Über 12’000 Bauarbeiter, Handwerker und Angestellte aus anderen Sektoren haben am Samstagnachmittag in Bern, Olten, Zürich, Genf und Bellinzona für mehr Lohn, Respekt und Solidarität demonstriert. Sie forderten die Anerkennung ihrer Leistungen in der Covid-19-Pandemie.
Aufgerufen zu den Demonstrationen hatten die Gewerkschaften Unia und Syna. Wie diese mitteilten, schlossen sich den Demonstrierenden aus der Baubranche auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Dienstleistung, Verkauf und Logistik an – aus den «essentiellen Branchen».
Sie alle hätten während der Pandemie unermüdlich an vorderster Front gearbeitet. Obwohl die Bevölkerung für diese Beschäftigten geklatscht habe, habe sich an deren Arbeitsbedingungen nichts geändert, so die Unia.
Die Coronakrise habe gezeigt, wie stark die Gesellschaft auf die Hunderttausende von schlecht bezahlten Angestellten in Dienstleistungsberufen angewiesen sei. Stress, chronischer Personalmangel, fehlende Gesamtarbeitsverträge (GAV), Tieflöhne und Arbeitsüberlastung gehörten in diesen Branchen indessen zum Alltag.
Bauarbeiter-Löhne steigen nicht
Auf dem Bau steige der Stress in nie gekanntem Ausmass. Die Branche boome zwar und noch nie seien die Auftragsbücher so voll gewesen. Doch die Baubeschäftigten schauten in die Röhre. Zum zweiten Mal in Folge verweigerten die Baumeister eine Lohnerhöhung. Das sei unverständlich, seien doch die Löhne 2021 im Vergleich zum Vorjahr gesunken, schreiben die Gewerkschaften.
Nötig sei ein Paradigmenwechsel für mehr soziale Gerechtigkeit, forderte Unia. Die Abzockermentalität drohe die sozialen Gräben im Land weiter zu vertiefen. Es brauche einen grundsätzlichen Politikwechsel.
Der Online-Handel, die Pharmaindustrie und die Logistik hätten in der Krise profitiert. Schweizer Unternehmen schütteten demnach im vergangenen Jahr 42 Milliarden Franken an ihre Aktionäre aus. Geld für bessere Löhne sei also da, stellten die Gewerkschaften fest.
Sie verlangen mindesten 13 Monatslöhne von 4200 Franken insbesondere in den essentiellen Frauenberufen, mehr Respekt vor der Arbeit von Frauen, Gesamtarbeitsverträge, sichere Arbeitsplätze sowie saubere und gut organisierte Baustellen. Zudem spricht sich die Gewerkschaft gegen ein höheres Frauen-Rentenalter aus.


