Der Nettoumsatz stieg in der Periode von Januar bis Dezember 2023 um 4,6 Prozent auf 4,51 Milliarden Franken. Organisch bzw. währungsbereinigt lag das Plus bei 5,5 Prozent, wobei die Preise um 4,4 Prozent zulegten und das Absatzvolumen lediglich um 1,1 Prozent.
Auf Ergebnisstufe fiel der EBIT mit 164,7 Millionen Franken um 1,1 Prozent über dem Vorjahr und der Reingewinn mit 129,6 Millionen um 1,4 Prozent darüber aus. Die EBIT-Marge sank damit leicht auf 3,6 Prozent.
Convenience legt zu
Für die Aktionäre soll es eine zum Vorjahr unveränderte Dividende von 7,00 Franken je Aktie geben, wie der zur Coop-Gruppe gehörende Fleischverarbeiter und Convenience-Spezialist am Mittwoch mitteilte.
Alle Geschäftsbereiche hätten einen «Beitrag zum positiven Ergebnis» geleistet, heisst es in der Mitteilung weiter. Der bald abtretende CEO Lorenz Wyss sagt dazu: «Besonders freut mich, dass die Convenience-Bereiche deutlich zugelegt und ihre frühere Wachstumsdynamik wieder aufgenommen haben.» Insgesamt hat die Gruppe 2023 ein Absatzvolumen von 547 Millionen Kilo realisiert, 6 Millionen Kilo mehr als im Vorjahr.
Wechsel an der Spitze
Der heutige CEO Lorenz Wyss wird im Juni 2024 nach 13 Jahren zurücktreten. Marco Tschanz wird per 1. Juni 2024 neuer CEO der Bell Food Group und übernimmt gleichzeitig auch die Führung des Geschäftsbereichs Bell Schweiz. «Mit dieser Wahl setzt der Verwaltungsrat auf eine bewährte Persönlichkeit im Unternehmen, garantiert gleichzeitig Kontinuität und legt die Basis für eine dynamische Weiterentwicklung», schreibt das Unternehmen.
Günstigeres Sortiment bevorzugt
Bell spricht aber von einem «anspruchsvollen Umfeld». Das ganze Geschäftsjahr sei geprägt gewesen von Inflation, volatilen Marktbedingungen und geopolitischen Spannungen. Das erste Halbjahr habe zudem unter ungünstigen Witterungsverhältnissen gelitten - all diese Faktoren hätten die Konsumstimmung getrübt. Der teuerungsbedingte Anstieg der Kosten sei derweil mit konsequentem Kostenmanagement, Effizienzsteigerungen und zeitnah umgesetzten Preisanpassungen «grösstenteils» kompensiert worden. Die «starke operative Performance» zeige sich auch in der Steigerung des operativen Cashflows um 23 Millionen Franken, heisst es.
Die höheren Preise und die schwindende Kaufkraft hat sich auf das Konsumverhalten ausgewirkt. Konsumentinnen und Konsumenten hätten vermehrt günstigere Sortimente bevorzugt, schreibt Bell. Zudem habe der Einkaufstourismus ins benachbarte Ausland wieder zugenommen. «Wenn auch nicht auf dem Niveau von vor der Corona-Pandemie», so Bell.
Bell Schweiz: Geflügel und Frischfleisch
Bell Schweiz hat den Umsatz 2023 um 2,2 Prozent oder 46,6 Mio. Fr. auf 2,2 Mrd. Fr. gesteigert. Damit entfällt die Hälfte des Umsatzes auf die mit Abstand grösste Sparte. Die grössten Treiber waren wie seit Jahren Geflügel und Seafood sowie das Frischfleischgeschäft. «Als Leader im Grillsegment haben wir bei Bell Schweiz unseren Marktanteil weiter ausgebaut», sagt Konzernchef Wyss. Die Charcuterie bewegte sich vor allem dank dem Segment Schinken auf Vorjahresniveau.
