Der vor drei Woche vermutlich aus dem Trentino nach Graubünden eingewanderte Braunbär hat im Unterengadin inzwischen 21 Schafe gerissen. Das Tier ist äusserst unauffällig unterwegs. Gesehen worden ist es nur ein einziges Mal.
Die einzige Sichtung erfolgte am Abend des 22. Juni. Ein Jäger beobachtete das Raubtier vom Dorf Susch aus durch ein Fernrohr in einem Lawinenzug an einem Hang nahe an der Waldgrenze. Informationen zur Identität des Tieres werden Ende nächster Woche erwartet.
Bis dahin sollte die genetische Analyse vorliegen, wie Hannes Jenny, Wildbiologe beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei, am Montag der Nachrichtenagentur sda sagte. Jenny nimmt an, dass es sich beim Einwanderer um ein männliches, noch nicht geschlechtsreifes Jungtier handelt. Geschlechtsreif werden Braunbären im Alter von vier bis fünf Jahren.
Schutzhunde integriert
21 Schafe hat der Bär bislang gerissen. Die letzten zehn Nutztiere wurden alle im Raum des Val S-charl getötet, einem Seitental des Unterengadins an der Grenze zum Nationalpark. Zum Schutz der Schafe wurden dort am Montag Schutzhunde in die Herden integriert.
Die Anzahl gerissener Schafe entscheiden bei Bären im Unterschied zu Wölfen nicht über Leben und Tod. Besitzer getöteter Nutztiere werden von Bund (80 Prozent) und Kantonen (20 Prozent) entschädigt.
Um ihr Leben fürchten müssen Bären aber, wenn sie auf der Nahrungssuche in Siedlungen vordringen und für Menschen zur Gefahr werden. Diese Verhaltensweise wurde dem Braunbären JJ3 vor drei Jahren zum Verhängnis. Wildhüter erschossen ihn im April 2008 in der Nähe von Thusis.
Der noch unbekannte Braunbär ist der fünfte, der in den letzten sechs Jahren nach Graubünden eingewandert ist. Der erste war JJ2, der Ende Juli 2005 auftauchte. Dies rund 100 Jahre, nachdem im Val S- charl der letzte freilebende Bär in der Schweiz von zwei einheimischen Jägern zur Strecke gebracht worden war.