Nach dem Gegenwind durch die Coronapandemie im vergangenen Jahr hat Bell im ersten Halbjahr 2021 auf allen Ebenen zugelegt. Der Fleischverarbeiter konnte Umsatz und Gewinn steigern.
Der Umsatz wuchs 3,1% auf 2,02 Mrd. Fr., wie das mehrheitlich zu Coop gehörende Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Der Betriebsgewinn (Ebit) verbesserte sich 8,9% auf 64,7 Mio. Fr.
Dabei erhielt Bell Rückenwind von der Entwicklung der Fremdwährungen, die im Vorjahr noch für ein Minus gesorgt hatten. Unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 50,0 Mio. Fr. nach 34,9 Mio. vor einem Jahr. Damit hat Bell die Analystenerwartungen der ZKB und von Research Partners in Umsatz und Gewinn übertroffen.
Detailhandel im Hoch
Der Geschäftsbereich Bell Schweiz, der 51 Prozent zum Warenumsatz beisteuert, machte ein Plus von 3,1% auf 1,05 Mrd. Fr. Dabei konnte Bell im Detailhandel mehr verkaufen, weil die Menschen wegen der Homeoffice-Pflicht häufiger zu Hause gekocht haben. Ausserdem war der Einkaufstourismus eingeschränkt. Hauptverantwortlich für die positive Entwicklung sei das «starke Kerngeschäft» mit Fleisch im Schweizer Detailhandel, erklärte Bell-CEO Lorenz Wyss. Das Absatzvolumen betrug 63.6 Millionen Kilogramm und lag damit um 0.9 Millionen Kilogramm (+1.5%) über der Vorjahresperiode.
Auf der anderen Seite hat das Geschäft von Food Service sowohl in der Schweiz als auch Europa zu spüren bekommen, dass die Pendler daheim blieben und weniger Schnellverpflegung für unterwegs kauften. Zudem waren viele Restaurants monatelang geschlossen.

Convenience erholt sich
Gegen Ende des ersten Halbjahres zeichnete sich aufgrund der Lockerungen der Coronamassnahmen eine Erholung der Food-Service- und Convenience-Sortimente ab, wie Bell weiter schrieb: «Dadurch konnte insbesondere der Geschäftsbereich Convenience wieder wachsen.»
Der Umsatz von Convenience kletterte in den ersten sechs Monaten 4,2% auf 541,6 Mio. Fr. Denn im Vorjahr hatten die Auswirkungen der Pandemie die Geschäftsentwicklung in den ersten vier Monaten deutlich stärker belastet als im laufenden Jahr. Ab Mai profitierte der Geschäftsgang von den Lockerungen.

Bell Food Group
Fleischalternativen legen zu
Im Geschäftsbereich Bell International konnte die Aufwärtstendenz weitergeführt werden. Der Bereich, der 23 Prozent zum Umsatz beiträgt, steigerte den Umsatz 2,1% auf 491,8 Mio. Fr. Das waren 8,9 Millionen mehr als im Vorjahr. «Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten insbesondere das erfreulich verlaufene Geflügelgeschäft in Österreich und Deutschland sowie die Bereiche Serranoschinken und Schinkenwürfel», schrieb Bell. Das Absatzvolumen konnte um 5.0 Millionen Kilogramm gesteigert werden und lag damit um 4.9 Prozent höher als 2020.
Starr gewachsen ist die Coop-Tochter nach eigenen Angaben mit Fleischalternativen in der Schweiz und in Deutschland. «Die Bell Food Group nimmt erfolgreich auch gesellschaftliche Trends auf», heisst es in der Mitteilung. Das Sortiment der in der Schweiz produzierten Marke «The Green Mountain» wurde ausgebaut. Es umfasst neben Burgern, Hackfleisch und Fleischkäse nun auch Würste und das erste pflanzenbasierte Steak der Schweiz. Im September wird das Sortiment mit einer veganen Pouletbrust ergänzt werden, womit eine neue Warengruppe erschlossen wird

Coop
Einkaufstourismus nähert sich Vor-Krisenniveau
Die Gruppe geht davon aus, dass die sich seit dem zweiten Quartal abzeichnenden Normalisierungstendenzen in Bezug auf die Coronapandemie anhalten werden. Damit wird sich der Kunden- und Sortimentsmix vom Detailhandel wieder in Richtung Gastronomie und Industrie bewegen, erklärte Wyss. Zudem werde der Schweizer Einkaufstourismus in der zweiten Jahreshälfte wieder zunehmen und sich dem Niveau von vor der Pandemie nähern.
«Von der schrittweisen Öffnung werden die Bereiche Food Service und Frisch-Convenience profitieren, bei denen bereits im Sommer deutliche Erholungstendenzen zu beobachten waren», schrieb Bell. Deshalb werde Bell Schweiz den sehr starken Geschäftsgang nicht in gleichem Mass fortführen können, erklärte Wyss. Besonders die Auswirkungen des Einkaufstourismus liessen sich nur schwer abschätzen.
Im Geschäftsbereich Bell International hingegen geht Wyss von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung auch im zweiten Halbjahr aus. Für den Geschäftsbereich Convenience zeigt sich Bell optimistisch, dass die anstehenden Öffnungsschritte dem Geschäftsgang weitere positive Impulse verleihen werden.