Im Absatzkanal Food Service habe rasch auf neue Bedürfnisse der Gastronomie eingegangen werden können. «Im Absatzkanal Retail gelang es, das bereits sehr gute Vorjahr noch zu übertreffen», schreibt Bell. Die anhaltend hohe Teuerung habe auch in der Schweiz zu einem Trend zu günstigeren Sortimenten geführt. «Der Aktionsanteil ist zwar in etwa gleich geblieben, im Standardsortiment wählten die Konsumentinnen und Konsumenten aber öfters preislich attraktivere Produkte», heisst es im Geschäftsbericht.
Neuer Schlachthof
Die Produktionsinfrastruktur am Standort Oensingen SO wird erneuert und weiterentwickelt. Geplant sind ein Slicing Center, eine Kommissionierungsplattform sowie ein Tiefkühllager. Zudem wird ein neuer Rinderschlachthof als Ersatz für den bestehenden gebaut. Das Investitionsvolumen beläuft sich voraussichtlich auf bis zu 680 Millionen Franken. Es gibt drei Ziele:
- Erneuerung der Substanz in der Rindfleischproduktion: Der bestehende, zentral gelegene Rinderschlachthof läuft seit Jahren unter Volllast und hat die geplante Nutzungsdauer gemäss Bell erreicht. Ein Erneuerungsbau soll die bestehende Substanz erneuern, die Produktionsabläufe optimieren
- Schaffung einer zentralen Slicing- und Kommissionierungsplattform.
- Insourcing externer Lager sowie Aufbau von Tiefkühlkapazitäten
Fokussierung auf Rohschinken
Der Geschäftsbereich Bell International hat laut Mitteilung ein sehr gutes Ergebnis. «Dem Anstieg des Preises für Schweinefleisch in Europa konnte dank der strategischen Konzentration auf das Segment Rohschinken getrotzt und so die höheren Beschaffungspreise gezielt im Markt realisiert werden», schreibt Bell. Die seit Längerem erfolgte Fokussierung auf Rohschinken und nachhaltige Geflügelprodukte bewähre sich. In beiden Segmenten wurden in den Heimmärkten Marktanteile gewonnen. Der Umsatz stieg insgesamt um 7,5% oder 78 Mio. Fr. auf 1,13 Mrd. Fr.
Der Geschäftsbereich Eisberg hat 2023 dank Marktanteilsgewinnen in Ungarn und Rumänien zugelegt. Die hohe Teuerung in Osteuropa belastete aber die Absätze im Food Service. Der Beschaffungsmarkt war aufgrund der Teuerung und der schwierigen Verfügbarkeit der pflanzlichen Rohmaterialien herausfordernd. Der Umsatz erhöhte sich um 14,8 Mio. Fr. (+4,6%) auf 336,5 Mio. Fr.
Fleischalternativen nicht mehr gewachsen
Trotz inflationsbedingten Verschiebungen hin zu preisgünstigeren Segmenten übertraf der Geschäftsbereich Hilcona den Umsatzrekord vom Vorjahr nochmals, hält Bell fest. Ein starkes Wachstum gab es bei ultra-frischen Produkten wie Birchermüesli, Mahlzeiten und Sandwiches in Manufakturqualität. Auch der Food Service und das Industriekundengeschäft hätten sich erfreulich entwickelt. Nach Jahren intensiven Wachstums bleibt der Gesamtmarkt für Fleischalternativen zurzeit stabil. Insgesamt hat legte Hilcona um 26,6 Mio. Fr. (+5,1%) auf 546,8 Mio. Fr.
Hügli konnte ihre Marktposition auch 2023 weiter ausbauen. In der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden und in Osteuropa wurde nebst Marktanteilsgewinnen auch ein Mengenwachstum erzielt. «Aufgrund des hohen Betriebsverpflegungsanteils in Deutschland liegen die Absatzmengen trotz Marktanteilssteigerungen in diesem Markt immer noch leicht unter dem Vorcoronajahr 2019», schreibt Bell. Der Umsatz erhöhte sich um 9,3% oder 34,6 Mio. Fr. auf 405 Mio. Fr.
Wenig konkret fällt wie üblich der Ausblick aus. Man sei «bestens gewappnet» für die Zukunft, heisst es. Bell habe 2023 erneut bewiesen, dass sie «mit ihrem einzigartigen Geschäftsmodel hervorragend im Markt aufgestellt ist und auch bei anspruchsvollen Rahmenbedingungen sehr gute Resultate erzielt».