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«Bürogummi wird Bauer»: Working Buur

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Sebastian Hagenbuch |

 

Unter dem Motto «Bürogummi wird Bauer» hat Sebastian Hagenbuch sein zweites Lehrjahr in seiner Zweitausbildung als Landwirt in Angriff genommen. Er berichtet in seinem Blog regelmässig über seine Ausbildung.

Auch wenn die Temperaturen uns geschickt etwas anderes vortäuschen, so können wir doch dem Kalender trauen und feststellen: Es ist Winter. Das ist für die meisten Landwirte die Zeit, wo sie es der Natur gleichtun, sich zurückziehen und etwas ruhiger werden. Könnte man meinen.

Wenn ein Bauer etwas mehr Zeit zum Nachdenken bekommt, so fallen ihm als erstes ziemlich sicher hundert Sachen ein, die er schon lange tun wollte – und mit Sachen meine ich konkret: Arbeiten. Das süsse Nichtstun existiert kaum im landwirtschaftlichen Sprachgebrauch. Man versucht, die Topform aus dem Herbst zu konservieren, um im Frühling, wenn’s ernst gilt, möglichst in alter Frische in die Saison zu starten.

Working…

Zu tun gibt es bei entsprechender Motivation schliesslich auch im Winter genug: Manche Landwirte bewirtschaften noch Wald, das heisst, der Jungwuchs wird gepflegt, Bäume geschlagen, Holz zersägt, gespalten und die Entwicklung des Bestandes kontrolliert. Ebenfalls wird im Winter Ordnung rund um Haus und Hof geschaffen: Bäume und Hecken werden zurückgeschnitten, Gebäude verschönert, renoviert oder gar neu errichtet und das Büro endlich aufgearbeitet.

Zudem wird das neue Jahr geplant: Fruchtfolgeplanung, Weiterbildungen, neue Projekte aushecken. Nebenbei stehen dann auch noch Tiere im Stall, die täglich umsorgt werden wollen. Die Tage sind kurz, und eh man sich versieht, wärmt die Sonne intensiver, die Tage werden länger, grün verdrängt grau und ab geht die Post.

… Buur oder poor?

So, nun eines vorneweg: Hier wird nicht gejammert. Nur erzählt. Man sieht also, dass die Bauern auch im Winter haufenweise Arbeit finden, und zwar einfach, weil es dem Naturell der meisten Landwirte (die ich kenne) entspricht. So mancher will bewegen, schaffen, gestalten, und das geht nun einmal nur mit Einsatz. Könnten sie sich nicht ausleben, die Bauern, sie würden schlecht gelaunt, fänden keinen Schlaf und kämen auf allerhand kurlige Gedanken. Ein Bauer braucht seine Arbeit, zu viel Identität steckt in ihr, als dass sie entbehrlich wäre.

Nun noch eine Anekdote aus der Schule: Im Unterricht wurde erwähnt, dass es sehr lukrativ sei, Legehennen zu halten. Man könne bei gutem Management mit einem Stundenlohn von 40 Franken rechnen, was für betretenes Schweigen bei den Milchbauern und Hosenträger-Strecken bei den Hühnerbauern sorgte. Ich war überrascht: Schliesslich kenne ich viele Menschen, die einen Stundenlohn von Fr. 40.- und mehr erhalten und sich dafür – nun ja, sagen wir es so – bestimmt kein Bein ausreissen müssen.

Die Preise und Löhne in der Landwirtschaft aber sind tief, ein Stundenlohn von 40 Franken löst wie gesagt Stürme der Begeisterung aus. Warum das? Arbeiten die Bauern zu gerne und deshalb zu günstig? Ist ihnen Geld nicht so wichtig? Oder sind sie einfach nicht besonders schlau?

Ein Grund für die Freude am finanziellen Erfolg könnte darin liegen, dass Geld eine universelle Währung für Anerkennung geworden ist. Verdient jemand viel Geld, hat er seinen Job gut gemacht. Wenn ein Bauer viel alleine Arbeitet, bekommt er kaum Anerkennung für seinen Einsatz. Ein Grossteil der Gesellschaft hat null Ahnung von Landwirtschaft und so vergeht ein Jahr, ohne dass mal einer sagt: Hey, gut gemacht! Das übernimmt dann halt Ende Jahr die Buchhaltung, aber sie sagt es niemals so schön wie ein Freund.

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