Emmi lässt in den USA ein Gruyère-Imitat herstellen, das Schweizer Recht verletzt. Das kritisiert der Bundesrat heftig und droht sogar mit Sanktionen.
Die Firma Roth, eine Tochter des Schweizer Milchverarbeiters Emmi, verkauft in den USA einen Käse, der den Anforderungen der Sortenorganisation Gruyère in keiner Weise entspricht.
Der Bund missbillige jede Verwendung der geschützten Ursprungsbezeichnung (GUB) «Gruyère» für Produkte, die nicht dem Pflichtenheft entsprächen – sei dies in der Schweiz oder im Ausland, schreibt der Bundesrat nun dazu als Antwort auf eine Interpellation von Nationalrat Jean-Pierre Grin (SVP, VD). Die Verwendung des Begriffs «Gruyère» für einen Käse, der in den USA hergestellt werde, bedrohe den Ruf des Originalprodukts und seine Positionierung auf den ausländischen Märkten, kritisiert der Bundesrat weiter.
Kürzung von Beiträgen
Aufgrund des Territorialitätsprinzips sei zwar das Schweizer Recht im Ausland nicht anwendbar. In der Schweiz falle jedoch die Förderung der GUB und der GGA (geschützte geografische Angabe) in den Bereich der Absatzförderung, die vom Bund subsidiär finanziell unterstützt werde. Folglich droht der Bundesrat Emmi gar mit finanziellen Konsequenzen: «Es wäre zu prüfen, ob der Bund somit indirekt Finanzhilfen kürzen oder gar verweigern könnte, wenn GUB oder GGA nicht respektiert werden.»
Emmi weist Kritik zurück
Emmi-Verwaltungsratspräsident Ständerat Konrad Graber (CVP, LU) zeigt sich in der Sendung Rendez-vous von Schweizer Radio DRS1 überrascht: Emmi habe schon Anfang Mai beschlossen, die Produktion des Grand Cru Gruyère in den USA per 1. Mai des nächsten Jahres einzustellen. Dass der Bundesrat trotzdem noch immer Kritik anbringt, kann Graber deshalb nicht nachvollziehen.
Obschon sich also Emmi bereits entschieden hatte, auf ihre Namensnennung zurückzukommen, rüffelt der Bundesrat den grössten Schweizer Milchverarbeiter bewusst. «Es ist eine bundesrätliche Ansage, dass künftige allfällige Entwicklungen in eine nicht gewollte oder falsche Entwicklung behördlich beeinflusst oder sanktioniert werden würden», sagte Volkswirtschaftsminister Johann Schneider ebenfalls in der Radiosendung Rendez-vous. Ein Etikettenschwindel wie im Falle des Grand Cru Gruyère solle in Zukunft nicht mehr vorkommen.


