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«Bürogummi wird Bauer»: Frisches Blut täte gut

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Manchmal ist es nicht einfach. Im Leben, in der Landwirtschaft. Eher schwierig ist es zum Beispiel, Engstirnigkeit zu ertragen – und die scheint mir an schlechten Tagen ähnlich dicht gesät wie voll-intensiver Winterweizen auf Braunerdeböden. Hier eine Auswahl von voreilig getätigten Pauschalaussagen, die ich mit der Zeit nicht mehr hören mag:

- „Bio ist einfach scheisse.“
- „Die konventionelle Landwirtschaft zerstört diesen Planeten.“
- „Fendt ist geil!“  – „Nein, John Deere ist geiler“
- „Der Konsument (…) will es einfach so.“
- „Der Konsument hat keine Ahnung.“
- „Die Landwirtschaft leidet am meisten unter der Masseneinwanderung.“

Mir ist auch bewusst, dass es sich teilweise um Sprüche handelt. An guten Tagen sogar um durchaus amüsante Sprüche. Aber hinter dem Spruch steckt allzu oft eine Meinung – keine fundierte, eigene Meinung, sondern nicht selten eine unkritisch übernommene Ansicht, wie mir scheint. Ohne Argumente dazu, denn die werden durch die Lautstärke, in der herumposaunt wird, kompensiert.

Die Landwirtschaft ist eine Branche für sich, ein Mikrokosmos mit vielen Eigenheiten, Charakterköpfen und Macken. Ich behaupte, dass die Landwirtschaft anders aussehen würde, wenn einige branchenfremde Mannen und Frauen die Köpfe zusammenstrecken und diskutieren täten, wie das in diesem primären Sektor eigentlich genau aussehen sollte.

Man würde beispielsweise sagen, dass es Strukturen braucht, die einem Landwirt Ferien und ab und zu ein freies Wochenende erlauben. Zusammenarbeit lautet die Devise. Wie viele Bauern aber sind Wochenende für Wochenende angebunden und drehen sich im Hamsterrad? Wie oft wird auf eigene Faust gewerkelt, obwohl man vom Nachbarn profitieren könnte? Wie wenig ist man bereit, auf Kritik von aussen (Politik, Konsument, Markt) flexibel zu reagieren?

Zu wenig neues Blut?

Einer der Gründe für die da und dort verbreitete Engstirnigkeit und nicht übertriebene Flexibilität mag sein, dass es in der Landwirtschaft an frischem Blut mangelt. Die Schweizer Bauern sind ein Klüngel. Vom Vater zum Sohn lautet noch immer die Devise. Kennen Sie viele Quereinsteiger? Ich nicht. Wer hat denn schon das Geld, um sich einen Hof zu kaufen, oder das Glück, einen Betrieb zu pachten? Nicht viele. Branchenfremde Personen wissen oft gar nicht, dass Landwirt ein lernbarer Beruf ist, mit Lehre und Berufschule.

Einen weiteren Grund mögen die Direktzahlungen darstellen. Man kann unflexibel sein, an Ort drehen und „chnorzen“, ohne wirtschaftlich kaputt zu gehen. Die Direktzahlungen kommen ja. Kennen sie viele Bauern, die Konkurs anmelden mussten? Ich nicht. Vielleicht sind sie ja geschäftiger als andere Branchen – vielleicht werden sie aber auch so stark gestützt, dass ein Umfallen kaum möglich ist. Zudem ist auf einem Bauernhof so viel Substanz (Land, Gebäude, Inventar) vorhanden, dass man recht lange von ihr zehren und leben kann.

Genug der Provokation. Mir gefällt die Landwirtschaft. Mir gefallen die vielen Charakterköpfe, die Selbstständigkeit der Menschen, die Vielseitigkeit der Arbeit, die Faszination "Natur". Natürlich wird tagtäglich Grosses geleistet, natürlich gibt es viele Betriebsleiter, die literweise Herzblut in ihre Betriebe und Umgebung stecken und dazu ein unternehmerisches Flair haben. Es liegt nun gerade an diesen Bauern, offen zu sein und sich der Welt ausserhalb der Landwirtschaft zu zeigen.

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