Auch wenn Riklis neue Heimat Woronesch rund 200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, höre er doch gelegentlich jene Kampfdrohnen einschlagen, die von der russischen Flugabwehr nicht abgefangen werden konnten. Angst habe er deswegen aber nicht. Woronesch sei eine Millionenstadt. Die Gefahr, getroffen zu werden, sei klein, erzählt Rikli der «Berner Zeitung».
30 Jahre ist es mittlerweile her, als er das erste Mal nach Russland aufgebrochen ist. Nur zwei Jahre danach hat er sich bereits in Westrussland niedergelassen. Heute bewirtschaftet er mit seiner russischen Frau in Woronesch einen Betrieb mit rund 1’000 Hektaren. Das Bauernpaar pendle dabei täglich von ihrem Wohnort am Rand der Millionenstadt zu ihrem Betrieb, sagt er zur Zeitung.
100 Hektaren düngen ohne GPS
Das Bauern ist dem ETH-Agronom bereits in die Wiege gelegt worden. Als jüngstes von sechs Kindern hat er acht Jahre den elterlichen Hof auf dem Friedberg ob Wangen geführt. Doch auf den zehn Hektaren ist es im bald zu eng geworden. Kein Wunder, dass ihn die riesigen Felder in Russland beeindruckten. Und so hat er sich bald mit seiner Frau in Woronesch niedergelassen.
Was ihn durch den Krieg am meisten beeinträchtigt, seien die Störsender der russischen Flugabwehr. Diese würden nämlich nicht nur die ukrainischen Drohnen in die Irre führen, sondern auch die zivilen Navigationssysteme ausser Kraft setzen, sagt Rikli zur «Berner Zeitung». Bei Feldern von 100 Hektaren Grösse mit Fahrspuren von bis zu einem Kilometer Länge verliere man ohne GPS schon rasch die Orientierung, weiss Rikli. Gerade für das Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sei man auf das Navigationssystem angewiesen. «Vielleicht müssen wir nun wieder Leute beiziehen, die uns helfen und mit Fahnen lotsen», erklärt Rikli der «Berner Zeitung». Ansonsten seien die kriegsbedingten Einschränkungen minimal, gibt der gebürtige Berner weiter zu verstehen.
«Ich wurde bös über den Tisch gezogen»
Hanspeter Rikli ist mittlerweile sehr stark mit der russischen Lebens- und Denkweise verbunden. Er schätzt den direkten und offenen Charakter der russischen Bevölkerung. In der Schweiz sei man viel zurückhaltender und manchmal auch nachtragend, sagt Rikli. Die Sprache scheint für ihn kein Problem mehr zu sein. Bereits im Gymnasium hat er Russisch als Freifach belegt. Nach dem ETH-Studium liess er sich dann zusätzlich als Übersetzer ausbilden. Diese Sprachkenntnisse hätten ihm dann beim Bund und in Russland Türen geöffnet, führt er aus. So half er vor 30 Jahren im Rahmen der Entwicklungshilfe des Bundes beim Wiederaufbau Russlands mit.
Zu jener Zeit ist der Kommunismus zusammengebrochen. Er habe miterlebt, wie Russland von Krise zu Krise geschlittert sei. Skrupellose Russen hätten sich schamlos bereichert. Das Geld regierte das Leben. Verträge und Abmachungen galten nichts, die Rechtsunsicherheit sei gross gewesen. Bei der gesetzestreuen und Not leidenden Bevölkerung hätte die Frustration stetig zugenommen. Auch Rikli sei damals «bös über den Tisch gezogen worden», verrät er der «Berner Zeitung».
Hanspeter Rikli (r.) erklärt zwei Teilnehmern einer «Schweizer Bauer»-Leserreise die landwirtschaftliche Situation in Russland.
Ruedi Haudenschild
Wendepunkt für russische Landwirtschaft
Dann tauchte um das Jahr 2000 Wladimir Putin als Hoffnungsträger auf. Mit dem neuen Präsidenten sei die Situation im Land immer besser geworden, die Wirtschaft sei gewachsen, die Armut ging zurück. Dieser zunehmende Wohlstand und die neue Rechtssicherheit hätten Putin in der Bevölkerung grosse Zustimmung eingebracht, erkenne Rikli.
Der eigentliche Wendepunkt für die russische Landwirtschaft sei dann aber nicht mit dem Ukraine-Krieg erfolgt, sondern bereits acht Jahre zuvor, mit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim.
Beim Weizen gehört Russland heute zu den weltweit führenden Exportnationen.
Hanspeter Rikli
Kaum Ersatzteile für US-Traktoren
Nach Jahren, in denen Russland voll auf Importe gesetzt habe, sei damals die Inlandproduktion hochgefahren worden. Beim Weizen gehört Russland heute zu den weltweit führenden Exportnationen. Ganz offen gesteht auch Rikli, dass auch er von diesem Wandel profitiert habe, mit seinem auf Weizen, Soja und Sonnenblumenkerne ausgerichteten Betrieb.
Da die Industrie damals eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hätte, könnten die westlichen Sanktionen als Folge des Ukrainekrieges dem Land nicht viel anhaben, erkenne Rickli. Für seinen Renault bekommt er weiterhin problemlos Ersatzteile. Einzig bei Ersatzteilen für die US-Traktoren gäbe es Engpässe. Doch dies betreffe ihn nicht.
-> Hier erzählt Hanspeter Rikli dem SRF von seinem Leben in Russland
Auch der «Schweizer Bauer» hat schon über Rikli berichtet:
Bravo es gibt fast zu wenig Hütte um die zu ziehen. Ich bewundere die vielen Schweizer die das Herz in beide Hände genommen haben. In canada, Neuseeland, USA die mussten alle hart arbeiten!
Bitte mehr von solchen Vorbildern berichten als von den grünen, die kaum einen Finger gekrümmt haben und einfach in eine fixfertige Welt gestellt wurden mit viel Geld 💰
Leider bin ich etwas zuspät nach canada jetzt bin ich leider 72zig und mit Corona wurde uns 2 Jahre gestohlen