Die BOM sieht von der Mehrbelastung der Mehrmenge ab. Sie will die Mengenausdehnung mit der Umsetzung der Segmentierung bremsen. Zudem soll eine Arbeitsgruppe die Zeiten ohne Marktentlastung planen.
Vor einem Jahr stimmten 88 prozent der Delegierten der Branchen-organisation Milch (BOM) dem Marktentlastungsfonds zu. Einig war man sich damals, dass dazu linear 1 Rappen je Kilo Milch und zusätzlich 4 Rappen je Kilo Mehrmenge eingezogen werden soll.
Viele, die vor einem Jahr zustimmten, weigerten sich aber daraufhin, der Treuhandstelle Milch (TSM) die Daten zur Ermittlung auszuhändigen. Deshalb beantragte gestern der BOM-Vorstand,von der Abgabe auf den Mehrmengen abzusehen.
Beschluss nicht umsetzbar
«Es gibt keine rechtliche Möglichkeit, um die Datenlieferung zu erzwingen», begründete BOM-Geschäftsführer Daniel Gerber. Jene die sich nicht an die Beschlüsse hielten, könnten sie höchstens ausschliessen. Wollte das die BOM, müsste sie 23 der 39 Organisationen ausschliessen, mahnte er. «Stimmt die Delegierten-versammlung unserem Antrag nicht zu, muss sie uns sagen, wie wir mit dem Problem fortfahren sollen», sagte er, betonte aber, das sei nicht als Drohung zu verstehen.
Auch Präsident Markus Zemp zeigte sich enttäuscht darüber, dass der letztjährige Beschluss nicht umgesetzt wurde. Er war sich bewusst, dass viele Milchbauern an der Mehrbelastung der Mehrmengen festhalten möchten.
Furcht vor Fotoapparaten
Als er die Diskussion eröffnete, gab es wider Erwarten keine einzige Wortmeldung. Erst als Zemp zur Abstimmung schritt, ergriff Hanspeter Kern, Verwaltungsratsmitglied der Nordostmilch AG und Präsident Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost, das Wort.
Kerner forderte während der Abstimmung ein Fotografierverbot für die anwesende Presse. Damit wollte er einer unbequemen Berichterstattung vorbeugen. Präsident Zemp plädierte für Transparenz, hiess den Wunsch im Einvernehmen mit den Pressevertretern aber gut.
Gleich wie vor einem Jahr fiel das Resultat eindeutig aus. Die Verarbeiter folgten dem Vorstandsantrag geschlossen, die Produzenten mit 32 zu 6 Stimmen. An der Mehrbelastung der Mehrmengen wollten einzig die Lobag-Vertreter und zwei weitere Delegierte festhalten.
Statutenrevision möglich
An der Delegiertenversammlung war auch der Austritt der Schweizer Milchproduzenten (SMP) Thema. Zemp sagte in aller Deutlichkeit, dass die SMP in die BOM gehörten und stellte die von ihnen gewünschte Statutenrevision in Aussicht.
Da die die SMP zusammen mit ihrem Austritt auch das Inkasso für den Marktentlastungsfonds niederlegen, ist dieses neu zu regeln. Die Delegierten sprachen sich einstimmig dafür aus, dass jetzt die Erstmilchkäufer verantwortlich für das Eintreiben der Mittel sind.
Auch wählten die Anwesenden einstimmig Samuel Girard und dessen Suppleanten Alfred Mori als Vertreter der Cremo-Direktlieferanten neu in den BOM-Vorstand. Die ehemaligen Sitze von Peter Gfeller und Laurent Tornay wurden aber nicht neu besetzt.
Kritik und Selbstkritik
An der Delegiertenversammlung wurde immer wieder betont, dass die BOM schon viel erreicht habe. So etwa die Entlastung des Marktes mit dem Export von 5500 Tonnen Butter. Auch wurde von verschiedener Seite betont, wie schwierig das Umfeld sei, in der sich die BOM zu bewegen habe.
Dabei war auch der eine oder andere Seitenhieb an die Presse, die es der BOM anscheinend nicht immer leicht macht. Es wurde aber auch kein Hehl daraus gemacht, dass BOM-intern nicht alles rund läuft. Zemp etwa meinte, in der BOM herrsche keine Ferienstimmung, Gerber sagte, die BOM befinde sich in einer Phase, wo man sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu schiebe.
Jetzt nach vorne schauen
Die Branchenorganisation will jetzt aber nicht mehr zurück, sondern nach vorne schauen. Sie will jetzt endlich die Segmentierung bis hin zum Produzenten umsetzen, damit die Menge in den Griff bekommen und auch den Interventionsfonds überarbeiten.
Zudem hat der Vorstand gestern Vormittag eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die eine Lösung erarbeiten soll, wie es nach dem 1. Mai 2013 ohne Marktentlastungsfonds weiter gehen soll. Da die BOM auch erkannt hat, dass das Stützen des C-Preises die Mengenproblematik anheizt, soll dann endlich Schluss damit sein.