Nach mehreren Hiobsbotschaften im Laufe der Woche hat sich die Lage im Bergsturzgebiet im Bergell am Wochenende etwas entspannt. Das meist trockene Wetter begünstigte die Aufräumarbeiten. Doch die Gefahr bleibt weiterhin gross - bis zu einer Million Kubikmeter Fels könnte abstürzen.
Am Samstag und Sonntag fiel im Bergell nur wenig Regen. Die Wasserstände von Bondasca und Maira bei Bondo sanken dementsprechend weiter, wie der Führungsstab vor Ort mitteilte. Die Einsatzkräfte konnten deshalb mit den Sicherungsarbeiten für die Uferböschung an der alten Kantonsstrasse fortfahren.
Gleichzeitig wurde die Räumung der Strasse in Spino weitergeführt, wo der Schlamm teilweise über einen Meter hoch gestanden hatte. Im Auffangbecken für Murgänge räumten schwere Maschinen das ganze Wochenende über die neue Kantonsstrasse frei. Sie wird benötigt, um später den Schutt und die Felsen aus dem Becken zur Deponie zu transportieren.
Weitere Bergstürze erwartet
Bis im Bergell wieder Normalität einkehrt, dürfte es aber noch Monate, wenn nicht Jahre dauern. Die Einsatzkräfte sind derzeit noch mit Details beschäftigt. Priorität sei beispielsweise, den Flusslauf der Bondasca wieder unter die Strassenbrücke zu verlegen, teilte der Führungsstab mit. Die Bondasca fliesse dort noch immer über die Strasse.
Im Felssturzgebiet in der Val Bondasca haben am Samstag dreissig Übermittlungsspezialisten der Schweizer Armee damit begonnen, ein Richtstrahlsystem für Sprach- und Datenübermittlung zu installieren. Es erhöht die Betriebssicherheit der Alarmierung bei weiteren Murgängen.
Diese Gefahr erneuter Felsstürze und Murgänge ist weiterhin sehr gross. 500000 bis 1 Million Kubikmeter Fels am Piz Cengalo sind akut absturzgefährdet. Deshalb bleiben die Ortschaften Bondo und Spino vollständig evakuiert.
Solidarität gibt Hoffnung
«Wenn eine Mure kommt, muss das Gefahrenfeld innert vier Minuten geräumt sein», sagte Christian Gartmann, Sprecher des Führungsstabes der Gemeinde Bregaglia, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Um freie Fluchtwege zu haben, steht deshalb nur eine beschränkte Anzahl Personen im Einsatz.
Das Bergell ist seit Samstag wieder vom Engadin her erreichbar. Die Zufahrt nach Soglio von Italien her ist eingeschränkt möglich. Wann die Malojastrasse H3 wieder eröffnet wird, wird am Dienstag entschieden.
Im Tal sei der Zusammenhalt sehr gross, sagte Gartmann: «Die grosse Solidarität und die geleistete Soforthilfe sind ein weiterer Lichtblick für die Betroffenen.»


