Mit Heizpellets aus Chinaschilf oder Pferdemist könnten Bauern lokal erzeugte Biomasse veredeln. Verbände und Politiker würden das begrüssen. Doch der Bund bevorzugt andere Verwertungs-möglichkeiten.
Die Schweizer Firma Bioburn vertreibt eine Anlage, mit der nach-wachsende Rohstoffe wie Sträucher, Laub oder Sägespäne, aber auch Chinaschilf, Kompostsubstrat, Presskuchen oder Pferdemist zu Pellets gepresst werden können. Die Idee: Bauern veredeln ihre Biomasse vor Ort und vermarkten die Pellets als CO2-neutrales Heizmaterial.
Grosses Potenzial
Bioburn-Geschäftsführer Janez Zekar schätzt, dass die Mistpellets der 85’000 Pferde, Ponys und Esel so viel wie ein kleines Atomkraftwerks leisten würden. Das Gewässerschutzgesetz erlaubt die Verbrennung von Hofdünger aber nicht. Nach Luftreinhalteverordnung darf aber Mist in Anlagen ab 350 kW, Chinaschilf in solchen ab 70 kW verfeuert werden.
Das wollen Bioburn und andere Firmen nun ändern, denn solche Öfen sind laut Zekar nicht wirtschaftlich. Er ist von der Unbedenklichkeit der Pellets überzeugt: «Wir konnten in Tests belegen, dass beim Verbrennen von Pferdemistpellets die Grenzwerte für Holz eingehalten werden.» Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) habe die Resultate aber gar nie verlangt.
SBV will erneuerbaren Energien zum Durchbruch verhelfen
Auch der Luzerner CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger möchte die strengen Vorschriften lockern, da sie die Lancierung neuer Technologien behindern würden. Er forderte bereits im September in einer Motion den Bundesrat auf, Gesetze entsprechend anzupassen.
Dies würde auch Nadine Degen vom Schweizerischen Bauernverband (SBV) begrüssen: «Wir fordern den Bund auf, die Gesetzgebung nach Möglichkeit weniger einschränkend zu formulieren. Statt eines Verbots einzelner Brennstoffe sollte der Schadausstoss ausschlaggebend sein.»
Im Herbst 2011 hat der SBV AgroCleantech gegründet, um den erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen – und zwar so, dass es sich für die Bauern finanziell lohnt. «Der SBV ist deshalb auch der Meinung, dass innovative Firmen im CleanTech-Bereich unterstützt werden sollen», betont Degen.
Die Motion Lustenberger wurde von den Räten noch nicht behandelt. Der Bundesrat hat sie auf Anraten des Bafu zur Ablehnung empfohlen. Beat Müller vom Bafu erklärt: «Pferdemist soll in erster Linie als Dünger ausgebracht werden.» Zekar aber meint, dass ein kontrolliertes Ausbringen des Aschedüngers sinnvoller wäre.