In Flintsbach und Bruckmühl bei Rosenheim sind in den vergangenen Tagen auf zwei Höfen über 50 Kühe an Botulismus gestorben. Verunreinigtes Futter dürfte das Sterben hervorgerufen haben.
«Es ist wirklich brutal für die Betriebe», sagt Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher gegenüber «OVB Online». Gemäss der Zeitung sind auf dem Bauernhof in Flintsbach 42 Kühe an Botulismus gestorben. Der betroffene Landwirt wollte sich zu dem Geschehen in seinem Stall nicht äussern.
Im rund 30 Kilometer entfernten Bruckmühl sind auf einem Betrieb rund ein Dutzend Kühe an Botulismus verendet. Für beide Bauernfamilien bedeutet dies einen finanziellen Verlust und eine hohe Belastung. Botulismus wird durch vom Bakterium Clostridium botulinum produzierte Toxine verursacht. Die Nervengifte verursachen Lähmungen, die zu Tod führen können.
Als «tragisch» bezeichnet Josef Steingraber, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Rosenheim, die beiden Fälle. Botulismus habe in der Region in den vergangenen Jahren glücklicherweise keine Rolle gespielt. Dass in diesem Jahr gleich zwei Infektionen in so kurzer Zeit zu verzeichnen seien, sei ungewöhnlich.
Die Botulismus-Erkrankung werde meistens durch einen Fremdkörper ausgelöst, der in die Futterkette gelangt. «Unter Umständen war das in den konkreten Fällen ein totes Tier», sagt Steingraber gegenüber «OVB Online». Die Infektion verlaufe immer gleich, der Ausbruch könne aber zeitverzögert erfolgen. Einige Kühe erkrankten, andere blieben gesund. Für betroffenen Betriebe sei Botulismus ein schwerer Schicksalsschlag. Zudem seien die wenigsten Betriebe gegen Botulismus versichert.
Botulismus
Im Futter oder – für den Menschen – in Lebensmitteln können Clostridium-botulinum-Bakterien in sauerstofffreier Umgebung hochgiftiges Botulinumtoxin produzieren. Es führt zu Lähmungen und bei Tieren meist zum Tod.
An Botulismus können Rinder, Schafe, Pferde, Nerze und Vögel erkranken. Das Schwein ist relativ resistent gegen das Gift Botulinumtoxin. Pferde, Rinder und Schafe erleiden eine Lähmung der Muskulatur des Bewegungsapparates, der Kau- und Schluckmuskeln sowie der Atemmuskulatur. Schliesslich sterben sie an einem Atemstillstand. Die Sterberate ist bei unbehandelten Tieren sehr hoch. Nimmt die Krankheit einen akuten Verlauf, tritt der Tod bereits nach 1 bis 2 Tagen ein.
Erreger ist das Bakterium Clostridium botulinum, das zwingend in sauerstofffreier Umgebung leben muss. Die Bakterien können aber Sporen bilden, die den Kontakt mit Sauerstoff überdauern sowie resistent gegen Hitze, Gefriertemperaturen und Austrocknung sind. Das Bakterium ist gefährlich, weil es das Gift Botulinumtoxin ausscheidet.
Eine Ansteckung erfolgt über das Futter oder das Trinkwasser. Die Tiere können sich insbesondere über Silage und Heu anstecken, welche mit Kadavern von Kleintieren (z.B. Nagern) verunreinigt sind. Die Bedingungen für die Vermehrung von Clostridium botulinum sind in Silage günstig, da das Bakterium nur in sauerstofffreier Umgebung wachsen kann.
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV