Der Vorstand der Schweizer Milchproduzenten (SMP) hat einstimmig den Austritt aus der Branchenorganisation Milch (BOM) beschlossen. Doch viele Mitgliedsorganisationen zögern noch, ob sie selber austreten wollen.
Die Produzenten-(PO-) und Produzenten-Milchverwerter-Organisationen (PMO) sitzen wieder einmal zwischen Stuhl und Bank. Sie, die gleichzeitig die Funktion als Milchverbände, aber auch als Milchhändler ausüben, können sich offenbar noch nicht entscheiden, der Dachorganisation SMP sowie den beiden Westschweizer Organisationen Prolait und Vallait zu folgen und aus der BOM auszutreten. Eines zeigt sich aber bei einer Umfrage unter den Verantwortlichen klar: Mit der BOM in der heutigen Form und Zusammensetzung ist niemand mehr zufrieden.
Entscheid koordinieren
«Wir wollen zusammen mit den anderen POs über einen Austritt entscheiden», sagt etwa Daniel Schreiber, Präsident der PO Miba. Denn wenn der Entscheid nicht koordiniert sei, dann bestehe die Gefahr, dass die Organisationen sich zerfleischen. «So, wie es jetzt läuft, kann es nicht mehr weitergehen», fügt er an. Entweder brauche es eine neue Branchenorganisation oder dann müsse die BOM grundlegend reformiert werden. «Die allerwichtigste Reformaktion soll erlauben, dass die einmal gefällten Entscheide auch tatsächlich umgesetzt werden», betont Schreiber. So herrsche im Moment Unsicherheit, ob das Butterproblem nun gelöst sei. Auch der Entscheid der BOM, den Richtpreis um 4 Rappen zu senken, werde unterschiedlich interpretiert: «Die Produzentenvertreter sind eigentlich davon ausgegangen, dass damit nur der Richtpreis den real tieferen effektiv ausbezahlten Milchpreisen angepasst wird.» Doch die Industrie und der Detailhandel sähen das nun anders und wollten den Preis effektiv 4 Rappen senken.
Auch Moritz Erni, Präsident der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), verweist auf Absprachen über ein koordiniertes Vorgehen zwischen den POs. Ein Entscheid für oder gegen einen Austritt aus der BOM sei noch nicht gefallen. «Der ZMP-Vorstand wird am 26. Oktober über das weitere Vorgehen in Sachen BOM entscheiden», fügt Erni an.
Basis soll entscheiden
Für Donat Schneider, Geschäftsführer der Lobag, ist klar: «Nichts täte der Branche so gut wie eine funktionierende Branchenorganisation.» Doch in der bisherigen Form und personellen Zusammensetzung der Gremien funktioniere die BOM nicht und habe dringenden Reformbedarf. Ob die Lobag aus der BOM austrete, könne er im Moment nicht beantworten. «Über einen Austritt wird aber voraussichtlich an der ausserordentlichen Versammlung der PO Lobag am 27. Oktober abgestimmt.»
Andreas Hitz, Präsident der PMO Mimo, sitzt sowohl im SMP- wie im BOM-Vorstand. «Wir werden die ausserordentlichen Sitzungen von SMP-Vorstand und BOM-Vorstand abwarten und dann weiterschauen», sagt er. Er betont, unter den schwierigen Vorgaben der Politik gebe es nur gemeinsame Lösungen zwischen Produzenten, Milchhandel. Verarbeitern und Detailhändlern. Einer Allgemeinverbindlichkeit in Produzentenhand gibt er folglich wenig Chancen. Doch der Austritt der SMP aus der BOM sei sinnvoll gewesen, denn im Moment sei innerhalb der BOM die nötige Partnerschaft nicht gegeben. Die heutige BOM aufzugeben und eine ganz neue Organisation aufzubauen, hält er für heikel: «Dann kommt es bei den Preisverhandlungen zu Einzelabschlachtungen.» Angesprochen auf die Idee, unabhängige Produzentenvertreter, die nicht selbst mit Milch handeln, in die BOM aufzunehmen, sagt er: «Wer ist denn unabhängig?»
Robert Bischofberger, Präsident der PO Nordostmilch, erklärt, diese bleibe vorläufig – unter Bedingungen – in der BOM. Die entsprechenden Gespräche seien am Laufen, die Nordostmilch arbeite im Sinne einer konstruktiven Lösung auf eine Reform der BOM von innen hin.