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Biogas gewinnt an Bedeutung

 

Alternativen für fossiles Erdgas haben mit dem Ukraine-Krieg noch mehr an Bedeutung gewonnen. Biogas zum Beispiel wird von Experten als geeignete Brückentechnologie betrachtet. Das Potential wird in der Schweiz aber noch längst nicht voll ausgeschöpft. Auch gibt es bisher keinerlei staatliche Förderung.

 

Unter dem Begriff erneuerbare Gase werden Biogas, synthetisches Methan und grüner Wasserstoff zusammengefasst. In der Schweiz gibt es laut Branchenverband der Gaswirtschaft 37 Biogasanlagen, die aus organischem Abfall – wie Klärschlamm, Grüngut oder Altholz – Biogas produzieren und direkt ins Gasnetz einspeisen.

 

Fonds

 

Ein Beispiel ist die Biogasanlage Rhy Biogas. Drei Rheintaler Landwirte verarbeiten in Widnau SG gemeinsam Mist und Gülle von Rindern und Schweinen sowie Gemüsereste, Grüngut und Gastronomie-Abfälle aus der Umgebung zu Biogas, das unter anderem als Treibstoff genutzt wird.

 

Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) unterstützt seine Mitglieder seit 2011 bei dem Bau solcher Biogasanlagen. Seit 2021 werden neu sogar alle erneuerbaren Gase gefördert. Die Produzenten und Netzbetreiber erhalten einen Investitionsbeitrag und Einspeisevergütungen während drei Jahren. Die jährliche Unterstützung beziffert der Verband auf rund 3 Millionen Franken. Die Mitgliedsunternehmen finanzieren einen Fonds.

 

Keinerlei staatliche Förderung

 

Staatliche Förderung gibt es hingegen keine. «Noch immer wird lediglich die Stromproduktion aus Biogas unterstützt, die der Gasversorgung keinen Nutzen bringt», moniert der Verband.

 

Das will auch der Bund ändern. Eine Förderung auch von Biogasanlagen, die Biomethan produzieren und ins Erdgasnetz einspeisen, könnte in einem zukünftigen Revisionsprojekt zum CO2-Gesetz umgesetzt werden, heisst es in einer Stellungnahme des Bundesrats vom Mai zum möglichen Zeitplan. Denn das noch ungenutzte Biomassepotenzial in der Schweiz ist laut Experten gross.

 

Anteil erneuerbarer Gase verschwindend klein

 

Die gegenwärtige Krise dürfte das Tempo bei der Förderung von erneuerbaren Gasen beschleunigen – in der Schweiz wie auch in anderen Ländern Europas, sagt auch Thomas Hegglin vom VSG auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Derzeit ist der Anteil der nachhaltigen Alternativen am Gasverbrauch aber noch verschwindend klein.

 

In der Schweiz machen diese nur rund 5,5 Prozent aus. In den kommenden Jahrzehnten will die hiesige Gaswirtschaft das ändern: Bis 2030 soll der Anteil an erneuerbaren Gasen auf 15 Prozent ausgebaut werden. Bis 2040 soll schon die Hälfte des Konsums aus erneuerbaren Quellen stammen und bis 2050 der vollständige Verbrauch.

 

Importe aus dem Ausland

 

Die Zürcher Energie 360° – einer der grossen Gasversorger – verkauft seit 2009 Biogas am Wärmemarkt. Zudem sind auch synthetisches Methan und grüner Wasserstoff ein Thema beim Unternehmen, es bietet dazu momentan aber noch keine Produkte an.

 

Aktuell seien etwa 17,5 Prozent der Gaslieferungen an Endkonsumenten «erneuerbar», heisst es vom Zürcher Gasversorger. Für Biogas bezahlen die Haushalte in Zürich derzeit rund 40 Prozent mehr als zum Heizen mit Erdgas. Das Biogas stammt dabei aus der Schweiz und vor allem aus dem europäischen Ausland.

 

Sektorenkopplung

 

Bis 2040 will Energie 360° ausschliesslich erneuerbare Energie anbieten. Einerseits soll laufend der Biogas-Anteil im Standardprodukt erhöht werden. Das Ziel bis 2025 sei ein Anteil von 30 Prozent, sagt Sprecher Michael Walser.

 

Andererseits setzt der Gasversorger parallel auf dezentrale Lösungen. Das Stichwort ist dabei die Sektorenkopplung. Gemeint ist die Vernetzung von sowohl Strom-, Wärme- und Gasnetzen als auch dem Mobilitätssektor miteinander. «Wir analysieren einerseits, welche Energieversorgung ein Areal oder ein ganzes Quartier benötigt, und wir klären andererseits ab, welche nachhaltigen Energiequellen lokal verfügbar sind», so Walser.

 

Zu wenig Bioabfall

 

Auch bei den Stromkonzernen sind erneuerbare Gase derweil ein Thema – und nicht erst seit dem Ukraine-Krieg. «Dieses Geschäft hat eine grosse strategische Bedeutung für uns, weil so Strom abgeerntet respektive Energie gespeichert werden kann», sagt Thomas Grond vom Bündner Energiekonzern Repower. Er verweist dabei auf den Überschuss an Strom, den es in der Schweiz üblicherweise im Sommer hat im Gegensatz zum Winter, wenn Strom fehlt und importiert werden muss.

 

Das Problem bei Biogas ist aber die Menge. Das nur begrenzt vorhandene Rohmaterial limitiert das Potential. Biogas lasse sich kaum in ausreichend grossen Mengen produzieren, um die Energiemengen zu ersetzen, die es bräuchte, heisst es dazu von der BKW. Daher geht der Berner Energiekonzern aktuell höchstens von einem Einsatz als Brückentechnologie aus.

 

Der grosse Vorteil ist laut Experten, dass Biogas unabhängig vom Wetter erzeugt werden kann und ausserdem gespeichert werden kann. Es ist also eine gute Ergänzung zu den erneuerbaren Energiequellen Wind- und Solarkraft.

Kommentare (1)

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  • Potenzielle Neueinsteiger | 03.08.2022
    denken bitte an die Nachbarschaft. Seit Jahren haben wir die Ehre, in einer solchen Abfallanlage zu wohnen. Bei den momentanen Temperaturen ist es besonders interessant...

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