Hansjakob Marti vertritt die Glarner Bauern seit 16 Jahren in der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB). Heuer legt er sein Amt nieder. Für die Zukunft der Bergbauern sieht er laut «Schweiz am Sonntag» düster.
Marti musste in den 16 Jahren seiner Tätigkeit zuschauen, wie sich auch sein Berggebiet, das Sernftal, entvölkert. «In den 50er Jahren waren es in Matt noch um die 50 Bauern, heute gibt es vielleicht noch einen Viertel davon», sagt er. Und findet das nicht nur schlecht.
«Ein Bauer hatte damals vielleicht drei oder vier Kühe und ein paar Geissen. Da blieb auch noch Zeit, um zwischendurch eine Pfeife auf dem Gadenbänkli zu rauchen.» So funktioniert die Landwirtschaft heute nicht mehr, die Betriebe müssen grösser sein, damit sie rentieren. «Frustrierend ist das nicht», meint Marti. Aber irgendwann gebe es halt eine Grenze für die Grösse eines Betriebs. «Irgendwann hat man nicht nur für die Pfeife auf dem Gadenbänkli, sondern auch für die Znünipause und die Fernsehsendung am Abend keine Zeit mehr.»
Als waschechter Bergbauer habe er sich auch zusätzliche Arbeit gemacht, sagt Marti. Weil sich der Milchpreis in den letzten 20 Jahren halbiert hat, baute er eine eigene Käserei auf, ohne Subventionen, wie er stolz anmerkt. Damit kommen er und einer seiner zwei Söhne über die Runden. Gerade so, meint er.
Vielen anderen Bauern im Glarner Berggebiet gehe es aber schlechter. «Sie leben von der Substanz. Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass das nicht gut gehen kann.» Im Glarnerland sei die Situation besonders kritisch, weil das Berggebiet besonders unwirtlich ist. «Die steilen Hänge hier sind kein Vergleich etwa mit dem Engadin. Die Bauern dort haben Boden, der viel einfacher zu bewirtschaften ist. Und sie bekommen wegen der riesigen Flächen mehr Geld dafür», so Marti.
Einfach zusehen, wie seine Heimat sich entvölkert, will Marti sich laut «Schweiz am Sonntag» nicht. «Darum habe ich mich bei der SAB für das Glarnerland eingesetzt.» Er hat Angst davor, dass die Heimat zum Naturreservat verkommt. Die Leute aus der Stadt würden nicht verstehen, dass in dieser Natur auch Leute leben und arbeiten wollen. «Es kann nicht sein, dass wir deswegen nur noch bessere Gärtner sind», ereifert sich Marti.


