Branntkalk hat in den Liegeboxen nichts zu suchen. Er kann sich erhitzen und so den Stall in Brand stecken.
Am letzten Freitag ging bei Heinrich Grossenbacher der Alarm los. Grossenbacher ist Kommandant der Regiofeuerwehr Sumiswald BE.
Aus Hygienegründen Kalk eingestreut
«Wir wurden gerufen, weil ein Stall brannte – laut dem Anrufer stand er in Vollbrand», erinnert er sich. Ganz so dramatisch war die Situation dann glücklicherweise nicht. «Aber die Liegehalle der Kühe war voller Rauch, die Einstreu in den Liegeboxen brannte.»
Diese Einstreu war die Ursache für den Brand, der glücklicherweise gelöscht werden konnte, ohne grössere Schäden an den Gebäuden zu hinterlassen. Der Tierhalter hatte zusätzlich zum Stroh aus Hygienegründen Kalk eingestreut. Rund eine halbe Stunde später begann die Kalkstrohmatratze zu brennen.
Chemische Reaktion
Wie sich herausstellte, wurde gebrannter Kalk (CaO), auch Branntkalk, ungelöschter Kalk oder Ätzkalk genannt, verwendet. Dieser ist als Einstreu völlig ungeeignet, darauf weisen auch die Gefahrensymbole auf der Verpackung hin. Kommt er mit Wasser in Berührung, erhitzt er sich so stark, dass das Stroh zu brennen beginnt.
Bei diesem Vorgang entsteht Löschkalk (Kasten). Zudem wirkt Branntkalk am Euter und vor allem an den Zitzen ätzend und kann zu Verletzungen führen.
Ställe Kalken
Wird Branntkalk mit Wasser versetzt (gelöscht), entsteht unter Wärmeentwicklung Löschkalk oder gelöschter Kalk (Ca(OH)2). Seine ätzende Wirkung, die auch diverse Krankheitserreger zerstört, ist der Grund, warum früher gelöschter Kalk zum Desinfizieren von Ställen, dem «Kalken», benutzt wurde. Löschkalk ist auch Grundbestandteil von Mörtel für die Bauindustrie. Eine weitere Verwendung findet Ca(OH)2 als Pflanzenschutzmittel im Obstbau. Hier wird es zum Beispiel als Fungizid eingesetzt. sum
Kalkstein, fein gemahlen
Für eine Strohmatratze sollte deshalb kohlensaurer Kalk, der hauptsächlich aus Kalziumkarbonat (CaCO3) besteht, verwendet werden. Kohlensaurer Kalk wird in erster Linie durch Mahlen von Kalkstein gewonnen. Mit einer Korngrösse unter 0,09mm ist er sehr fein, nimmt dadurch viel Wasser auf und schwimmt in der Gülle. Grobkörnige Kalke lagern sich im Schwemmkanal oder in der Güllegrube ab.