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«Bürogummi wird Bauer»: Wird der Lehrling artgerecht gehalten?

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch eine Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Lehrlinge, die als billige Arbeitskräfte missbraucht werden, abgeschoben in ungeheizte Dunkelkammern bei dürftiger Speise und horrenden Arbeitszeiten – ein Bild, das heutzutage in der Schweizer Landwirtschaft nicht mehr existieren sollte. Um sicherzustellen, dass das so bleibt und die Ausbildung rund läuft, bekamen wir neulich offiziellen Besuch auf dem Lehrbetrieb: Klassenlehrer David Zumkehr kam im Auftrag des Schulrates vorbei, um sich vor Ort ein Bild der Ausbildungssituation zu machen.

Zunächst zeigte ich Herrn Zumkehr den Hof. Er fragte einige fachliche Dinge und wollte wissen, wie die Arbeitsaufteilung sei, um den Stand der Ausbildung zu erahnen. In einen Zweiergespräch im Zimmer warf er einen Blick auf die Lohnabrechnung und die Lerndokumentation (ehemals Betriebsheft; darin halte ich grob gesagt schriftlich fest, was ich in den Bereichen Tierhaltung, Pflanzenbau und Mechanisierung auf meinem Lehrbetrieb alles gelernt habe) und besprach mit mir den Stand der Ausbildung. Auch mein Verhältnis zum Lehrmeister und das allgemeine Wohlbefinden kam kurz zur Sprache. Dasselbe tat er anschliessend mit Lehrmeister Peter Hodel (vielleicht ohne den „Allgemeines Wohlbefinden-Teil“).

Weil wir eine ziemlich offene Kommunikation pflegen, förderte das Gespräch keine grösseren Leichen zutage. Mein Lehrmeister dazu halb ernst: „Zu einem Lehrling muss man etwa gleich gut schauen wie zu den Kühen: Nur wenn er gut versorgt und wohlauf ist, bringt er die optimale Leistung.“ Den Lehrstellenbesuch finde ich generell eine gute Sache, die vielleicht auch in anderen Branchen (dem KV?) nicht schaden würde. Es gibt markante Unterschiede, wie Unternehmen ihre Lehrlinge ausbilden. Da gibt es Betriebe, die einen Lehrling nur Routinearbeiten erledigen lassen, weil dann seine Produktivität am grössten ist und sich niemand abmühen muss, etwas Neues zu erklären und aktiv auszubilden. Zwar fördert dann der praktische Teil der Lehrabschlussprüfung solche Defizite zutage, aber für den Experten ist nur schwer ersichtlich, ob es sich um einen faulen, unmotivierten „Stift“ handelt oder ob der Lehrmeister seine Ausbildungspflicht nicht wahrgenommen hat. Andere Betriebe hingegen stecken viel Herzblut und Engagement in die Ausbildung.

Wenn ich mir die Situation eines blutjungen Lehrlings vorstelle, der mit 15 oder 16 Jahren von zu Hause fortgeht, um auf einem fremden Betrieb „s’Buure“ zu lernen, so finde ich den Lehrstellenbesuch umso wichtiger. In diesem Alter wäre es mir ungemein schwer gefallen, bei Problemen oder Meinungsverschiedenheiten für meine Ansichten einzustehen und dem Chef Paroli zu bieten. Und nochmals zur Erinnerung: Ein Bauernlehrling verbringt in der Regel 11 Tage am Stück auf dem Lehrbetrieb. Da kann ein vermittelnder Besuch einer neutralen Person sicher nicht schaden.

Ebenfalls ist es sicher nicht schlecht, wenn die Bildungsverantwortlichen der Schule in Kontakt mit den Praxisbildnern – in meinem Falle den Landwirten – kommen. Einer von vielen kleinen Schritten, die dafür sorgen (sollen), dass Theorie und Praxis nicht allzuweit auseinanderdriften.

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