Der Fleischverarbeiter Bell hat im Jahr 2021 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zugelegt. Die Coop-Tochter erzielte 2021 ihr bisher bestes Ergebnis überhaupt. Im Ausblick bleibt Bell sehr vage. Dafür erhalten die Aktionäre erneut eine höhere Dividende. In Oensingen SO beginnt im Frühling der Bau eines neuen Rinderschlachthof.
Die Bell Food Group konnte 2021 an das gute Vorjahr anknüpfen. Der Umsatz erhöhte sich um 3,2 Prozent oder 132 Millionen auf 4.2 Milliarden Franken. Mit CHF 129.5 Millionen liegt der bereinigte Jahresgewinn um CHF 11.8 Millionen (+10.0 %) über Vorjahr. Der bereinigte EBIT vor Sondereinflüssen liegt bei 164.5 Millionen, das sind 4.1 Millionen oder 2.5 Prozent mehr als 2020.
Unter dem Strich blieb ein um 10 Prozent höherer bereinigter Gewinn von 129,5 Millionen Franken. Damit wurde das beste Ergebnis der Firmengeschichte realisiert. Bereinigt wurde um Sondereffekte für die Reorganisation des Eisberg-Standorts Villigen in Höhe von 2,1 Millionen.
Nachdem die Dividende bereits 2020 auf 6,50 Franken erhöht worden war, erhalten die Aktionäre nun mit 7,00 Franken je Anteilsschein erneut mehr. Entsprechend zufrieden zeigt sich Konzernchef Lorenz Wyss: «Es freut mich sehr, dass wir unter diesen herausfordernden Rahmenbedingungen das starke Vorjahr übertroffen haben.»
Umsatzplus in der Schweiz
Zur positiven Geschäftsentwicklung hätten alle Geschäftsbereiche beigetragen, schreibt Bell. Im Geschäftsbereich Bell Schweiz, der rund die Hälfte des Warenumsatzes ausmacht, betrug das Umsatzplus 2,2 Prozent auf 2,13 Milliarden Franken. Hier habe der Bereich Seafood seine Marktführerschaft deutlich ausgebaut. Gewachsen ist Bell auch im Segment Geflügel. «Geflügel als auch Seafood verzeichnen seit Jahren ein solides Wachstum und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Profitabilität des Geschäftsbereichs», schreibt Bell. Das Absatzvolumen erhöhte sich um 0,7 Prozent auf 127,5 Millionen Kilo.
Die Lockerung der Corona-Massnahmen im Frühjahr und Sommer beeinflusste den Geschäftsbereich Bell Schweiz. Der Food-Service-Kanal legte im Laufe des Jahres deutlich zu, erreichte das Niveau von vor der Pandemie aber noch nicht. «Einen Einfluss auf den Geschäftsgang hatte die teilweise Rückkehr des Einkaufstourismus, der sich aber noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie befindet», schreibt Bell im Geschäftsbericht weiter.
Miese Grillsaison, gutes Weihnachtsgeschäft
Die Saisongeschäfte verliefen durchzogen. Das Ostergeschäft habe sich im Vergleich zum pandemiebedingt schwachen Vorjahr deutlich erholt. «Die wichtige Grillsaison verlief allerdings aufgrund des verregneten Sommers unter den Erwartungen», schreibt Bell. Auch das verhaltene Tourismusgeschäft wirkte sich negativ aus. Das Weihnachtsgeschäft verlief hingegen sehr erfreulich, hält Bell fest.
Die Schweiz bleibt aber ein wichtiges Standbein. Bell will kräftig investieren. Bis 2025 sollen 800 Millionen in den Ausbau und die Modernisierung der Produktionsinfrastruktur aufgewendet werden. Am Standort Oensingen SO wird die Produktion erneuert und weiterentwickelt. Bereits weit vorgeschritten ist der Bau eines neuen, vollautomatisierten Tiefkühllagers. Weiter befinden sich eine zentrale Logistikplattform und ein Slicing Center im Bau. Diese Neubauten ermöglichen einen deutlich schnelleren und effizienteren Bestell-Liefer-Rhythmus für Frischprodukte, schreibt Bell.
Oensingen: Neuer Rinderschlachthof
Im März 2022 beginnen die Bauarbeiten für den neuen Rinderschlachthof. «Dieser wird über die höchsten heute am Markt vorhandenen Standards bezüglich Tierwohl, Hygiene und Produktivität verfügen», so Bell weiter. Der Neubau ersetzt den bestehenden Betrieb, der seit Jahren unter Volllast läuft und die geplante Nutzungsdauer erreicht hat.
Bell räumt der Rindfleischproduktion Potenzial ein. Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Schweiz könnten nur als Weidefläche genutzt werden. «Daher ist die Milch- und Rindfleischwirtschaft traditionell stark verankert und wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle in der Proteinversorgung der Bevölkerung spielen», so Bell. Bell Schweiz ist nach eigenen Angaben der führende Anbieter von Rindfleisch in der Schweiz. Mit dem Neubau sichere sich das Unternehmen auf Jahre hinaus die Führungsposition in diesem Segment.
Investiert wird auch im Bereich Convenience. Neben der Modernisierung der Infrastruktur werden neue Kapazitäten für zukunftsträchtige Sortimente wie beispielsweise vegetarische und vegane Produkte geschaffen. Der Hauptsitz von Hilcona in Schaan (FL) wird in einem über mehrere Jahre angelegten Entwicklungsplan modernisiert.
Convenience wächst stark
Bei Bell International verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg um 2,5 Prozent auf 1,0 Milliarden Franken. Insbesondere Bio-Geflügel sei gefragt. Der Geschäftsbereich Convenience mit den Marken Eisberg, Hügli und Hilcona erholte sich vom Einbruch während der Coronakrise und war der wesentliche Treiber für das gute Geschäftsjahr. Hier verzeichnete Bell einen Umsatzanstieg von 7,0 Prozent auf 1,14 Milliarden Franken.
Immer wichtiger werden vegetarische und vegane Produkte. Die pflanzenbasierten Fleischalternativen erzielten ein Wachstum von 25 Prozent.
Ausblick vage
Für 2022 bleibt Bell wie gewohnt sehr vage. Die Märkte blieben wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf absehbare Zeit «volatil und wenig vorhersehbar». Im laufenden Jahr sollen die Auswirkungen allerdings abnehmen und eine langsame Normalisierung eintreten - das werde sich insbesondere positiv auf den Bereich Convenience auswirken.
Der Bereich Bell Schweiz werde hingegen die starke Entwicklung aus den letzten beiden Jahren nicht so fortführen können. Zudem ergänzt CEO Lorenz Wyss: «Es ist möglich, dass gewisse durch die Pandemie hervorgerufenen Veränderungen bestehen bleiben und einen nachhaltigen Einfluss auf unseren Geschäftsgang haben werden.»



Schlechte Ergebnisse wurden bisher immer mit hohen Preisen für die Rohstoffe begründet. Offensichtlich waren das falsch.