Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.
Dass ich das noch einmal erlebe, hätt ich vor 6 Jahren nach meiner ersten LAP als Kaufmann auch nicht gedacht: Nochmals an Abschlussprüfungen gehen, um eine Lehre abzuschliessen. Genau das steht im Moment auf dem Programm. Die schriftlichen Prüfungen sind bereits absolviert, und es geht nun darum, die Energien zu bündeln und die Experten an den mündlichen und praktischen Prüfungen mit Wissen aus der Lehrzeit zu beeindrucken.
Ein gutes Gefühl
Ganz ehrlich: Mir steht der Sinn nicht sonderlich fest nach LAP. Dies, obwohl sie nebst dem leichten Druck durchaus auch ihre schönen Seiten hätte. Bei den Abschlussprüfungen und vor allem bei mündlichen Prüfungen mit erfahrenen Landwirten merke ich, wie viel Neues ich in zwei Jahren gelernt und erst noch angewandt habe. Es ist ein gutes Gefühl, über Dinge zu sprechen, die man aus (zugegebenermassen noch bescheidener) eigener Erfahrung versteht, und auch Hintergrundwissen zu den einzelnen Arbeiten zu haben. OK, im dümmsten Fall merkt man beim Prüfungsgespräch auch, was man alles nicht weiss, aber uns wurde mehrmals gesagt, die Experten seien sehr nette Bauern, die schon etwas finden würden, worüber sich sprechen lässt.
Ich bin nicht sehr nervös vor diesen Prüfungen. Die Noten sollten reichen, um zu bestehen, und in jenen Bereichen, die mich interessieren und mit welchen ich vor allem auch praktische Erfahrungen gemacht habe, fühle ich mich auch gut vorbereitet. Bei Dingen aber, die mich nicht unbedingt so wahnsinnig faszinieren oder gar tendenziell zu Tode langweilen fällt es mir schwer, mich hinter die Bücher zu machen und für eine anständige Note zu büffeln. Denn während dieser Lehre habe ich auch eine relativ neue Form des Lernens verinnerlicht.
Learning by doing
Am meisten habe ich gelernt, wann ich Arbeiten selbstständig ausführen musste. Das war anstrengend, für mich, weil man vorausplanen, kontrollieren, umdisponieren, Verantwortung übernehmen und Entscheidungen fällen musste, und anstrengend auch für den Lehrmeister, weil er damit rechnen musste, dass der Stift die Arbeit womöglich nicht in derselben Zeit gleich effizient und exakt hinbekommt und im dümmsten Fall noch etwas schief läuft (genau bei den schief gelaufenen Dingen habe ich aber am nachhaltigsten gelernt, ich hätte vielleicht noch ein, zwei zusätzliche derartige Zwischenfälle einstreuen sollen…).
Was mir immer Freude bereitet hat, war, wenn sich bei der Arbeit die Theorie aus dem Schulzimmer und die Praxis vom Lehrbetrieb ergänzt haben. Ich hoffe, die mündlichen und praktischen Prüfungen zielen einigermassen in diese Richtung, denn wie gesagt, zum blossen Auswendiglernen der Note zuliebe fehlt mir die Motivation. Die Chancen für eine praxisorientierte Prüfung sind aber durchaus intakt, vor allem auch, weil die Experten selber Meisterlandwirte sind, die zwar seit längerem nicht in der Schule sassen, aber doch fast täglich einen Hof bewirtschaften.
Etwas speziell ist, dass die praktische Prüfung nicht auf dem Lehrbetrieb, sondern auf dem Betrieb von Alois Huber (Wildegg) stattfindet. Aber darüber mag ich mich auch nicht gross ärgern, wichtig ist am Schluss nicht die Note (solange man bestanden hat, ist gut), sondern das, was effektiv hängen geblieben und verinnerlicht worden ist. Und diesbezüglich habe ich den Eindruck, dass ich auf einen ordentlich mit Erfahrungen – guten wie schlechten – gefüllten Rucksack zurückgreifen kann, der mir nicht genommen werden kann, egal, wie diese Prüfungen enden.