das Ausreissen von Hand – allenfalls kombiniert einer Übersaat in die Lücken von Hand – immer noch als die effektivste Bekämpfungsmassnahme. Eine Neuansaat Anfang September mit einer passenden Kunstwiesenmischung scheint sich gut zu bewähren.
Die Hochschule Hafl hat die Keimfähigkeit von Borstenhirsesamen in Silage und Gülle untersucht. Diese ersten Testversuche zeigen eine starke Reduktion der Keimfähigkeit durch die beiden Behandlungen. Die Untersuchungen sollen in einem zweiten Schritt mit Silagen und Güllen unter Praxisbedingungen weitergeführt werden.
Hoher Schnitt, weniger Lichteinfall
Erste Tendenzen nach zwei Projektjahren bei den Kleinparzellenversuchen weisen darauf hin, dass die Verfahren mit hohem Schnitt (8cm) gegenüber jenen mit tiefer Schnitthöhe (3cm) eine Tendenz zu weniger Borstenhirsebefall zeigen. Dies vermutlich, weil nach dem hohem Schnitt wenig Licht auf den Boden fällt und so eine wichtige Keimbedingung für die Borstenhirsesamen fehlt. Der durch die hohe Schnitthöhe verlorene TS-Ertrag konnte in den ersten beiden Versuchsjahren mengenmässig nicht voll kompensiert werden. Die Auswirkungen des hohen Schnitts auf die Futterqualität wird erst im dritten und vierten Projektjahr analysiert. Das Schnittintervall und der Herbizideinsatz zeigten in den ersten beiden Versuchsjahren keinen Einfluss auf den Borstenhirsebefall.
*Annelies Uebersax arbeitet bei Agrofutura, Olivier Huguenin bei Agroscope und Herbert Schmid am BBZN Hohenrain. Das Forum Nidwalden setzt mit Agroscope, der AGFF und dem BBZN Hohenrain unter Begleitung durch die Agrofutura im Kanton Nidwalden das Projekt «Klima- und standortangepasste Bewirtschaftung gegen Problempflanzen im Grünland» um.