Die diesjährige BG-Tagung der Agridea fand in Epagny statt. Besucht wurde ein grosser Milchviehbetrieb mit eigener Käseverarbeitung. Auch soziale und vertragliche Aspekte der Zusammenarbeit kamen zur Sprache.
Rund 55 Personen fanden sich letzte Woche auf dem Betrieb von François und Olivier Kolly und Cédric Pharisa in Epagny FR ein. Anlass war die diesjährige Tagung der Arbeitsgruppe Betriebsgemeinschaften der Agridea. Dieser Tag soll den teilnehmenden Landwirten die Möglichkeit zum Austausch untereinander geben und über wichtige Fragen der betrieblichen Kooperation informieren.
Eigene Schaukäserei
Die Betriebsgemeinschaft (BG) Kolly-Pharisa existiert seit 2004. Die Gebrüder Kolly planten damals einen Stallneubau. Da der Nachbar ebenfalls bauen musste, fragte er an, ob er mitmachen könne. Heute sind im Grossbetrieb die Aufgaben klar verteilt. Es sei wichtig, dass jeder sein Verantwortungsgebiet habe und man sich nicht dreinrede, meint Olivier Kolly.
Für Pharisa sind dies Milchwirtschaft, Zucht und Ausstellungen. François Kolly betreibt die Alpwirtschaft und die Jungviehaufzucht. Olivier Kolly ist verantwortlich für den Acker- und Futterbau, den Maschinenpark und die Käsevermarktung. Daneben ist er in diversen Ämtern tätig.
Von Mai bis Oktober wird in der eigenen Schaukäserei in Moléson-Village aus einem Teil der Milch Käse produziert. Dies ist zusammen mit den 270 ha Sömmerungsweiden ein wichtiger Teil des Einkommens. Die restlichen 590'000 kg Milch werden für die Greyerzerproduktion abgeliefert. Im Nachbardorf führt die Frau von Olivier Kolly ein eigenes Restaurant.
Täglich um 8 Uhr Kaffee
Vertrauen unter den BG-Partnern sei extrem wichtig, sagt Olivier Kolly. Jeder habe in seinem Ressort eine Ausgabenkompetenz bis 3000 Franken. Über grössere Änderungen werde immer diskutiert und gemeinsam entschieden. Beim allmorgendlichen Kaffee wird alles sofort angesprochen.
Im ersten BG-Jahr hat jeder seine Arbeitsstunden aufgeschrieben. Da es ziemlich ausgeglichen war, wurde damit wieder aufgehört. Das Vertrauen sei vorhanden, und die Zusammenarbeit funktioniere gut. Ein Vorteil war laut Kolly auch, dass die BG bei Betriebsübernahme aller drei Partner entstand. Sie kennen also gar nichts anderes als die Gemeinschaft.
Anzahl BGs konstant
Am Nachmittag informierte Ueli Straub von der Agridea über statistische Daten der Gemeinschaftsbetriebe. In den letzten fünf Jahren blieb die Zahl der Gemeinschaften in der Schweiz mit 1490 Betrieben relativ konstant. Davon sind knapp die Hälfte Betriebszweiggemeinschaften (BZG).
Laut einer Umfrage ist der Grossteil der Betriebsleiter in einer Gemeinschaft sehr oder ziemlich zufrieden mit der Kooperation. Die Ehepartnerinnen jedoch gaben häufiger an, dass sie nur mittel oder kaum zufrieden seien.
Mögliche Knacknüsse
Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die BG-Partner nur noch untereinander absprechen und dabei die Kommunikation über betriebliche Themen mit der Partnerin zu kurz kommt. Solche und andere Konflikte sprach Renata Bürki, Motivatorin aus Wichtrach, in ihrem Referat an.
Da in einer Gemeinschaft Partner in unterschiedlichen Lebensphasen aufeinandertreffen können, sei das gegenseitige Verständnis nicht immer einfach. «Das A und O ist die Kommunikation.» Alle Beteiligten seien verantwortlich, dass sie Informationen weitergeben, aber auch nachfragen.
Hofübergabe in BG
Über die Betriebsübergabe innerhalb einer BG oder einer BZG informierte Geri Ryf von der Treuhandstelle des Schweizerischen Bauernverbandes. Hofübergaben sollten möglichst von Anfang an im Gesellschaftsvertrag berücksichtigt werden. Vertragsanpassungen seien aber jederzeit möglich. Voraussetzung ist auch hier, dass alle Vertragspartner einverstanden sind.
Betriebsspiegel
Fläche: 110 ha LN, 270 ha Sömmerungsweiden
Milchwirtschaft: 95 Milchkühe, 140 Rinder, silofrei für Greyerzer Produktion
Produktionsform: ÖLN
Arbeitskräfte: 3 BG-Partner zu 100%, 1 Angestellter Vollzeit, 4 Angestellte Teilzeit, 1 Lehrling
Spezielles: Eigene Käseherstellung und -vermarktung, Alpung von 200 Rindern