Wie der «Schweizer Bauer» erfahren hat, wird der Milchring Berner Oberland dies demnächst bei der Industriemilchkommission der Aaremilch einbringen, mit der Idee, dass es via den Verband Schweizer Milchproduzenten (SMP) in die BOM getragen wird.
Coop-Chef hässig auf Käser
Der Ausgangspunkt ist, dass die Situation für die Milchproduktionsbetriebe allgemein schwierig ist und erst recht schwierig, weil für die gestiegenen Kosten in der Produktion niemand aufkommen will. Umso mehr stören sich die Berner Oberländer daran, dass immer wieder zu hören ist, die Käservertreter in der BOM hätten sich einem höheren Milchpreis oder einer Kompromisslösung widersetzt. Kürzlich habe ja auch der Chef des Detailhändlers Coop vor den Medien auf die Käser verwiesen.
Die Richtpreissenkung des A-Richtpreises von 2 Rp. auf 79 Rp./kg Molkereimilch auf Anfang 2024 erzürnte Philipp Wyss. «Da war ich wütend. Wir haben uns, zusammen mit dem anderen Vertreter des Detailhandels, gegen eine Senkung ausgesprochen», sagte Coop-Chef Philipp Wyss anlässlich der Bilanzmedienkonferenz Mitte Februar gegenüber «Schweizer Bauer». Beim anderen Vertreter handelt es sich um Aldi. «Die Käser wollten tiefere Preise. Sie sollen sich gegenüber den Bauern verantworten», machte er deutlich.
Sperrminderheit für Käser
Der Milchring Berner Oberland findet es nicht richtig, dass die Käser so viel Einfluss auf den Molkereimilchpreis haben. Denn im Vorstand der BOM haben die Käser (in den Statuten heisst es «Käsereigewerbe») mit ihren drei von zehn Sitzen auf der Seite «Verarbeitung und Handel» eine Sperrminderheit inne und können so einen Beschluss für stabile oder höhere Richtpreise blockieren. Die Käser können damit höhere Preise verhindern, solange der Molkereimilchpreisindex des Bundes nicht markant über dem geltenden Richtpreis liegt.
In der Delegiertenversammlung haben die Käser 11 von 43 Sitzen garantiert, was 25,6 % sind. Also sind aus Sicht der Berner Oberländer drei von zehn Sitzen (was 30 % entspricht), zu viel. Die Käser seien übervertreten, da fühlten sie sich als Marktpartner nicht fair behandelt, das sei für die ganze Branche nicht richtig, heisst es. Darum fordert der Milchring, dass die Statuten der BOM dahingehend geändert werden, dass die Käser im Vorstand in Zukunft zwei statt drei Sitze haben.
Im Milchring Berner Oberland hofft man, dass sich bäuerliche Berufskollegen in Vorständen ihren Antrag zum Vorbild nehmen und sich ebenfalls von unten her aktiv einbringen. Es wäre schade, wenn Anträge einfach abgenickt würden oder man sich einfach von oben her instruieren liesse, heisst es aus dem Berner Oberland.
Richtpreis Branchenorganisation Milch (BOM)
Der Richtpreise der BOM bilden eine Entscheidungsgrundlage für Preisverhandlungen zwischen den Marktpartnern und gelten ausschliesslich für Molkereimilch. Sie entsprechen somit nicht den realisierten Milchpreisen, sondern verstehen sich als Preise franko Rampe des Verarbeiters. Richtpreise werden für alle drei Segmente A, B und C festgelegt. Der effektiv ausbezahlte Durchschnittsmilchpreis je Milchverarbeiter oder Handelsorganisation hängt stark vom Produkteportfolio bzw. den in den einzelnen Segmenten hergestellten Milchprodukten der Akteure ab.
Der Richtpreis für A-Milch wird mithilfe des Molkereimilchpreisindex (BLW) und der prospektiven Markteinschätzung des Vorstandes der BOM quartalsweise festgelegt. Der Richtpreis im B-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver für den Weltmarkt und Butter für den Inlandmarkt. Der Richtpreis im C-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver und Butter für den Weltmarkt.
Der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM)
Interessengruppe «Produktion»: Ordentliche Vorstandsmitglieder: Rudolf Bigler Aaremilch AG; Christian Banga MIBA; Boris Beuret, SMP; Sepp Dörig PO Ostschweiz; Jürg Dummermuth, Mittelland Milch; Hanspeter Egli, SMP; Pirmin Furrer, ZMP; Stephan Hagenbuch SMP; Mireille Hirt, APLC (Cremo); René Schwager, Mooh Genossenschaft; Stellvertretende Vorstandsmitglieder: Marc Benoit, Prolait; Vincent Maudonnet, APLN (Nestlé); Fritz Stettler, PMO Züger-Forster; Gabriel Yerly, FSFL (Freiburger Milchverband).
Interessengruppe «Verarbeiter/Handel»: Manuel Hauser, Emmi; Hans Aschwanden, Zentralschweizer Milchkäuferverband (ZMKV); Jacques Gygax, Fromarte; Andreas Hinterberger, Berg-Käserei Gais; Lorenz Hirt, Vereinigung der Schweizer Milchindustrie (VMI); Marc Muntwyler, Coop; Andreas Wegmüller, Cremo; Christof Züger, Züger Frischkäse AG. Stellvertretende Vorstandsmitglieder: Daniel Imhof, Nestlé Suisse SA; Benoît Kolly Käserei Le Mouret; Christian Krumm, Aldi Suisse AG; Martin Meier, Swiss Premium AG.
Die FROMARTE Mitglieder verarbeiten und vermarkten ca. 1/3 der Schweizer Verkehrsmilchmenge. Daher ist die bestehende Vertretung in der BO Milch absolut legitimiert.
Vielleicht damit sie bei tiefem Molkereimilchpreis die Milch auch billiger bekommen?