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BOM sieht Risiken für Milch

Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat sechs Risikoaspekte für die Mehrwertstrategie identifiziert. Diese sind: Ausland holt bei Tierwohl auf, Kraftfuttereinsatz, Futterimporte, Hochleistungskühe, Antibiotika und Herstellungsprozesse. Eine Kontroverse gab es bei den Antibiotika.

 

 

Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat sechs Risikoaspekte für die Mehrwertstrategie identifiziert. Diese sind: Ausland holt bei Tierwohl auf, Kraftfuttereinsatz, Futterimporte, Hochleistungskühe, Antibiotika und Herstellungsprozesse. Eine Kontroverse gab es bei den Antibiotika.

Im August 2017 hat die BOM einen Bericht mit dem Titel «Mehrwertstrategie Milch 2025» publiziert. Dieser zählte 19 Risikoaspekte für die anvisierte Mehrwertstrategie auf. Nun hat eine Arbeitsgruppe der BOM die sechs wichtigsten Risikoaspekte definiert, die sie mittels eines sogenannten Monitorings überwachen will. Wörtlich wurden diese wie folgt bezeichnet:

- Angleichung des Tierwohls im Ausland an Schweizer Niveau
- Hoher Kraftfuttereinsatz
- Futterimporte aus nicht nachhaltigen Produktionssystemen und zu tiefen Preisen
- Hochleistungskühe als Zuchtstrategie
- Hoher Antibiotikaeinsatz
- Herstellungsprozesse 

Bei Tierwohl derzeit sehr gut dran

Bezüglich Tierwohl hielt BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler fest, man werde im Monitoring die Entwicklung der gesetzlichen Vorgaben, der Bundesprogramme Raus und BTS und den privatrechtlichen Labels wie IP-Suisse und Bio verfolgen und dies mit dem Ausland vergleichen. 

Die Beteiligung am Raus-Programm liegt bei den Kühen bei über 85%, bei BTS erreicht dieser Wert fast 50%. Beide Kennzahlen sind in den letzten Jahren angestiegen. Laut Kohler hat die Schweiz da einen grossen Vorsprung und kann kaum eingeholt werden. Was an Milchprodukten importiert werde, stamme in der Regel aus einer Milchproduktion mit tieferen Tierwohlstandards. 

Kraftfuttereinsatz: zuletzt rückläufig

Beim Kraftfuttereinsatz will die BOM den durchschnittlichen Einsatz von Milchviehfutter und des durchschnittlichen Einsatzes von Eiweisskonzentrat beobachten und mit dem Ausland vergleichen. Beim Milchviehfutter auf Getreidebasis war die eingesetzte Menge in Tonnen in den letzten Jahren deutlich rückläufig. 

Als grösseres Risiko bezeichnete Kohler die Entwicklung bei den Eiweisskonzentraten. «Das müssen wir genau beachten und die richtigen Schlüsse ziehen», so Kohler. Die von ihm gezeigten Zahlen zeigen aber, dass die eingesetzte Menge 2015 gegenüber 2014 stabil blieb und 2016 und 2017 tiefer lag als 2015. 

 

Mehrwerte: Die 4 Säulen laut BOM
 

1) Grasland Schweiz: «Grüne» Schweiz, artgerechte Fütterung, ohne GVO
2) Schweiz natürlich: Bäuerliche Familienbetriebe, keine Massentierhaltung, gewerbliche Verarbeitung
3) Glückliche Kühe: Spitzenplatz beim Tierschutz, enge Bindung Bauer-Tier, Weidehaltung
4) Schweizer Qualität: Hohe Qualität, strenge Kontrollen, handwerkliche Fertigung

 

Importheu: Auch solches für Pferde dabei? 

Bei den Futtermittelimporten blendete Kohler eine Grafik zu den Heuimporten ein. Gegenüber dem Jahr 2000 sind die Heuimporte stark angestiegen. Allerdings ist auch hier seit 2014 jedes Jahr eine geringere Menge festzustellen, worauf Kohler in seiner mündlichen Zusammenfassung nicht einging.

Andreas Hitz von den Milchproduzenten Mittelland (Emmi-Direktlieferanten), ehemaliger Vizepräsident der BOM und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Holsteinzuchtverbandes, kritisierte in seiner Wortmeldung, dass hierbei die Heuimporte, die in die wachsende Pferdehaltung gingen, womöglich eingerechnet seien.  

Schweizer Mais besser stellen

Heribert Rudaz von der Aaremilch stiess in das gleiche Horn. Kohler hielt dann fest, dass er der Frage nachgehe, wieviel Heu für andere Produktionsrichtungen da miteingerechnet sei. Er höre, dass zur Erfüllung von GMF spanische Luzerne tauge, nicht aber Schweizer Mais. Das stosse in der Branche auf Kritik. Bei der Bevölkerung sei es aber ein Risiko, wenn die Leute hörten, dass für Schweizer Milch Luzerne aus Trockengebieten eingeführt würden. 

Man müsse dann halt mit diesen Ergebnissen auf die Politik zugehen und die Entscheidungsträger auffordern, den Schweizer Mais besser zu stellen. Eine Motion von SVP-Nationalrat Markus Hausammann hat der Nationalrat kürzlich überwiesen. Der Bundesrat lehnt diese im Grundsatz ab, weil das Programm nun mal graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF) heisse. 

