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«Bürogummi wird Bauer»: Über hitzige Horndiskussionen und extreme Meinungen

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Letzte Woche fand an der Liebegg die Vertiefung zum Thema Bio-Landbau statt. Eine illustre Gruppe mit ansprechendem Frauenanteil, bestehend aus normalen Lehrlingen und Zweitausbildnern, wollte genauer wissen, was genau sich hinter der Knospe (und unzähligen anderen Logos, wie man lernte) verbirgt.

Fragen rund um die Kuhhörner

Das erste Mal so richtig Leben in die Schulstube kam bei der Horn-Diskussion: Sollen Kühe Hörner tragen? Ist es ethisch zu verantworten, Tiere zu enthornen? Sind hornlose Kühe überhaupt noch Kühe? Was sind dann genetisch hornlose Kühe? Wie wichtig sind die Hörner für die Kommunikation der Tiere? Sind die Hörner eine Art Empfänger für kosmische Energie? Wenn ja, was heisst das für den Bauern? Sehen Hörner überhaupt gut aus? Sollen Hörner finanziell unterstützt werden, und wenn ja, von wem? Darf auf einer Milchverpackung eine gehörnte Kuh abgebildet sein, wenn die Milch nicht ausschliesslich von behörnten Artgenossinnen stammt? Ist der Hornfranken eine gute Idee?

Keine Angst, die Antwort auf diese Fragen soll sich jeder selbst geben. Ich finde es nur interessant, wie das Hornthema plakativ dazu dient, über die Grundsätze der Landwirtschaft zu diskutieren. Wie viel Eingriff ist erlaubt, wo sind die Grenzen, wie naturnah produzieren wir? Der durchschlagende Erfolg des Horn-Themas ist vermutlich einfach zu begründen: Es ist ein greifbares Thema, mit Fotos leicht zu illustrieren und auf den ersten Blick sehr einfach. Nicht viele landwirtschaftliche Themen können dies für sich in Anspruch nehmen.

Auch die Nicht-Landwirtschaftliche Öffentlichkeit ist auf den Zug aufgesprungen und die Zeitungen erfreuen sich an scharfzüngigen Leserreaktionen zum Thema.

„Fertige Schissdräck!“

Sobald ein Thema für viele greifbar wird, steigt meiner Meinung nach die Zahl voreiliger Meinungen und extremer Ansichten. Wo der Horndiskurs zur Sprache kommt, ist schnell ein „fertige Schissdräck!“ oder „wir müssen alles so belassen, wie Gott es schuf“ zu hören, an eine vernünftige Diskussion ist kaum mehr zu denken.

Ich vertrete eher den Standpunkt Leben und Leben lassen (insbesondere da auf meinem Lehrbetrieb die Kühe genetisch hornlos sind und zu Hause bei den Muni das Enthornen ohnehin kein Thema ist). Und geniesse es, in Diskussionen die radikalen Verfechter eines Extrems herauszufordern, etwas zu spielen und aus Prinzip den Standpunkt der Gegenseite einzunehmen. Zunächst nur mit Sprüchen, dann langsam versöhnlich, sodass man sich in einer gesunden Mitte – Leben und leben lassen – wieder findet. Ich finde den persönlichen Respekt vor anderen Meinungen wichtiger als die Frage, ob ein Bauer seine Kühe nun enthornt hat oder nicht. Aber das darf jeder gerne für sich selbst entscheiden.

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