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Als Betriebshelfer unterstützt er in schweren Zeiten

Der Solothurner Patrick Hofstetter kam vom Taschengeldjob zur Arbeit als Betriebshelfer. Mittlerweile tut er dies in einer aussergewöhnlichen Erwerbskombination, zu der ihn seine Weiterbildung gebracht hat. Seit 16 Jahren ist er da, wenn es ihn braucht.

Anine Hungerbühler |

Das Feuer für den Beruf ist unverkennbar. Denn ohne diese grosse Leidenschaft wäre Patrick Hofstetter wohl kaum bereits seit 16 Jahren als Betriebshelfer tätig. Während 12 Jahren hat er hauptberuflich Einsätze für Betriebe in der Region Bern über die landwirtschaftliche Betriebsund Familienhilfe Bern geleistet. Der Ansporn dafür? «Ich bin mit Leib und Seele Landwirt», sagt der Landwirt und Agrotechniker.

Nach seiner Lehrzeit ist Hofstetter mehr zufällig als geplant zur Tätigkeit gekommen: «Der Nachbar meines Onkels suchte eine Aushilfe, so bin ich jeweils mit dem Töffli zu ihm gefahren und habe mir ein Taschengeld verdient.» Hofstetter ist im solothurnischen Oensingen aufgewachsen und hat seine Lehrjahre in Schaffhausen und in der Westschweiz absolviert. «Die Abwechslung und die Möglichkeit, Neues zu sehen, haben mich schon immer fasziniert.»

Viel Verantwortung

«In meiner Familie gibt es keinen Landwirtschaftsbetrieb, den ich übernehmen kann.» Er beschloss deshalb, sich nach der Lehrzeit zum Agrotechniker am Strickhof in Zürich auszubilden. Den Betriebshelferdienst sieht er mitunter als Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, auch um in Zukunft einen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen zu können. Mittlerweile arbeitet er in einem Vollzeitpensum im Aussendienst bei der Omya. Die Arbeit als Betriebshelfer aufzugeben, war aber keine Option für den 32-Jährigen.

So absolviert er während seiner Ferien und an den Wochenenden Einsätze für den Betriebshelferdienst des Kantons Baselland. «Im Kanton Baselland ist der Stundenlohn rund 30% höher, als dieser bei der Betriebs- und Familienhilfe des Kantons Bern ist.» Die Arbeit erfordere viel Flexibilität, und man trage viel Verantwortung. «Die Freude überwiegt, aber ich finde es wichtig, dass die wertvolle Arbeit angemessen entschädigt wird.» Gerade auch durch die höheren Löhne in anderen Branchen. Dies sei der Grund gewesen, weshalb er nicht mehr hauptberuflich als Betriebshelfer arbeite.

Notfallzettel erstellen

Eine Tätigkeit über 16  Jahre bietet eine gute Gelegenheit zurückzublicken – ich bin routinierter und gelassener geworden, meint Hofstetter. Zu Beginn hätten ihn jeweils bevorstehende Abkalbungen besonders nervös gemacht. «Mittlerweile habe ich mit ziemlich jeder Melkeinrichtung, die es gibt, einmal gemolken und bin viele Traktoren gefahren.»

Aber auch heute ist es ihm wichtig, sofern es möglich ist, den Betrieb vor einem Einsatz zu besuchen und sich vom Betriebsleiter, der Betriebsleiterin Wichtiges über den Betrieb erklären zu lassen. «Ich mache mir jeweils einen Notfallzettel mit den wichtigsten Telefonnummern, etwa des Tierarztes oder des Milchtransporteurs.» Das empfehle er jedem Betrieb anzulegen, und zwar bevor ein Notfall eintritt.

Einfühlungsvermögen in Ausnahmesituationen

Im Rückblick auf seine Arbeit kommt Hofstetter auch auf seinen schwersten Einsatz zu sprechen. «Ich habe auf einem Betrieb gearbeitet, wo der Sohn der Familie beim Skifahren tödlich verunglückt ist.» In solchen Ausnahmesituationen sei viel Einfühlungsvermögen nötig, um die Familie nicht noch zusätzlich zu belasten. Wichtig sei aber auch, auf sich selbst zu achten und einen Weg zu finden, die schwierigen Erlebnisse zu verarbeiten. «Es hilft, mit einer Vertrauensperson aus dem engen Umfeld über die Situation zu sprechen.»

Mit seiner beschränkten Verfügbarkeit aufgrund seines Vollzeitjobs und wegen der hohen emotionalen Belastung absolviere er keine Einsätze mehr in solchen Fällen. Das sei ihm gar nicht möglich, da sie meist langfristig seien. Neben belastenden Situationen kämen auch Einsätze aus freudigem Anlass wie Hochzeiten vor.

Mittlerweile konnte er sich ein grosses Netzwerk aufbauen, auch dank seiner Tätigkeit als Aussendienstmitarbeiter. «Ich könnte mich selbstständig machen als Betriebshelfer und hätte problemlos genügend Arbeit.» Er berücksichtige heute vor allem seine Kunden, wenn diese einen Betriebshelfer benötigten. Dabei bestünden die Einsätze rund zur Hälfte aus Aushilfen im Stall und zur anderen Hälfte als Erntehelfer bei Lohnunternehmen.

Lohn machts schwierig

Verändert habe sich in den letzten Jahren auch, dass die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen häufiger allein auf den Betrieben arbeiteten und weniger Personen über den Betrieb informiert seien, was die Arbeit bei einem Ausfall für den Betriebshelfer erschwere. Und – es fehlen die Betriebshelfer. «Ich finde es schade, dass der so interessante Job etwas verloren geht.»

Was man dagegen tun könnte? Es sei schwierig, besonders aufgrund der bereits beschriebenen Lohnproblematik. Damit werde es umso wichtiger, bestehende Betriebshelfer zu motivieren und seitens der Einsatzleitung dafür zu sorgen, dass diese, wenn sie nicht fest angestellt sind, immer genügend Arbeit hätten. Und für Hofstetter ein grosser Lohn: die Dankbarkeit der Familien. Er empfinde es so, dass sich diese mit der jüngeren Generation auf den Betrieben noch verstärkt habe.

«Oft entstehen aus den Einsätzen auch Freundschaften.» Konflikte auf den Betrieben gebe es selten. «Ich habe nur einen Einsatz abgebrochen, weil die Chemie zwischen mir und dem Betriebsleiter, der ebenfalls auf dem Hof war, während des Einsatzes überhaupt nicht gepasst hat.» Die Dankbarkeit überwiege.

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