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«Bürogummi wird Bauer»: Andere Namen, andere Sitten

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Es musste ja soweit kommen: Ein Exilaargauer in Bern kommt nicht umhin, einige Bemerkungen punkto Dialekt loszuwerden. Denn die andere Sprachart gehört genauso zu meinem Alltag wie die tägliche Arbeit im Stall oder die saisonale auf dem Feld. Der Dialekt vermittelt eine Art Lebensgefühl, und ihm haftet auch nach bereits drei Monaten im Bernischen noch der süsse Hauch der Exotik an. Und, ob sie’s glauben oder nicht: Das Leben z’Bäärn ist anders.

Der Ort, wo ich so richtig als Zuhörer im Berndeutsch schwelgen kann, ist der Küchentisch. Es muss jetzt doch einmal von Vechigen in die weite Welt hinausposaunt werden: Anne, die Bäuerin, kocht so wunderbar gut, dass meine Gewichtszunahme beinahe mit derjenigen der Mastschweine Schritt hält. Seit der Pubertät habe ich nicht mehr so viel gegessen. Diese Tatsache hat bereits erste Opfer gefordert: Der Gurt des Melkstuhls hielt meinem Bauchdruck nicht mehr Stand und wurde gesprengt (gut, Gürtel sind heutzutage auch keine Qualitätsprodukte mehr…). Zum Glück hält mich Lehrmeister Peter von morgens bis abends auf Trab, sodass die Verbrennung der exzellenten Kartoffel- und Kürbisgerichte sowie der häufig aufgetischten Desserts einigermassen mit der Nahrungsaufnahme korrespondiert. Aber ich war ja eigentlich beim Berndeutsch.

Das Berndeutsche hat für mich etwas urchiges und bodenständiges, was nicht damit zusammenhängt, dass ich es überwiegend auf dem Bauernhof höre. Nein, auch im Volleyballverein oder bei Städtern gefällt mir die ruhige und zumindest besonnen scheinende Art des Sprechens, die sich auch im Gemüt der Menschen zu widerspiegeln scheint. Es sind oft gemütliche Gesellen, die ich hier kennenlernen darf. Gerne sitzen die Menschen gemeinsam an einen Tisch und erzählen sich Geschichten. Der Dialekt verbreitet dabei sofort gemütliche Stimmung, und gerade für Landwirte scheint es ein immenses, mir bislang unbekanntes Repertoire an Wörtern zu geben, die sich zum übertreiben (plagaggere) bestens eignen. Gesprochen wird mit einer gewissen Lockerheit, im stillen gegenseitigen Einverständnis, dass die Geschichte um des Erzählens Willen auf den Tisch kommt, und nicht, um möglichst realitätsnah einen Sachverhalt zu schildern.

Da war ich es mir schon anders gewohnt, als ich noch an den Gemeinderatssitzungen in Bünzen das Protokoll führen durfte. Eher trocken, exakt, und realitätsgetreu musste es da vonstatten gehen. Als Zwischending kann die Arbeit der Aargauer Zeitung angeschaut werden, wo man zwar auch noch der Wahrheit verpflichtet ist, aber aus Platzgründen (…) hat halt manchmal nicht die ganze Wahrheit Platz. Oder aber man lernt, Wörter geschickt so einzusetzen, dass aus der Hundsverlochete ein begeisterndes Fest wurde. Und nun Bern. Ein neuer Zugang zur Sprache. Danke.

Zur Person

Sebastian Hagenbuch ist zwar auf einem Bauernhof aufgewachsen, musste aber dennoch 23 Jahre alt werden und mit dem Velo bis nach Istanbul fahren um zu merken, dass ihn Kühe und Traktoren mehr anziehen als die bislang vertraute Arbeit im Büro. Eine vertraute Welt entdeckt er in seiner Zweitausbildung völlig neu – und lässt Sie in seinem Blog daran teilhaben.

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