Ein Artikel der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) geht mit dem Deutschen Medienwesen hart ins Gericht und meint eine unsachliche Berichterstattung aufdecken zu können. Und zwar geht es um gesellschaftliche brisante Themen, die zurzeit nicht nur zu reden, sondern auch zu demonstrieren geben.
Da sind auf der einen Seite die Deutschen Landwirte, die sich dagegen wehren, dass ihnen ein Teil der Steuervergünstigungen entzogen wird. Auf der anderen Seite stehen die Klimakleber, die sich um den Klimawandel und deren Folgen für die Gesellschaft sorgen. Auch wenn beide Seiten berechtigte Interessen verfolgen, würde in den Medien nicht gleich darüber berichtet, schreibt die «NZZ».
Bauerndemo vs. Klimademo
Auf der einen Seite, also bei den Demonstrationen der Deutschen Bauern, hätten Journalisten folgende Bezeichnungen verwendet: «motorisierter Mistgabelmob», «Wutbauernschaft» oder «Schattenarmee, die nur aufs Kommando zum Losschlagen wartet». Die Klimademonstranten andererseits würden eher mit Samthandschuhen angefasst. Über sie werde geschrieben, dass sie «bewusst mit leisen Tönen» und «Klavier spielend» demonstrieren würden.
Ausserdem seien die Bauernproteste auch gleich mit den Nazis in Verbindung gebracht worden. Dazu sei Folgendes zu lesen gewesen: «Bauern und Nazis: So wollen Rechtsradikale die Trecker-Proteste nutzen». Die Klimakleber hingegen – auch wenn sie extremistisch seien – würden auf grösseres journalistisches Verständnis stossen.

Eine Demonstration, die sich gleichzeitig für die Bauern und für das Klima einsetzt, scheint nicht unmöglich. So wie hier an der Klimademo im November 2020 auf dem Berner Bundesplatz.
Bettina Kiener
Wenn zwei dasselbe tun…
Eine ähnliche Panikmache und Furcht sei bei der «Fähren-Gate» geschürt worden. Anfang Januar wurde Wirtschaftsminister Habeck von Bauern und anderen Protestteilnehmern auf einer Fähre festgehalten. Für die Öffentlichkeit drehte Habeck ein Video, in dem er von «Umsturzphantasien» sprach und vor Extremisten warnte. Eine Recherche des Norddeutschen Rundfunks hätte daraufhin ergeben, dass es gar keinen Erstürmungsversuch gegeben hätte und die Blockade auch nicht rechtsextremistisch motiviert gewesen sei. Trotzdem hätten die Medien diese «Nazi-Theorie» ausgeschlachtet.
Doch auch Klimakleber zeigten extremistische Neigungen und scheuten sich nicht davor, ganze Flughäfen lahmzulegen oder das Brandenburger Tor zu verschandeln. Vom Landgericht München seien die Klimakleber als «kriminelle Vereinigung» eingestuft worden. Die Journalisten würden diesen «Extremisten» jedoch mit einem gewissen Verständnis begegnen, da sie mit ihren politischen Forderungen einverstanden seien. Journalisten seien wohlwollender gegenüber «linken» Demonstrationen, heisst es im Bericht der «NZZ» weiter.

Eine «Klimawandel-bedingte» Überschwemmung ist medienwirksamer und wohl auch einfacher zu verstehen als die Bedrohung der Existenz eines einzelnen Bauernbetriebs.
Monika Gerlach
Bedrohte Bauernexistenz ist nicht medienattraktiv
Wieso also haben es die Bauern bei den Medien so schwer? Die wirtschaftlichen Anliegen der Bauern seien einigen Journalisten nicht geheuer, die politischen Forderungen der Klimaaktivisten dagegen schon. Die Folge sei eine Berichterstattung, die alle Klischees über Journalisten bestätigen würde, nämlich dass sie parteiisch und voreingenommen seien, schreibt die «NZZ».
Das Fazit der «NZZ» lautet, dass deutsche Journalisten einen merkwürdigen Umgang mit den Protesten der Bauern hätten. Von Beginn an seien einige Journalisten den Bauern-Protesten mit einer Mischung aus Missverständnis, Panik und kaum verhohlener Verachtung für die Berufsgruppe begegnet.
Wenn ein Bauer oder eine Bäuerin jeden Cent umdrehen muss, um über die Runden zu kommen, ist das nicht so sichtbar und wohl auch nicht so «medienattraktiv» und sensationell, wie wenn ein ganzes Dorf überschwemmt wird. Es scheint den Journalisten dabei vielleicht auch an Verständnis und Sensibilität für die landwirtschaftlichen Belange zu fehlen. Denn auch ohne Klimakleber funktioniert die Gesellschaft, ohne Bäuerinnen und Bauern hingegen nicht. Trotzdem gilt es auch den Klimawandel ernst zu nehmen.



Wer das Buch "Zwischenwelten" von Juli Zeh gelesen hat, gewinnt einen kleinen Einblick in die Welt der Medienschaffenden. Ich würde diese Zunft so umschreiben, dass sie denkt, der Innenseite ihrer Scheuklappen das Weltgeschehen ablesen zu können. Gefährlich ist das vor allem deshalb, weil immer noch zu viele Leute den Einfluss der Medien unterschätzen. Längst ist man dazu übergegangen, eine Information so wiederzugeben, dass sie die Haltung des Medienhauses am besten unterstützt und stärkt.
Der SB schreibt was seine Abonenten lesen wollen, und was seine Inserenten wünschen, sonst kann er den Bauernblick nicht mehr verkaufen.
Der SB schreibt leider auch zu viel für die SVP und die gossen Verarbeiter.
Es gibt ja die Aussage, Journalisten seien die grössten Huren.
Vielleicht bist du ja ein Freier? Das Gegenteil ist der Fall. Der Schweizer Bauer ist noch die einzige Zeitung, die uns produzierenden Bauern versteht und uns repräsentiert.
Macht nur so weiter, aber bald werdet ihr auf den Knien bettelnd daher kommen für etwas zu Fressen!!!