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Blauzunge: Nicht nur auf die Impfung verlassen

Die Blauzungenkrankheit sorgt derzeit für Unruhe auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben. In der aktuellen Folge des Schweizer Bauer-Podcasts «zueluege und härelose» spricht Redaktor Daniel Hasler mit der Tierärztin Nicole Studer, die über ihre Erfahrungen mit der Krankheit, der Impfung und alternativen Behandlungsmöglichkeiten berichtet.

Daniel Haser |

Die Krankheit, die durch die Gnitze – eine kleine Stechmücke – übertragen wird, betrifft vor allem Wiederkäuer wie Kühe und Schafe. Die Blauzungenkrankheit zeigt sich nicht immer gleich, da sich die Erregerstämme unterscheiden. Während der neue Seuchenzug mit dem Virusstamm BTV3 eine andere Krankheitsausprägung zeigt als frühere Stämme, sind einige Symptome typisch:

• Lahmheit und Nasenausfluss

• Erosionen im Maulbereich

• Fieber und Appetitlosigkeit

Studer berichtet im Podcast von einem konkreten Fall, bei dem eine Kuh zunächst wegen einer «Grippe» behandelt wurde, sich aber schnell herausstellte, dass es sich um Blauzungenkrankheit handelte. Eine offizielle Diagnose erfolgt über Labortests, aber die Unsicherheit bei vielen Landwirten ist gross.

Einschränkungen bei positiv getesteten Betrieben

Eine der grössten Sorgen der Landwirte ist die mögliche Betriebssperre. Nicole Studer hält fest, dass zwar ein Tierverkehrsverbot für infizierte Betriebe gilt, dies aber nicht den Transport zum Schlachthof betrifft. Die Blauzungenkrankheit ist für den Menschen ungefährlich, doch die wirtschaftlichen Folgen für betroffene Betriebe sind spürbar. Neben der Stigmatisierung befürchten viele Landwirte Leistungseinbussen durch kranke Tiere und Aborte.

Die Rolle der Gnitze bei der Verbreitung

Die Blauzungenkrankheit wird durch die Gnitze übertragen, eine Stechmücke, die sich besonders in feuchten Umgebungen vermehrt. «Die Mücke braucht kein grosses Gewässer, oft reicht schon eine feuchte Stelle mit Silosickersaft», erklärt Studer. Präventionsmassnahmen, wie das Trockenhalten von Flächen, seien daher begrenzt wirksam, da sich die Mücken vom Wind über mehrere Kilometer verbreiten können.

Impfung als Lösung?

Seit Anfang des Jahres läuft die Impfkampagne gegen BTV3. Der Bund setzt auf einen Totimpfstoff, der sich bereits in der Praxis bewährt hat. Der Impfstoff ist jedoch nicht unumstritten. Während einige Betriebe bereits impfen, gibt es Landwirte, die skeptisch sind oder alternative Methoden bevorzugen.

Die Grundimmunisierung erfolgt in zwei Dosen im Abstand von drei bis vier Wochen. Wie lange der Impfschutz anhält, ist allerdings noch unklar. «In Deutschland wird teils halbjährlich geimpft, ob das in der Schweiz nötig sein wird, müssen wir erst noch herausfinden», so Studer.

Homöopathische Alternativen und Immunstärkung

Für Landwirte, die auf natürliche Methoden setzen, bietet die Homöopathie unterstützende Möglichkeiten. Nicole Studer, die sich auf komplementäre Tiermedizin spezialisiert hat, berichtet von Betrieben, die akute Fälle homöopathisch begleiteten und Prophylaxe für den gesamten Tierbestand anwandten. Besonders bei milderen Verläufen konnte die Behandlung positive Effekte zeigen.

Zudem läuft eine neue Studie zur Immunstärkung, die sich an eine holländische Untersuchung anlehnt. Ziel ist es, mit einer Kombination homöopathischer Mittel das Immunsystem der Tiere so zu stärken, dass sie entweder nicht erkranken oder die Krankheit milder verläuft. Betriebe, die an der Studie teilnehmen möchten, können sich über die IG Homöopathie Nutztiere anmelden.

Ausblick auf 2025: Frühzeitige Prävention gefragt

Mit den steigenden Temperaturen im Frühjahr nimmt auch die Aktivität der Gnitzen zu. Besonders Betriebe, die ihre Tiere auf die Alp schicken, könnten von einer geringeren Übertragungsgefahr profitieren – oberhalb von 2000 Meterntritt die Gnitze kaum noch auf.

Ob Impfung oder alternative Methoden – für Landwirte ist es wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. «Man sollte sich nicht nur auf einen Impfstoff verlassen, sondern auch das Immunsystem stärken», betont Studer.

Die Blauzungenkrankheit bleibt eine Herausforderung für die Landwirtschaft. Doch mit einem besseren Verständnis der Krankheit und gezielten Schutzmassnahmen können Betriebe das Risiko minimieren und ihre Tiere bestmöglich schützen.

Kommentare (4)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Aargauer Bauer | 28.01.2025
    Wer keine Aborte bei den Kühen will, lässt lieber die Impfung sein. Bei den Schafen mag es anders sein.
    So viele Kälber und schlussendlich Kühe (nach 7 Mt. Trächtigkeit) verloren wie bei der letzten Impfkampagne 2008 habe ich nie mehr. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Bitte BLV, freiwillig, kein Obligatorium. Wenn der Virusdruck da ist, werden sowieso alle Tiere immun.
    • Landei | 01.03.2025

      Wer keine Aborte will, lässt impfen. So muss das heissen. Mittlerweile gibt es genug erkrankte und abortierte Tier, die nicht geimpft waren und Deutschland impft seit bald einem Jahr ohne das man etwas von Aborten hört.

  • R. Heer | 28.01.2025

    Der Gesundheitszustand der Tiere bei der Infektion hat sicher einen starken Einfluss auf den Verlauf. Mit Chügeli kann ich nichts anfangen. Wir haben geimpft. Beim letzten mal konnten wir keine Nebenwirkungen feststellen. Ich hoffe es bleibt auch diesmal so.

  • Schwiizerbuur | 27.01.2025
    Top Podcast,

    Ich glaube nicht an Homeopathie, trotzdem Interessant auch diese Seite zu hören.
    Meiner Meinung nach seuchen wir uns durch. Impfen ist für mich kein Thema, da ich von den letzten Impfungen (2008?) von vielen Nebenwirkungen bishin zu rauswerfen der Kalber gehört habe.
    Als Randnotiz, bin 3x Corona geimpft also kein Impfgegner
    Danke und euch allen viel Glück im Haus und Stall

    In 2 Wochen wieder dabei
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