Nur aus einem guten Kalb gibt es einen guten Mastmuni. Der Aufzucht ist deshalb grosse Bedeutung beizumessen. Je intensiver sie erfolgt, desto besser. Ein Versuch zeigt, dass konzentriertere Kälbermilch viel bringt.
Die diesjährige UFA-Toro-Tagung fand im Kanton Schaffhausen statt. Die Munimäster waren zu Gast auf dem Betrieb von Bernhard und Lilo Schlatter und Sohn Roman in Beringen SH. Bei ihnen fiel 2010 der Entscheid, auf Munimast umzustellen und in zwei zugekauften Hallen einen Tiefstreu-Stall für 200 IP-Suisse-Muni aufzustellen. Der Kuhstall wurde – ebenfalls grösstenteils in Eigenregie – in einen Kaltstall für die Kälber umgebaut.
Eigener Weizen verfüttert
In der Mast wird eine TMR aus 65 Prozent Mais- und 14 Prozent Grassilage, 6 Prozent Heu und 15 Prozent betriebseigener Ergänzungsmischung gefüttert. Die besteht aus 45 Prozent Weizen, 18 Prozent Mais sowie einem Proteinkonzentrat. «In der Ausmast reichen die 15kg TMR, die die Muni täglich fressen. In der Vormast dosieren wir noch 1,1kg Ergänzungsmischung pro Tier und Tag nach», so Bernhard Schlatter.
Schlatters kaufen nur AA-Tränker zu. Qualität lohne sich, so habe man 2013 einen durchschnittlichen Tageszuwachs von 1360g, ein Schlachtgewicht von 296kg sowie grösstenteils C- und H-Klassierungen erzielen können. Die Tränker werden mit 72kg eingestallt. «Die Aufzuchtration besteht aus Heu, etwas Mais zur Angewöhnung, Kälbermilch und Kraftfutter. «Kraftfutter und Milch gibts ab einem Automaten», nannte Schlatter eine Besonderheit, «Kälber, die viel fressen, erhalten weniger Milch.»
Viel Energie hält gesund
Das Ziel müsse sein, dass die Kälber durch eine intensive Aufzucht in der Lage seien, ihr genetisches Potenzial abzurufen, erklärte Jürgen Plesse von der Firma Förster Technik. Er erklärte in diesem Zusammenhang die metabolische Programmierung. Darunter versteht man eine Anpassungsreaktion des Tieres auf das Ernährungsniveau, das vor der Geburt und bis zum 40. Lebenstag besteht. Sie beeinflusst die Organfunktionen und die Regulation lebenslang. «Eine intensive Fütterung in den ersten Lebenstagen wirkt sich deshalb lebenslang positiv auf die Stoffwechselleistung aus», so Plesse.
Eine intensive Aufzucht ermögliche dem Kalb zudem, im Fall einer Infektion sämtliche Abwehrfunktionen zu aktivieren. Wenn die Energie fehle, sei das nicht möglich: «Wir haben fast doppelt so viele Krankheitsfälle in Beständen, in denen die Kälber schlecht ernährt werden.» Die Wirkung des Heus auf den Pansen beginnt laut Plesse erst ab dem 80 Lebenstag. Die Länge und die Anzahl der Pansenzotten hingegen werde schon in der Tränkephase durch die Milch und das Kraftfutter festgelegt.
Dass eine intensive Aufzucht Sinn macht, zeigte auch Stefan Inauen von der UFA. Er stellte einen Versuch vor, bei dem auf dem Munimastbetrieb von Felix Krenger in Schleitheim SH zwei Gruppen AA-Tränker eingestallt wurden. Die Fütterung der beiden Gruppen unterschied sich – bis auf die Pulverkonzentration in der Milch – nicht.
Mehr Pulver in der Milch
Die Versuchsgruppe erhielt 150g Pulver pro Liter Wasser, die Kontrollgruppe 100g. Das hatte grosse Auswirkungen, wie Inauen zeigte: «Die Kälber der Versuchsgruppe konnten einen Tag früher, aber ein Kilo schwerer abgesetzt werden als die der Kontrollgruppe.» Die Unterschiede setzten sich während der ganzen Mastdauer fort. Die Kälber, die mehr Milchpulver erhielten, erzielten ab dem Einstallen bis zur Schlachtung einen Tageszuwachs von 1380g (Kontrollgruppe 1295g).
Bei den Schlachtkörpern zeigten sich Qualitätsunterschiede zugunsten der intensiv abgetränkten Kälber. Dies bei einer um 21 Tage kürzeren Mastdauer. Auch die Streuung zwischen den einzelnen Muni war bei der intensiv abgetränkten Gruppe viel geringer.
«Eine intensive Aufzucht lohnt sich definitiv», befand Inauen. Zwar lag der Milchpulververbrauch in der Intensivaufzucht höher, dafür brauchte die Gruppe mit den intensiv abgetränkten Kälbern während der ganzen Mast 1t weniger Leistungsfutter und 6t weniger Mais. Inauens Schlussbilanz: «Beim Deckungsbeitrag kommen wir so auf einen Unterschied von 27.95 Franken pro Munimastplatz und Jahr.»