Steigende Umsatzzahlen im Ausland. Wachstum in der Schweiz im zweistelligen Prozentbereich. Für eine Käserei in Dotzigen BE war 2015 ein gutes Jahr. Eine langfristige, glasklare Qualitätsstrategie machte dies möglich.
Man muss sie derzeit suchen, die Erfolgsgeschichten innerhalb der Schweizer Milchbranche – und doch gibt es sie. Ein Beispiel: die bonCas AG. Ein Unternehmen, das am Standort Dotzigen Milch zu Weichkäse verarbeitet. Unter der Marke Moser setzt die Käserei auf hoch spezialisierte Produkte, die sie im In- und Ausland verkauft. «Unser wichtigster Exportmarkt ist Deutschland, wir verkaufen unseren Käse aber auch nach Russland, in die USA, nach Litauen, Skandinavien, Hongkong oder Singapur», sagt Ueli Moser ruhig und sachlich.
«2015 war ein gutes Jahr»
Moser, der 2001 einen bestehenden Betrieb im Berner Seeland übernahm und diesen zusammen mit seiner Frau Patricia zu einem Unternehmen mit 25 Angestellten aufbaute, scheint genau zu wissen, was er tut und sagt oder eben nicht sagt. Denn Zahlen gibt Moser keine bekannt. «Wir wollen ja nicht unser Unternehmen, wir wollen unsere Produkte verkaufen. Zudem ist es immer heikel, Zahlen herauszugeben. Verarbeitete Milchmenge, Milchpreise oder Absatzmengen sind wenigsagend, können jedoch relativ einfach falsch interpretiert werden», so Moser, verrät aber, dass für ihn 2015 ein gutes Jahr war.
Man habe zwar auch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu spüren bekommen, habe aber insgesamt in den Exportmärkten 1,5 Prozent zulegen können. Ausser im Hauptmarkt Deutschland habe man aber Einbussen hinnehmen müssen. «In der Schweiz sind wir hingegen im zweistelligen Prozentbereich gewachsen», so Moser. Etwa ein Drittel setzt die Käserei heute im Ausland um, zwei Drittel auf dem Heimmarkt, wo Moser unter anderem mit Grossverteilern zusammenarbeitet, bei denen er ins heissbegehrte Premiumsegment liefern kann.
Strategie auf 21 Jahre
«Es ist klar, dass wir in der Schweiz – und in der EU sowieso – ein absoluter Nischenplayer sind und den Fokus voll auf Qualität setzen müssen.» Der bonCas AG zugutegekommen sei auch, dass französische Weichkäse-Spezialisten begonnen hätten, Billigdiscounter zu beliefern. Dies sei vom Markt nicht goutiert worden, und man habe hier, gerade in Deutschland, in die Bresche springen können.
Aber den Erfolg der bonCas AG dem Zufall zuschreiben zu wollen, damit würde dem unternehmerischen Geschick der Familie Moser sicher nicht Genüge getan. Ueli Moser, der insistiert, noch immer Käser zu sein, hat lange für den Erfolg gearbeitet. «Die ersten zehn Jahre waren pickelhart.» Mit dem Fokus auf der Produktqualität habe man sich an einer langfristigen Strategie von 21 Jahren ausgerichtet und daraus kurzfristigere Teilziele abgeleitet.
Praktisch bei null angefangen
Man setze auf eine offene Kommunikation nach aussen, aber auch gegenüber den Mitarbeitenden. «Unsere Arbeiter müssen sich mit dem Unternehmen identifizieren. Jeder von ihnen ist bei uns Unternehmer und wird dazu angehalten, Abläufe zu hinterfragen. Fehler sind erwünscht, aus ihnen lernt man.» Nebst dem Personal setzt die bonCas AG bei der Finanzierung einen strategischen Schwerpunkt.
«Wir haben praktisch bei null angefangen. Unsere Bestrebungen lagen von Beginn weg darin, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen», erklärt Moser. So habe man weniger auf Wachstum gesetzt, dafür sämtliche Investitionen aus selbst erwirtschafteten Mitteln bezahlen können.
Moser sieht in der Kapazitätserweiterung auf der Basis von Fremdkapital einer der Gründe, wieso die Branche derzeit zu kämpfen hat. «Erweitern Sie die Produktion, kommt der Preis unter Druck. Um dann die Zinsen und Tilgungen leisten zu können, muss man wiederum mehr herstellen – ein Rattenschwanz», so Moser.
Boncas AG
Die bonCas AG ist ein Weichkäsebetrieb mit Sitz in Dotzigen im Berner Seeland. Für die Produktion beziehen Geschäftsführer Ueli Moser und sein Team ausschliesslich Milch aus der Umgebung des Biomilchpools und der Aaremilch. Daraus entstehen traditionelle Weissschimmelkäse, angeschmierte oder in Weisswein eingelegte Vollfett- oder cremige Rahmweichkäse. Bereits im Jahr 2007 gelingt dem Unternehmen – in Zusammenarbeit mit dem Schwyzer Milchhuus – der offizielle Start in das Exportgeschäft. Ein kleiner Schritt, der das Unternehmen aber zum grossen Erfolg führen sollte. Die regelmässigen Preise der Swiss Cheese Awards bzw. bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) sowie der stetige Anstieg der Mitarbeiterzahlen sind unter anderem Beleg für den Erfolg. rab