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«Bürogummi wird Bauer»: Dank Spargeln vom Stallwirt zum Landwirt

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Da es der Blick aus dem Fenster und auf den Thermometer kaum erahnen lässt, sei daran erinnert: Es ist Frühling. Frühling, das war früher dann, wenn ich die Abende an der Reuss verbrachte, Fahrradtouren unternommen habe und aus Hallen- das Beachvolleyball wurde. Anders jetzt:  Es ist die Zeit, in der täglich der Wetterbericht kontrolliert wird, die Kühe endlich wieder auf die Weide dürfen und viele Kulturen gesät oder gesetzt werden. Auf meinem Lehrbetrieb ist aber auch bereits die erste Ernte fällig, denn der Frühling, das ist hier bei Hodels in Vechigen (www.hodelvechigen.ch) vor allem Spargelzeit.

Wenn im Winter ab und zu von der Spargelsaison gesprochen wurde, war das ein leiser Vorgeschmack für das lebendige Treiben, welches sich zur Zeit auf dem Hof abspielt. Die Gerüchte bestätigen sich, es geht gehörig die Post ab: Täglich (genau, inkl. Wochenende und Feiertage) ernten wir frühmorgens frische Spargeln auf den knapp 3 Hektar grossen Feldern, um sie anschliessend auf dem Hof zu waschen, schneiden, bündeln und zu direkt an unsere Kunden zu verkaufen.
Ich verheimliche nicht, dass ich nie ein grosser Spargelfan war. Dieses grüne oder bleiche Etwas, das da aus der Erde schiesst, beim Grossverteiler während zwei Monaten stapelweise angeboten und mit einer fixfertigen Sauce Hollandaise übergossen wird, hat mich nie so recht vom Sockel gehauen. Das hat sich nun gründlich geändert. 

Jede Spargel geht vor dem Verkauf durch etwa 7 Paar Hände. Der Aufwand ist enorm, im Alltag dreht sich gerade praktisch alles um die Spargeln, und mit ihr wächst gottlob auch meine Faszination für diese Pflanze und die ganzen Geschichten rund herum. Täglich kann ich die Entwicklung der Pflanze auf dem Feld beobachten: Wie viel sind die Pflanzen gewachsen, was hat das gestrige Wetter damit zu tun, wie fühlt sie sich beim abschneiden an? Hat es krumme Exemplare, drohen hungrige Schnecken unseren Kunden zuvorzukommen, wie nimmt der Boden den Regen auf (dort, wo die Enten zwischen den Reihen schwimmen, wohl nicht ganz ideal…)? Aus dem Stallwirt des Winters ist ein Landwirt geworden.

Nach viel Arbeit, unzähligem Bücken und einer langen Vorbereitungszeit ist es endlich so weit: Die Spargeln stehen sorgfältig gebündelt in der gekühlten Vitrine zum Verkauf bereit. Da ist es fast schon mein Lohn, wenn ich jeweils die Kunden bedienen darf. Es ist schön, den Menschen mit gutem Gewissen ein Top-Produkt verkaufen zu können, an dessen Entstehung man persönlich aktiv beteiligt war. Es tut gut, das Interesse und die Wertschätzung der Kunden zu spüren. Es motiviert einen, selbst noch genauer hinzuschauen, die Pflanze noch genauer kennenzulernen, noch mehr Geschichten dazu erzählen zu können (die Menschen kommen schliesslich nicht nur wegen der Spargeln zu uns). Und es macht auch ein wenig stolz, wenn wir für unsere Spargeln von allen Seiten Komplimente bekommen. Da vergisst man sogar das akute Schlafmanko und schickt sich jeden Tag auf’s Neue in das abenteuerliche Schauspiel Landwirtschaft und Direktvermarktung.

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