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Braucht es Biodiversität auf Ackerböden?

 

Kurz vor Ostern hat der Bundesrat ein Verordnungspaket verabschiedet. Die neuen Bestimmungen sollen die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Auf Kritik stösst die Bestimmung, dass auf Ackerböden Biodiversitätsförderflächen angelegt werden müssen. Wie denkt Ihr darüber? Ist es der richtige Weg? Oder hat sich der Bundesrat verrannt? Abstimmen und mitdiskutieren

 

Dieses Verordnungspaket entstand aufgrund der parlamentarischen Initiative 19.475, die von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates eingereicht worden war. In der Folge verabschiedete das Parlament im März 2021 das Bundesgesetz über die Verminderung der Risiken durch den Einsatz von Pestiziden.

 

Ab 3 ha offener Ackerfläche

 

Das vorliegende Verordnungspaket konkretisiert nun jene Änderungen, die sich aufgrund des angepassten Landwirtschaftsgesetzes ergeben. Ein Teil der Massnahmen wird im Januar 2023 in Kraft treten. Die neuen Bestimmungen sind teilweise sehr umstritten, vor allem jene nach mehr Biodiversität in Ackerflächen.

 

Gemäss der Landesregierung besteht hier Handlungsbedarf. Die neue Verordnung sieht vor, dass ein Betrieb, der mehr als 3 ha offene Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone bewirtschaftet, mindestens 3.5% der Fläche als Biodiversitätsförderflächen ausscheiden muss. Der Bundesrat will diese Bestimmung aber wegen des Krieges in der Ukraine nicht wie in der Vernehmlassung vorgeschlagen per 2023 einführen, sondern verschiebt diese um ein Jahr auf 2024.

 

Besonders nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine forderten der Schweizer Bauernverband (SBV) und die SVP, einige Massnahmen aus dem Paket zu streichen. Darunter eben auch die 3,5-Prozent-Regel auf den Ackerflächen. Doch die Forderungen von SVP und SBV stiessen beim Bundesrat auf kein Gehör. Entsprechend enttäuscht zeigt sich der Bauernverband.

 

«Beste Ackerböden aus Produktion»

 

Der Bundesrat schiesse massiv über das Ziel hinaus, kritisierte der SBV den Bundesrat scharf. Er habe «die aktuelle Realität und den sich abzeichnenden weltweiten Engpass bei der Lebensmittelversorgung völlig ausser Acht gelassen». Die Landesregierung schwäche mit unverhältnismässigen Massnahmen die einheimische Lebensmittelproduktion und damit die Versorgung der Bevölkerung.

 

«Während in Europa sogar bestehende Biodiversitätsförderflächen wieder zur Produktion von Lebensmittel genutzt werden sollen, will die Schweizer Regierung nochmals 3,5 Prozent der besten Ackerböden aus der Produktion nehmen», macht der SBV deutlich. Bereits heute würden 19 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Förderung der biologischen Vielfalt dienen.

 

«Entscheid für sichere Produktion»

 

Zufrieden hingegen gibt man sich bei den Umweltorganisationen. «Weniger Pestizide, mehr Biodiversität auf dem Ackerland und 20 Prozent weniger Nährstoffe: Diese Zusagen hat der Bundesrat vor der Abstimmung zu den Pestizid-Initiativen gemacht und hält sie nun wenigstens teilweise ein», teilten WWF, Pro Natura und Birdlife gemeinsam mit. Damit würden dringend notwendige Korrekturen für eine umweltfreundlichere und nachhaltige Landwirtschaft angegangen.

 

Das Ziel, auf mindestens 3,5 Prozent der Ackerflächen Biodiversitätsmassnahmen anzulegen, verschiebe der Bundesrat leider um ein Jahr. Wichtig sei jedoch, dass dieser Entscheid gefällt wurde, heisst es in der Mitteilung weiter. Das trage zu einer naturverträglichen und damit sicheren Produktion in der Landwirtschaft bei, indem Nützlinge und Bestäuber für gesunde Pflanzen und damit Ertragssicherheit sorgten.

