Ein internationales Bündnis von Organisationen will ein Patent des US-Agrarkonzerns Monsanto auf das Erbgut einer Melone stoppen. Am Freitag reichten sie dagegen Einspruch beim Europäischen Patentamt (EPA) in München ein.
Die als neu definierte Eigenschaft der Frucht sei durch konventionelle Zucht in die Melone gelangt, teilten die Naturschutzorganisation Greenpeace sowie der europäische Zusammenschluss «No Patents on Seeds» (»Keine Patente auf Saatgut») mit. Das sei nach europäischem Recht nicht als Erfindung patentierbar.
Unklare Rechtslage
Nach Angaben des Bündnisses hat Monsanto im Mai 2011 das Patent auf eine Melone angemeldet, die durch Übertragung einer natürlich vorkommenden Erbgutsequenz aus einer indischen Melone resistenter gegen ein schädliches Pflanzenvirus wurde.
In einem Grundsatzentscheid hatte das EPA selbst 2010 im Zusammenhang mit einem Streit um einen Brokkoli entschieden, dass normale Zuchtverfahren, bei denen also keine gentechnische Veränderung im Labor im Spiel ist, in der Regel nicht patentierbar sind.
Bislang hat das Amt aber nicht abschliessend erklärt, was dies für die daraus hervorgegangenen Pflanzen bedeutet. In der Praxis ist damit vieles noch unklar.
«Biopiraterie»
Unterstützt wird der Einspruch gegen das Melonen-Patent von der indischen Aktivistin Vandana Shiva, einer Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Ihre Organisation Navdanya schloss sich laut Initiatoren an, weil der Fall zugleich ein Akt internationaler «Biopiraterie» sei.
«Wir sind der Überzeugung, dass Pflanzen keine Erfindung sind und deswegen auch nicht patentiert werden können. Dieses Patent legitimiert Biopiraterie, da die patentierten Eigenschaften ursprünglichen aus indischen Melonensorten stammen», erklärte Shiva.
Umstrittene Frage
Die Frage, ob das Erbgut von Pflanzen und Tieren durch Firmen patentiert werden sollte, ist äusserst umstritten. Verschiedene Organisationen von Umweltschützern, Gentechnikgegnern und Bauernverbänden lehnen es strikt ab, Erbgut von Lebewesen urheberrechtlich schützen zu lassen.
Unternehmen argumentieren dagegen, ohne Patentschutz gebe es keine Forschung. Sie verweisen unter anderem auf die Notwendigkeit, mehr Nahrung zu produzieren.