Am Donnerstag hat die Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) ein modernes Analyse-Labor offiziell eröffnet. «Im neuen Biomasse-Forschungshub wird das vielfältige Potenzial von Biomasse als Kohlenstoffquelle, Kohlenstoffspeicher und Energieträger erforscht», heisst es in einer Mitteilung der Hafl.
Die Biomasse könne eine Schlüsselrolle bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen spielen, schreibt die Hafl weiter. Die Schweiz strebt bis 2050 eine «Netto-Null» an, will also bis in 25 Jahren klimaneutral sein. Dafür sind noch einige Anstrengungen notwendig. Eine Vision der Forschenden ist es, mit kleinen Anlagen, Biogas aus Gülle direkt auf dem Hof zu produzieren. Der Kanton Bern unterstützt den Biomasse-Forschungshub mit zwei Millionen Franken.
Gülle: Ungenutztes Potenzial
Gülle mache etwa die Hälfte der in der Schweiz bisher ungenutzten Biomasse aus, schreibt die Hafl. Bislang landet Gülle als Dünger auf dem Feld, da eine zusätzliche Nutzung herausfordernd ist: «Gülle ist verschmutzt, verdünnt und fällt weit verstreut in den Regionen an», erklärt Michael Studer, Dozent für erneuerbare Rohstoffe und Energieträger an der Half und Leiter des neuen Biomasse-Hubs.
«Um diese Herausforderung zu meistern, entwickeln wir am Forschungshub kleine Biogasanlagen, die direkt auf Bauernhöfen installiert werden können. Dort wird Gülle vor Ort in Methan, also in Biogas, umgewandelt.» Dieses Biogas soll künftig ins zentrale Erdgasnetz eingespeist werden – und so einen Beitrag zur nachhaltigen Energie- und Rohstoffversorgung leisten. «Der Kanton Bern eignet sich ideal für einen Biomasse-Forschungshub, da hier schweizweit die grösste Menge an Hofdünger anfällt», erläutert Studer. Die erste Demoanlage befindet sich im Bau.
Quelle und Speicher für Kohlenstoff
Aus Biomasse lässt sich Energie bereitstellen. Sie kann aber auch als erneuerbare Kohlenstoffquelle für organische Chemikalien und Plastik erschlossen werden; diese werden bisher fast ausschliesslich aus Erdöl oder Erdgas hergestellt. In Zollikofen wird darum intensiv an neuartigen biotechnologischen Umwandlungsverfahren geforscht, die es möglich machen, in diesem Bereich auf nicht-fossile Rohstoffe umzusteigen.
Die Chemieindustrie verfolgt diese Entwicklungen intensiv, da sie auf Kohlenstoff angewiesen ist. Neben CO2 und recyceltem Kunststoff ist Biomasse die einzige erneuerbare Kohlenstoffquelle – und gemäss Michael Studer die günstigste.
Pflanzenkohle und Mikroalgen
Zusätzlich wird in Zollikofen an Negativemissionstechnologien (NET) geforscht. Diese Technologien «fischen» ausgestossenes CO2 aus der Luft und binden es dauerhaft, etwa in Pflanzenkohle. NET seien unabdingbar für die Zukunft. «Denn auch bei Senkung der CO₂-Emissionen im Verkehr durch Elektroautos oder im Heizungsbereich durch Wärmepumpen werden in der Schweiz jährlich rund 12 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente bestehen bleiben», schreibt die Hafl. «Unser Ziel ist es, der Landwirtschaft als starkem Forschungspartner nachhaltige und praktikable Lösungen bereitzustellen», ergänzt Hafl-Agronomieleiter Peter Spring.
Die Wissenschaftler forschen auch mit Mikroalgen. Diese binden in einem neuen Verfahren CO2 und produzieren Lipide, die als nachhaltiger Ersatz für Palmöl in Flugzeugtreibstoff genutzt werden können, wie die BFH-HAFL mitteilte.
Wenn in den Böden der Humusgehalt abnimmt, wird dies einen grösseren negativen Effekt auf das Klima haben, als der positive Effekt durch den Ersatz von fossilen Energien durch Biogas. Erst recht, wenn dann noch aufwändige Biogasanlagen und Gülletransporte dazukämen.
Und wenn dadurch noch die Bodenfruchtbarkeit verschlechtert würde, wäre das Ganze ein 'schönes' Eigengoal!
Bevor jetzt gross in Biogasanlagen investiert wird, sollten die Kreisläufe mal genau angeschaut werden!
Außerdem wird die Gülle beim Biogasprozess teilweise hygienisiert.
Und genau daher ist Biogas ein perfekter Kreislauf.