Viel höherer Antibiotika-Einsatz? 

Viel zu reden gaben die Zahlen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), die BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler einblendete. Es waren also Zahlen, die das BLV weiterverbreitet, nicht solche von Kohler. Die Zahlen stammen von der «European Medicines Agency» und sind Ausgangsmaterial für das STAR-Programm des BLV (Strategie Antibiotika-Resistenzen). 

Dieser Statistik zufolge wurden 2015 in der Schweiz viel mehr Antibiotika, die ins Euter verabreicht werden, vertrieben als im Ausland (2x so viel wie in Polen, mehr als 3x so viel in Österreich, etwa 5x so viel wie in Deutschland, etwa 7x so viel wie in Italien). Gemäss diesen Zahlen ist die Schweiz also Europameisterin im negativen Sinne. Kohler sagte, die BOM werde dazu keine eigenen Aktivitäten entwickeln, sondern klinke sich in das STAR-Programm des Bundes ein. Kohler blendete aber auch eine Folie ein, aus der man sah, dass sich der Vertrieb der ins Euter applizierten Antibiotika zwischen 2008 und 2016 fast halbiert, dass in diesem Bereich also schon viel erreicht worden sei. 

Hitz, Rudaz und Bigler intervenierten

Der Delegierte Andreas Hitz intervenierte zu diesem Punkt. Er sagte, wenn man über die Antibiotika rede, müsse man auch gleich über die Milchqualität reden. «Man kann nicht extrem tiefe Zellzahlen von uns Milchbauern fordern und uns gleichzeitig auffordern, kein oder möglichst kein Antibiotikum einzusetzen.» Er brauchte folgendes Bild: Man könne niemanden mit einem Militärvelo an die Tour de France schicken und dann von ihm einen Sieg verlangen. 

Der Milchproduzenten-Delegierte Heribert Rudaz aus Schmitten FR hinterfragte die Zahlen aus dem Ausland: «Wie genau sind diese? Im Ausland kann man zum Teil problemlos Trockensteller in der Apotheke kaufen. Bei uns läuft das alles über den Tierarzt, deshalb ist es kontrollierbar. Ich mache ein grosses Fragezeichen hinter diese Zahlen.» 

Hegglin: Niemand anprangern

Kohler hielt fest, dass in der Öffentlichkeit, bei den Konsumenten Antibiotika einfach ein sehr sensibles Thema seien. Deshalb erkenne die Arbeitsgruppe da ein Risiko. Dann mischte sich Milchproduzent Rudolf Bigler, seines Zeichens Vizepräsident der BOM, ein. Er habe diese Zahlen heute zum ersten Mal gesehen. Auch er mache dahinter ein grosses Fragezeichen. 

Er kenne die Milchproduktion im Ausland gut und könne sich diese Differenz schlicht nicht vorstellen. Er möchte, dass die BOM dies genau abklärt. Das könne man nicht einfach so stehen lassen. Da sah sich dann BOM-Präsident Peter Hegglin genötigt festzuhalten, man wolle hier und heute niemanden anprangern. Man wolle die Sache abklären. Es gehe nur um ein mögliches Risiko bei einem sensiblen Thema. 

 

Neu im Vorstand der BOM:
-Christoph Züger, Züger Frischkäse AG, CEO und Mitinhaber (für Elsa)
-Urs Hänni, Suppleant, stv. Landeskoordinator des Zentraleinkaufs, Aldi Suisse
-Martin Meier, Suppleant, Geschäftsführer Swiss Premium AG (Hersteller von Mozzarella und Ricotta in Dietikion ZH)
- Marc Benoît, Suppleant, Präsident Prolait, 56-ha-Familienbetrieb im Waadtländer Jura
- Vincent Maudonnet, Suppleant, Präsident der Association des producteurs de lait Nestlé (APLN), 60 ha
- Fritz Stettler, Suppleant, Frauenfeld TG, Vizepräsident Thurgauer Milchproduzenten (TPM), Direktlieferant Züger Frischkäse AG 

Bewusst wird der Vorstandssitz der Migros vakant gehalten, weil die BOM-Spitze auf eine baldige Rückkehr der Migros hofft.

 

Hochleistungskühe

Von diesem identifizierten Risiko war an der BOM-DV wenig zu hören. Laut einer Folie werden verschiedene Parameter zur Beurteilung von Milchleistung und Gesundheit der Milchkuh beobachtet und mit dem angrenzenden Ausland verglichen. 

Im Risikobereich «Herstellungsprozesse» geht es darum, dass nur 91% (nicht 100%) der Käseproduzenten, Käseaffineure und Käseverpacker eine Verzichtserklärung unterschrieben haben. Es geht dabei um den Verzicht auf Gentech-Labstoffe, auf Zusatzstoffe zur Verhinderung von Fehlgärungen, auf Zusatzstoffe zum Färben des Käseteigs und auf Zusatzstoffe als Oberflächenbehandlungsmittel.

 

Rücktritte aus BOM-Vorstand
 
-Lukas Barth, Elsa (Austritt aus BOM)
-Stefan Gygli, Migros (Austritt aus BOM)
-Christian Amstalden Suppleant, Aldi (hat neue Aufgabe bei Aldi Schweiz übernommen)
-Jean-Bernard Chevalley, Suppleant, Prolait
-Alfred Mori, Suppleant, APLCNS (Austritt aus BOM)

 

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