Es wäre schockierend, sollten die Abgeordneten das Verbot der neuen Züchtungstechniken im Ökolandbau aufheben und die Verfahren allen Landwirten aufzwingen, erklärte IFOAM-Präsident Jan Plagge am 30. November mit Blick auf die ersten Vorschläge für eine Positionierung des Parlaments zur von der EU-Kommission vorgeschlagenen Deregulierung.
Warnung
Die zuständige Berichterstatterin des Umweltausschusses, Jessica Polfjärd, spricht sich mit Rückendeckung der Europäischen Volkspartei (EVP) dafür aus, die neuen Methoden auch für den Biolandbau freizugeben. Plagge unterstrich, dass die Biobewegung zuletzt im Juni mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt habe, auch weiterhin keine Gentechnik einzusetzen.
Zugleich warnte der IFOAM-Präsident davor, dass Gesetzgebungsverfahren zu schnell voranzutreiben. Bestimmte Verfahren der Genomeditierung von der Risikobewertung und Rückverfolgbarkeit auszunehmen werde bedeutende Konsequenzen für die Nahrungsmittelproduktion in Europa haben, und zwar weit über die Biobranche hinaus. Die Diskussionen müssten sowohl im Europaparlament wie auch unter den Mitgliedstaaten mit der gebotenen Sorgfalt geführt werden.
Gesamtzusammenhang betrachten
Kein gutes Haar am Kommissionsvorschlag liess Angelika Hilbeck vom Europäischen Netzwerk von Wissenschaftlern für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER). Sie bezeichnete die geplante Deregulierung als «hochgradig besorgniserregend». Mit dem Rechtsrahmen würden die neuen Verfahren «unsicherer als transgene Technologien».
Laut Hilbeck sind die betreffenden Züchtungstechniken weder sicher noch präzise. Davon könne nur gesprochen werden, wenn man einzelne Aspekte isoliert betrachte, beispielsweise das zu verändernde Gen. Dabei werde jedoch der Gesamtzusammenhang, in den die Gene eingebettet seien, ignoriert. Gene müssten im Kontext des gesamten Organismus und der genetischen und metabolischen Netzwerke betrachtet werden.

