Berater aus Landwirtschaft und Naturschutz, aber auch praktizierende Landwirte kamen am vergangenen Dienstag an die Liebegg nach Gränichen AG. Niklaus Trottmann, Pflanzenbaulehrer von der Liebegg, Katja Jacot von Agroscope und Rebekka Benz von Argofutura moderierten die Fachtagung zur Biodiversitätsförderung im Ackerbau.
7’500 Betriebe machen mit
Agroscope hat ein Qualitätsmonitoring für die Zeitdauer von 2022 bis 2025 lanciert, an dem sich 7’500 Betriebe aus den Kantonen Aargau, Graubünden und Freiburg beteiligen. «Viele von ihnen haben bisher wenig bis keine Erfahrung im Anlegen und Pflegen von Biodiversitätsförderflächen (BFF). Deshalb braucht es eine kompetente Beratung als Praxishilfe», unterstreicht Katja Jacot.
Wie erreicht man eine BFF-Fläche von hoher Qualität? Welche Mischungen zum Anlegen eines Blühstreifens oder eines Saums eignen sich am besten auf welchen Standorten? Dies waren Fragen, die intensiv unter den rund 60 Teilnehmenden diskutiert wurden.
Zu beachten sind die Neuerungen im Verordnungspaket 2023. So sind neu bis 20 Prozent Kleinstrukturen möglich. Ist der Unkrautdruck zu gross, darf auch bei einjährigen Nützlingsstreifen ein Säuberungsschnitt durchgeführt werden. Ab 2024 dürfen nur noch zugelassene Saatmischungen ausgesät werden. «Beachten Sie aber unbedingt die kantonalen Regelungen. Diese können unterschiedlich sein», mahnt Katja Jacot.
Wie die Vergrasung von Saumstreifen minimieren?
Blühstreifen, Brachen und Säume sollen nicht nur schön fürs Auge sein. Oberstes Ziel ist die Förderung von Nützlingen, das Ablenken von Schädlingen und die Förderung der Artenvielfalt. Auf dem nach Bio-Richtlinien geführten Galegge-Hof in Suhr AG wurden verschiedene Elemente besichtigt.
Wie kann ich der Vergrasung von älteren Saumstreifen wehren, war ein erster Posten, bei dem die Praktiker gefragt waren. Herbstsaaten vergrasen schneller, man sollte grasärmere Mischungen anbieten oder zumindest testen, in der zweiten Augusthälfte mindestens die Hälfte hoch mähen. Keine Vorkulturen, wo die Stickstoffbilanz bereits erhöht ist. Das waren Antworten, die Fachlehrer Niklaus Trottmann zusammentrug. Thomas Töngis Betrieb liegt im Reuss-Naturschutzgebiet in Künten AG.
Dank Pflügen weniger Glyphosat
Thomas Töngis ist überzeugt von der Rotationsbrache, die bei ihm seit mehreren Jahren Bestandteil der Fruchtfolge seines IP-Betriebs mit Ackerbau, Konservenbohnen und -erbsen und Milchwirtschaft ist. «Ich möchte mit wenig Aufwand eine möglichst grosse Wirkung erzielen», sagt er.
Meist nach Mais zieht er mit dem Onlandpflug die Winterfurche. Er nehme wieder vermehrt den Pflug. «Dadurch brauche ich weniger Glyphosat.» Heuer am 27. April habe er mit dem Kombigerät nur die obersten paar Zentimeter bearbeitet und gesät.
Schöne Blüte, doch der Schein trügt: das Einjährige Berufkraut ist ein invasiver Neophyt
Info Flora
Es sei schön aufgelaufen, im zweiten Jahr betreibe er möglichst keinen Aufwand. «Das grösste Problem ist das Berufkraut. Konsequent ausreissen, wenn nötig drei bis vier Säuberungsschnitte. Am schlimmsten sind Lücken im Boden. Diese nützt das Berufkraut und kann sogar Blacken verdrängen», hat er festgestellt. «Brachen sind super für den Boden und für die Nachkultur. Und ich stelle eine grössere Vielfalt von Insekten fest», fasst Töngi zusammen.
Mehrjährige Brachen verändern sich. An einem dreijährigen Beispiel wurde beurteilt, wie hoch der Anteil von unerwünschten Pflanzen und wie gross das Vorhandensein von erwünschten ist. Hier waren Winden und Quecken sowie Distelnester vorhanden. Der Grasanteil war bereits grenzwertig. «Ich empfehle, eine solche Brache zu verlegen, sprich umzubrechen», so das Fazit von Rebekka Benz.
Hier finden Sie die aktuellen Veranstaltungen von Agroscope.