Bei Bio-Brotgetreide stellt sich eine aussergewöhnliche Situation ein. Erstmals seit 20 Jahren nimmt die Anbaufläche ab, weshalb eine tiefere Ernte als 2023 erwartet wird.
Tiefere Erntemengen erwartet
Gemäss ersten Schätzungen werden die mahlfähigen Mengen gegenüber dem Vorjahr um rund 2’300 Tonnen sinken, wodurch 2024 die Bio-Brotgetreidemenge bei rund 30'500 Tonnen liegen dürfte. Rund 80 Prozent der Ernte entfällt auf den Weizen.
«Die Getreidebestände lassen aufgrund des witterungsbedingten schwierigen Frühlings auf eine unterdurchschnittliche Erntemenge schliessen, was die Situation noch verschärft», schreibt Bio Suisse in einer Mitteilung.
Bio-Futtergetreide: Preise sinken
Bei einigen Bio-Futtergetreidesorten werden die Richtpreise gesenkt, trotz geringeren Erntemengen. Getreideproduzenten würden mit der Senkung Rücksicht auf Tierhaltende nehmen, lautet die Begründung. Bei den Leguminosen bleiben die Richtpreise unverändert. Es werden weitere Produzenten gesucht.
Das hat auch Auswirkungen auf den Inlandanteil bei den Mehlen. Beim Weizen werden rund 65 Prozent des Gesamtbedarfs aus inländischer Produktion erwartet, beim Roggen sind es etwa 68 Prozent und beim Dinkel 52 Prozent. Im Vorjahr lagen die Werte teils deutlich höher: Beim Weizen waren es 68 Prozent, beim Roggen rund 70 Prozent und beim Dinkel 104 Prozent.
Beim Dinkel wurde eine neue Erhebungsmethode angewendet.
Roland Müller
Nullrunde beim Hafer
Der massive Unterschied beim Dinkel wird auf eine neue Erhebungsmethode zurückgeführt. Die Verarbeitungsmengen seien nicht einheitlich gemeldet worden, so Bio Suisse. Für die Umrechnung von Spelz in Körner wurde nun eine Ausbeute von 70 Prozent definiert. Zusammen mit dem rückläufigen Anbau ergibt die Korrektur der Mengenerhebung. Der Inlandanteil ist deshalb um 50 Prozent gesunken.
Die Verarbeiter hätten die diesjährigen Herausforderungen erkannt, schreibt Bio Suisse weiter. Konkret werden die Richtpreise beim Brotweizen um 0,50 Fr./100 kg auf 108 Fr./100 kg erhöht. Beim Roggen gibt es eine Erhöhung von 1 Fr. auf 112 Fr. Der Richtpreis beim Speisehafer bleibt unverändert bei 87 Fr./100 kg. Einen deutlichen Abschlag von 4 Fr. auf 112 Fr./100 kg wurde hingegen beim Dinkel vereinbart.
Die Nullrunde beim Hafer wird damit erklärt, dass sich der Absatz derzeit nicht erhöhen lässt. Die Vertragsproduktion für 2024 wurden nach dem Ausbau der vergangenen Jahre wieder zurückgefahren.
Bio Suisse erklärte an einer Medienkonferenz von dieser Woche, dass die Nachfrage nach Brotgetreide weiterhin gut sei. Deshalb werden neue Produzenten gesucht.
Proteinzahlungssystem wird überarbeitet
Die Sorte Montalbano stellt die Verarbeiter aufgrund seiner sortentypischen Qualitätseigenschaften und seines wachsenden Anteils im Sortenmix vor Herausforderungen. Sinkt der durchschnittliche Proteingehalt aufgrund des veränderten Sortenmixes, muss vermehrt Feuchtgluten beigemischt werden, um eine gute Qualität zu erzielen.
«Das aktuelle Proteinzahlungssystem setzt zu wenig Anreize für die Produzenten Weizensorten mit vergleichsweise höherem Proteingehalt zu produzieren, weshalb eine Überarbeitung des Systems für Ernte 2025 beschlossen wurde», schreibt Bio Suisse. Zu erwarten ist eine Erhöhung der Proteinuntergrenze für die Übernahme als Brotweizen von 10.5 Prozent auf 11.0 Prozent. Für die Produzenten sei es wichtig, dies bei der Aussaat für die Ernte 2025 bereits zu berücksichtigen und die Sorte Montalbano nur bei einer guten Stickstoffversorgung anzubauen, schreibt Bio Suisse.