Biogas ist beliebt und die Gasbranche sieht noch grosses Potenzial für eine Steigerung des Absatzes. Daher ist es dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) ein Dorn im Auge, dass Biogas zum Heizen in Wohngebäuden nicht als erneuerbare Energie anerkannt ist
Der Verband kritisiert rechtliche und bürokratische Hindernisse und zwar sowohl bei den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) als auch beim Import von Biogas, wie Michael Schmid vom VSG am Donnerstag vor den Medien in Zürich erklärte.
Eigenschaft von Erdgas
Bestandteil der MuKEn, die die Grundlage bilden für Bau- und Sanierungsnormen, ist die so genannte 80/20-Regel. Diese besagt, dass 20 Prozent der für den Wärmebedarf erforderlichen Energie mit erneuerbarer Energie gedeckt werden muss. Wenn Biogas als erneuerbare Energie gelten würde, könnten Bauherren mit einem Mix von Erdgas und Biogas die 80/20-Regel einfach umsetzen.
Denn das produzierte Biogas wird in das bestehende Gasnetz eingespeist, seine Eigenschaften entsprechen dem von Erdgas. Während aber Biogas, das als Treibstoff verwendet wird, als erneuerbare Energie auf Bundesebene anerkannt ist, gilt dies nicht für Biogas, das zum Heizen eingesetzt wird.
Lösungsvorschläge der Gaswirtschaft
Die interkantonale Energiedirektorenkonferenz sah beispielsweise Probleme, wie die Biogas-Bezugspflicht dauerhaft und auch für künftige Eigentümer gewährleistet werden könnte. Auch sollte kein zusätzlicher Vollzugsaufwand auf Seiten der Behörden entstehen. Weil es für die Umsetzung der MuKEn in jedem Kanton eine entsprechende Revision des Energiegesetzes braucht, hofft der VSG auf Lösungsvarianten in einzelnen Kantonen und macht dazu Vorschläge.
Unter anderem könnte die Biogas-Bezugsverpflichtung in der Baubewilligung festgelegt werden. Bei Kündigung des Biogasbezugs, müsste ein alternatives Bauprojekt umgesetzt werden und im Grundbuch könnte eine Anmerkung eingetragen werden. Eine Überwachung könnte mittels Biogas-Register erfolgen.
Kritik an zollrechtlichen Bestimmungen
Kritik von Seiten des VSG gibt es auch an zollrechtlichen Bestimmungen beim Import von Biogas. Importiertes Biogas wird nicht als solches anerkannt und ist damit auch nicht von der CO2-Abgabe befreit. Parlamentarische Vorstösse in diese Richtung blieben erfolglos. Die Behandlung von Biogas am schweizerischen Zoll sei lächerlich - geradezu eine «Realsatire», sagte Nationalrat und BDP-Präsident Martin Landolt.
Biogas macht zwar nur einen kleinen Anteil am Gasabsatz in der Schweiz aus, doch in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Biogas-Einspeisung auf 213 Gigawattstunden verdoppelt und der VSG rechnet mit einer weiteren wesentlichen Steigerung in den kommenden Jahren. In der Schweiz wird Biogas ausschliesslich aus Rest- und Abfallstoffen, wie Gülle, Klärschlamm, Küchen- und Gartenabfällen produziert. Diese stehen also nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, wie Peter Dietiker von Energie360° sagte. Dies gilt auch für Biogas, das in die Schweiz importiert wird.
Die Schweiz hat eine Pionierrolle bei der Einspeisung und Vermarktung von Biogas: 1997 wurden in Samstagern ZH weltweit erstmals Biogas in das Erdgasnetz eingespeist.