Einer der umstrittenen Punkte der Agrarpolitik 2014-2017 sind die Landschafts-qualitätsbeiträge. Der Bauernverband und die SVP wollen sie aus der Vorlage streichen. Doch bereits heute nehmen einige Bauern freiwillig an Pilotprojekten zur Landschaftspflege teil.
Der Hof von Bauer Andreas Benz liegt im aargauischen Wettingen, am Rand des Limmtattals, weniger als einen Kilometer von der Autobahn A1 entfernt. Benz hat 20 Kühe, betreibt eine Pferdepension und auch Ackerbau, in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Schweiz.
Gratis-Baumnüsse für Bevölkerung
Zusätzlich pflegt er in einem Pilotprojekt auch die Landschaft und wertet den Naherholungsraum auf. Beispielsweise werden demnächst am Rand einer Wiese 25 Nussbäume gepflanzt, deren Baumnüsse die Bevölkerung gratis auflesen kann. Zudem wird er das Ufer des Lugibachs pflegen, an dessen Lauf einmal ein Wanderweg entstehen könnte.
Ein anderer Bauer mäht nun einfach eine Wiese an der Limmat, auf der sich bisher sowieso Wanderer und Passanten breit machten.Diese Arbeiten schränken die Produktion des Bauernhofs nicht ein. Trotzdem verursachen sie zusätzlichen Aufwand, der ab 2014 über die sogenannten Landschaftsqualitätsbeiträge vergütet werden soll.
Rege Teilnahme trotz Ablehnung des Bauernverbands
Obwohl der Schweizerische Bauernverband diese Beiträge strikt ablehnt, beteiligten sich im Pilotprojekt im Aargauer Limmattal 46 der insgesamt 61 Bauernbetriebe, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) vor den Medien in Wettingen AG darlegte.
Bauer Benz sieht sich weiterhin als Nahrungsmittel-Produzent und nicht zum Landschaftspfleger degradiert, wie die Gegner der Landschaftsqualitätsbeiträge befürchten. Von den rund 20’000 Franken, die er vom Bund erhält, machen die Beiträge rund 6000 bis 7000 Franken aus.
BLW: Zielgerichtetes Instrument
Neben dem Limmattal gibt es auch Pilotprojekte im Unterengadin (GR), in den Franches-Montagnes (JU) und der Plaine de l’Orbe (VD). In einer Zwischenbilanz bezeichnete BLW-Vizedirektor Christian Hofer die Beiträge als «sehr zielgerichtetes Instrument».
Im Pilotprojekt gibt es 400 Franken pro Hektar Land, von denen 320 Franken der Bund und 80 Franken der Kanton zahlt. Von 2014 bis 2017 werden die Landschaftsqualitätsbeiträge gemäss Hofer 200 bis 00 Millionen Franken kosten. Sie machen damit nur einen kleinen Teil der Agrarpolitik 2014-2017 aus, die einen Rahmen von 13,67 Milliarden Franken vorsieht.
Verteilkämpfe erwartet - Geld aus Übergangsbeiträgen?
Sollten die eidgenössischen Räte die Landschaftsqualitätsbeiträge in der Agrarpolitik 2014-2017 beschliessen, könnte es allerdings Probleme bei der Verteilung geben.
Beim Kanton rechnet man mit mehr Nachfrage als Geld zu verteilen sein wird, sagte Matthias Müller, Chef Landwirtschaft des Kantons Aargau. Verteilkämpfe schliesst auch BLW-Vizedirektor Christian Hofer nicht aus.
In diesem Fall müsste der Bund allenfalls den Beitrag von 400 Franken pro Hektar Land überdenken, hielt Hofer fest. Ein anderes Szenario wäre, Geld aus den Übergangsbeiträgen, für die in der Agrarvorlage 480 Millionen Franken budgetiert sind, auf die Landschaftsqualitätsbeiträge zu übertragen.