 

 

 

Kommentare (21)

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  • Arthus Hansen | 22.04.2022
    Wir haben weder aus der Covid-19 Kriese noch aus dem Ukraine Krieg gelernt. Wir sind von globalen Lieferketten abhängig geworden und verabschieden uns von marktgerichteter Produktion. Der Mensch ist direkt abhängig von einer funktionierenden, regionalen, produzierenden Landwirtschaft. In die funktionierende Landwirtschaft gehört Produktion aber auch gewisse Biodiversität welche marktgerecht stattfinden müsste.
    • Arthus Hansen | 22.04.2022
      Aktuell gelten für Betriebe bereits 7% BFF. Gemäss meiner persönlichen Einschätzung habe viele Betriebe BFF auf dem Grünland. Jetzt muss diese BFF Fläche geteilt werden auf mind. 3.5% BFF auf Ackerfläche und die restlichen 3.5% BFF auf Grünland / Hecken / Hochstammbäume usw.

      Werden jetzt BFF Grünlandflächen umgebrochen um bsp. Buntbrachen anzusäen, ist das ökologisch sinnvoll, bestehende Strukturen zu zerstören?
      • Arthus Hansen | 22.04.2022
        Die Ackerfläche in der Schweiz beträgt aktuell (Agrarbericht 2021) 401'872 ha - davon 3.5% sind rund 14'065 Hektaren bester Ackerboden, die wir aus der produzierenden Landwirtschaft nehmen, um darauf ökologischen Massnahmen umzusetzen. Die neue Verordnung sagt uns klar, dass BFF Massnahmen auf Grünland weniger Wert sind als jene BFF Flächen auf Ackerland. Ist das wirklich so in der klein Strukturierter Schweizer Landwirtschaft?
        • Arthus Hansen | 22.04.2022
          Die Umverteilung BFF auf Grünland hin zu BFF auf Ackerfläche ist ökonomisch und ökologisch nicht Sinnvoll.
  • Landwirtin | 22.04.2022
    Eine Monokultur ist, wo über mehrere Jahre dieselbe Kultur angebaut ist. Gibt es in der CH nicht, nur schon wegen dem ÖLN.
  • B.A.U.E.R | 22.04.2022
    Liebes BLW. Wenn ich bereits jetzt 15% Ökoanteil auf meinem Betrieb habe bin ich sicher nicht bereit für meine 2 ha Mais nochmals Öko zu machen! Ich muss jetzt schon schauen wo ich auf meinem Grünlandbetrieb sinnvollen Ackerboden habe!!!!
  • Burri | 21.04.2022
    Bauern bauern um Geld zu verdienen, genau wie vielleicht 95 % der Einwohner-innen in der Schweiz um existieren zu können und Steuern zu zahlen. Nur die ca. 5 % hängen am Tropf des Staates ( Steuerzahler) und die machen nichts falsch !!!
    • Landwirtin | 22.04.2022
      Nun, ohne DZ gäbe es in der CH vielleichz noch die Gemüsebauern. Die einzigartigen Gesetze verteuern die Produktion so extrem.
      Schlussendlich ist es ein abwägen: die Politik mitreden lassen und für die zusätzlichen Leistungen bezahlen, oder eben nicht. Die Löhne in der LW sind tief, die Arbeitszeit hoch.
  • Stadtbauer | 21.04.2022
    Ja das man Geld nicht Essen kann werden wir vielleicht schneller merken als es uns lieb ist.
    Schön wäre doch mal eine Gesammtschau.
    Den schuldigen allein in der Landwirtschaft zu suchen ist wohl sehr kurz Gedacht.
    Ja wir Landwirte machen auch Fehler! Aber ich denke der grösste Teil gibt jeden Tag das
    Beste und Lernt auch immer dazu.
    So sollte sich doch jede/jeder den Spiegel selber gelegentlich mal Vorhalten.
  • don't look up | 21.04.2022
    wenn die letzte wildbiene ausgesummt, der letzte vogel ausgezwitschert und der letzte fisch den rückenschwum macht, werden wir merken, das man geld, englischen rasen und schottergärten nicht essen kann.
    der rückgang von wildtieren ist in den letzten 20 jahren dramatisch!
  • Yvonne Bannwart | 21.04.2022
    Extensivierung macht generell nur dort Sinn, wo der Boden flachgründig, wenig fruchtbar und steinig ist.
    Auf tiefgründigen, fruchtbaren Böden solche Massnahmen durchzuführen ist eine Dummheit sondergleichen und nur in der reichen Schweiz möglich. Scheinbar ist das Geld vorhanden , um vermehrte Importe zu tätigen. Auf welchen Flächen dann diese Nahrungsmittel produziert werden, interessiert niemanden. Hauptsache, man kann im eigenen Garten weiterhin den englischen Rasen pflegen.
