Eine neue High-Tech-Wabe ermöglicht das Untersuchen von Bienenvölkern. Der von Forschern der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und der Uni Graz (A) entwickelte Bienenstockroboter soll neue Erkenntnisse für das Überleben der Bestäuber liefern.
Bienen wissenschaftlich zu untersuchen ist laut einer Mitteilung der EPFL vom Donnerstag äusserst schwierig. Forschungsinstrumente und sogar ungewohnte Gerüche können das Verhalten eines Bienenvolkes stören.
64 hochpräzise Temperatursensoren
«Unser Roboter-System hilft uns, das Verhalten der Honigbienen zu untersuchen und zu verstehen. Wir können mit den Tieren in einen Dialog treten und so ihre Überlebensmechanismen ergründen», führt Martin Stefanec von der Universität Graz aus.
Bienen sind extrem kälteempfindlich. Im Winter können sie deshalb kaum untersucht werden, weil das Öffnen des Bienenstocks sie gefährden würde. Der neue High-Tech-Bienenstock löst dieses Problem. Das Robotersystem kann unauffällig in den Rahmen eines normalen Bienenstocks eingebaut werden. Die Bienenwabe kann die Temperatur messen und beeinflussen. Die smarte Wabe ist mit 64 hochpräzisen Temperatursensoren und zehn Heizfeldern ausgestattet und regelt autonom die Wärme der Wintertraube.
Wabe informiert Imker
Weiter kann sie die Imker per SMS vor einem drohenden Temperaturkollaps warnen. Diese haben die Möglichkeit, von aussen rechtzeitig Gegenmassnahmen zu ergreifen. Durch die punktuelle Regulierung der Heizung lassen sich die Tiere nicht nur wärmen, sondern auch gezielt auf honigreichere Areale umlenken.
Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, wie die Honigbienen auf Temperaturschwankungen reagieren. Das neue Robotersystem wurde kürzlich im Fachblatt «Science Robotics» der Fachwelt vorgestellt. «Indem wir Daten über die Position der Bienen sammelten und wärmere Bereiche im Bienenstock schufen, konnten wir sie dazu ermutigen, sich auf eine Weise zu bewegen, die sie in der Natur während des Winters nie tun würden», sagte Forschungsgruppenleiter Francesco Mondada in der Mitteilung der EPFL.
Apisuisse
Überleben verlängern
«Dies gibt uns die Möglichkeit, im Namen eines Bienenvolkes zu handeln, indem wir es beispielsweise zu einer Nahrungsquelle führen oder es davon abhalten, sich in zu kleine Gruppen aufzuteilen, was sein Überleben gefährden kann.»
So ist es den Forschenden gelungen, das Überleben eines Bienenvolkes nach dem Tod der Königin zu verlängern, indem sie die Waben erwärmten. Künftig soll so laut den Forschenden den Bienenvölkern das Überleben erleichtert werden. Dies sei wichtig angesichts des weltweiten Rückgangs der Bestäuberpopulationen, der ein wachsendes Problem für die Umwelt und die Lebensmittelsicherheit darstelle.