An der Bodentagung von Pro Agricultura Seeland vom letzten Freitag wurde viel über Bodenfruchtbarkeit gesprochen. Viele Fehler wurden schon vor langer Zeit gemacht. Dies nun auszubügeln, ist aufwendig und kostspielig.
Das Drei-Seen-Land, speziell das Grosse Moos, ist bekannt für seine schwarze Erde und fruchtbare Böden. Doch wie gut sind sie wirklich? An der Bodentagung in Ins BE tauschten Vertreter von Pro Agricultura, Unternehmer, die Bodenverbesserungen durchführen, und Bewirtschafter ihre Erfahrungen aus.
Handlungsbedarf ist da
Es sei notwendig, die produktiven Flächen zu erhalten und sie zu fördern, dies sei das erklärte Ziel der Pro Agricultura PAC, betont Präsident Peter Thomet. Schliesslich müsse man dazu Sorge tragen, verfüge die Schweiz doch nur über 5 Aren produktive Fläche pro Kopf. Dies sei europaweit das Schlusslicht. Nur Island habe noch weniger. Deshalb gelte es, zuerst schlechtes Land zu überbauen. Oder wie es Regierungsrat Andreas Rickenbacher letzthin sagte: Zürich schaut zu den Finanzen, Bern zur Landwirtschaft. «Bis jetzt nur schöne Worte», kommentiert Thomet.
Lukas de Rougemont, Leiter des Witzwiler Tannenhofs, stellt fest: «Es gibt viele heterogene Böden und zu wenig tiefe Entwässerungen.» Zunehmend stelle er Seekreide oder Lehm in der Bearbeitungsschicht fest, was bestätige, dass die organischen Schichten dünner würden. Deshalb sei es wichtig, bei zu viel Nässe Nein sagen zu können und mit der Bearbeitung zuzuwarten.
«Viele Bauern kennen ihre Böden nicht.» Er bringt ein weiteres Stichwort: Schichten mischen. Ueli Haslebacher aus Ins hat Erfahrung: Die Vorgänger seines Lindenhofs seien wegen des Wassers «verlumpet». Er habe schon 50'000m3 Erde zugeführt. Wichtig sei, nach jeder Bodenverbesserung drei Jahre Gras wachsen zu lassen und Mist und Gülle zu geben. Mit dem Mischen der obersten Schichten habe er Erfolg, bemerkte ein weiterer Praktiker.
Behördliche Hürden
Daniel Kopp von der Robert Kopp AG, Pro-Agricultura-Mitglied, führt Bodenverbesserungen durch. «Die Behörden spielen ein Pingpong-Spiel», stellt er fest. Denn jedes Bodenverbesserungsprojekt braucht eine Baubewilligung. «Diese Verfahren dauern zu lange, und es bestehen keine einheitlichen Vorgaben.» Ein fachgerechter Bodenwiederaufbau erfolge in Schicht- und streifenweisem Aufbauen von verwertbarem Aushubmaterial, wie er am Beispiel Obermoos mit einer Schütthöhe von insgesamt 3,5 Metern darlegt. Davon fallen in der Region jährlich 400'000 m3 Erde an. Zuviel davon lande in Deponien. Einerseits, weil eingereichte Projekte nicht bewilligt seien und andererseits das Material zu kurzfristig anfalle.
Wasser bleibt ein wichtiges Thema. Einerseits müssen die Drainagen genügend tief geführt und mit einer Kiesfilterung versehen sein. Das Grosse Moos sowie das freiburgische Broyegebiet sind Vorranggebiete. Deshalb ist von der PAC ein integrales Wassermanagementprojekt beim Bundesamt ARE eingereicht worden. Das Freiburger landwirtschaftliche Institut in Grangenneuve hilft mit. Die Sorgen sind dieselben.
Auswirkungen der Juragewässerkorrektion
Die erste Gewässerkorrektion erfolgte von 1868 bis 1891. Die Ableitung der Aare von Aarberg in den Bielersee durch den neuen Hagneckkanal war eine zentrale Massnahme. Dadurch wurde der Wasserstand der drei Seen um 2,5 Meter abgesenkt. Durch die Absenkung des Bieler-, des Neuenburger- und des Murtensees trocknete die bis zu 3 Meter hohe Torfschicht aus und baute sich ab. Es kam zu Sackungen und Senkungen bis zu über 2 Meter.
Die heutigen Höhen der organischen Schicht betragen teils nur noch 30 Zentimeter. Darunter folgen undurchlässige Schichten aus tonigem Material, noch tiefer aus Seekreide. Das noch vor der ersten Juragewässerkorrektion angelegte Drainagesystem zeigte wenig Wirkung, war oft verstopft und lag zu hoch.
Dies war das Werk von Friedrich Emanuel Witz, Notar und Grossrat aus Erlach. Er kaufte 834 Hektaren Land mit der Absicht, einen Musterbetrieb aufzubauen. Er baute Kanäle, Strassen, Drainagen und Siedlungshöfe, setzte den ersten Dampfpflug ein. Landwirtschaftlich endete sein Vorhaben in einem Desaster: 1879 ging seine Gesellschaft in Konkurs, kurz darauf auch seine Ersparniskasse. 1891 kaufte der Kanton Bern das Areal für 720'000 Franken und errichtete die «Besserungsanstalt Witzwil».
Als «Bodenverbesserung» deponierte die Stadt Bern von 1914 bis 1954 rund 590'000 Tonnen Kehricht auf 500 Hektaren Witzwiler Land. Interne Werkgeleise für die Anlieferung per Bahn wurden verlegt. Schweine verwerteten das Fressbare. Die Böden sind mit Scherben und Schwermetallen belastet. Ende der 1970er-Jahre wurden Massnahmen notwendig, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Zusammen mit holländischen Spezialisten wollte man Witzwil komplett übersanden. Der Sand aus dem Neuenburgersee war zu fein. Rund 200 ha eigneten sich zum Tiefpflügen. Im Schnitt auf 1,6 Meter Tiefe wurde das Erdreich zwischen 1979 und 1984 mit spektakulären Gerätschaften im Winkel von 60 Grad aufgestellt. ral