  • Housi | 21.04.2022
    Ich lebe in einer Landwirtschaftszone und beobachte immer wieder abstruse Sachen, subventionierte blühstreifen die sofort gemäht werden kaum ist die Frist für die Subventionen erfüllt genau zu dem Zeitpunkt wo nirgends mehr etwas Blüht dank der Agrarwüste. Tolle Landwirte seid Ihr schön das Ihr so gegen die Natur arbeitet. Hauptsache viel Geld in der Tasche auf kosten der Natur.
    • Kollege, aber nicht von Housi | 21.04.2022
      Ok, lassen wir die Natur machen. In zwei Jahren gibt es nichts mehr zu ernten, die Natur ist keine heile Welt. In der Natur ist permanent ein brutaler Konkurrenzkampf im Gange, Fressen und Verdrängen.
      Ein Landwirt beeinflusst seit jeher die Natur um Menschen zu ernähren.
      Wenn dir das nicht passt Housi, fang bei dir an und verweigere alles was Landwirte der Natur abringen.
    • Bauer Sandro | 30.04.2022
      Hauptsache viel Geld in der Tasche.......Ganz schön viel Meinung, dafür Null Ahnung. Housi soll doch bitte Bauer werden und vormachen, wie man mit den Almosen (genannt Subventionen) viel Geld in die Tasche bekommt.
  • Housi | 21.04.2022
    Meiner Meinung nach geht der Bundesrat da noch viel zu wenig weit. Wir haben hier im Berner Mittelland fast nur noch Monokulturen. Schaut euch mal um wo gibt es noch ganzjährig Blumen Wiesen die nicht Bewirtschaftet werden? Selbst an Strassen und Autobahnen gibt es nur Gras und dieses wird dazu ständig gemäht. Wie sollen da Insekten gedeihen?
    • Inkognito | 21.04.2022
      Ach Housi, warum redest du bei Sachen mit von denen du keine Ahnung hast? Willst du dich denn in Zukunft wirklich ausschliesslich von Blümi und Insekten (die du wohlgemerkt selber sammeln und fangen musst!) ernähren? Du sprichst von "Monokulturen", ohne zu wissen, was das ist. Offenbar eine erhebliche Bildungslücke. Ich rate dir, diesen Begriff mal zu googeln und dich zu informieren! Dann stellst du bald fest, dass dieses Anbausystem in der CH seit Jahrzehnten so gut wie nicht mehr existiert!
  • Hausverstand | 21.04.2022
    Die Aufteilung in produktive und Oekofläche finde ich falsch. In meinen Produktionsflächen findet sich immer Platz für Oekologie, indem ich 1. keine synt. Hilfstoffe ausbringe, 2. Unkraut nicht panisch bekämpfe, 3. Mischkulturen ansäe, 4. so wenig wie möglich Ueberfahrten mache, 5. den Boden so lange wie möglich begrünt halte (Untersaaten) und 6. Sorten nutze, die weniger abhängig von Dünger sind. Es funktioniert, aber nur ohne Anspruch hat, dass keine einzige Distel auf dem Feld stehen darf.
  • Aargauer Bauer | 21.04.2022
    Bern träumt immer noch...
  • Landwirt | 21.04.2022
    Diese Entscheide sollten aus intrinsischer Motivation kommen. Wir z.B. säen im Kohlgemüse bewusst (ohne DZ!) die Nützlingskultur Kohlanbau an. Damit fördern wir die Nützlinge, dies im Kampf gegen die weisse Fliege sehr erfolgreich (!) - Fazit; Biodiversität funktioniert. Heute investiere (und probiere auch aus) ich lieber in die Natur, als in die Agro- und Chemimafia. Die wissen genau, was ihre Mittel anrichten, nur am Pranger steht der Landwirt nicht, die Chemiker im Labor/Villa. ;)
    • Matthias Gfeller | 26.04.2022
      Das ist wohl exyakt das Problem:
      Viele aktuelle Fruchtfolgen sind nicht mehr genügend abwechslungsrecih und belaten die Böden einseitig; mit traditionellen z. B. 7-Jahres Zyklen wäre die Biodiversität auf den AckerBöDEN quasi "automatisch" gegeben!
  • walter müller | 20.04.2022
    unter dem strich ,mehr arbeit für ,aber keine zusätzliche entschädigung, das ist eine diskrimiren einer randgruppe,
    nötigung,nach dem grundsatz,bist du nicht willig, keine dz. wie wäre es wenn der bundesrat auch zusätzliche 3%
    biodiverätzfläche auf stadtgebieten vorschreiben würde?

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