Die Ausrottung der Bovinen Virus-Diarrhoe (BVD) schreitet voran. Doch noch ist das Virus in der Schweiz nicht vollständig verschwunden. Die letzten Infektionsketten müssen nun so schnell wie möglich entdeckt und die BVD-freien Rinderbestände vor einer Neuinfektion geschützt werden, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).
Die BVD ist wirtschaftlich eine der bedeutendsten Tierseuchen weltweit. In Betrieben mit infizierten Tieren kann es unter anderem vermehrt zu Kümmerern und Fruchtbarkeitsstörungen (Umrindern, Aborte) sowie zu vorzeitigen Abgängen, reduzierter Milchleistung und verzögertem Wachstum kommen.
99,5 Prozent BVD-frei
Als das Virus noch stark in den Beständen zirkulierte, wurde der wirtschaftliche Schaden auf 9 bis 16 Millionen Franken pro Jahr geschätzt. Dank den seit 2008 im Rahmen des nationalen BVD-Ausrottungsprogramms getroffenen Massnahmen und den Anstrengungen aller Beteiligten sind heute gemäss BLV mehr als 99,5 Prozent der Schweizer Rinderbetriebe amtlich anerkannt BVD-frei.
«In einigen wenigen Betrieben ist das Virus jedoch noch immer präsent. Die rasche Identifizierung und Eliminierung der letzten persistent-infizierten Tiere (PI-Tiere) ist und bleibt eine grosse Herausforderung», schreibt die Bundesbehörde.
Im Rahmen des jährlichen Überwachungsprogramms werden Tankmilch- und Blutproben aus BVD-freien Betrieben untersucht. Tiere, bei denen Antikörper nachgewiesen wurden, sind nicht ansteckend. «Aber das positive Resultat zeigt, dass das Tier Kontakt mit dem Virus hatte. Zur Verhinderung einer raschen Weiterverbreitung muss die Infektionsquelle also so schnell wie möglich gefunden werden», so das BLV weiter.
Im Seuchenfall rasch reagieren
Die Ausrottung der Seuche ist in der Endphase. Das BLV ruft die Tierhalter zu einem «letzten Kraftakt» auf. Deshalb soll jeder Aufenthalt der Rinder zeitnah in der Tierverkehrsdatenbank korrekt erfasst werden. Betrieben müssen gemäss BLV Biosicherheitsmassnahmen zum Schutz des Tierbestandes vor einer Infektion treffen. «Tierhaltende und Tierärzteschaft müssen weiterhin unbedingt wachsam bleiben und beim geringsten Verdacht auf BVD umgehend reagieren», so die Behörde weiter.
Das heisst konkret, dass im Seuchenfall Folgeinfektionen effizient verhindert werden und die Infektionsquelle schnell aufgespürt werden muss. «Für letzteres kann unterstützend die molekulare Epidemiologie genutzt werden, das heisst, jede Virus-positiv getestete Probe muss ans BVD Referenzlabor am IVI zur Identifizierung der verschiedenen Infektionsketten mittels Sequenzierung weitergeleitet werden», schreibt das BLV. Damit werde die Effizienz des «Contact Tracing», also der Nachverfolgung aller möglichen Kontakte eines PI-Tieres, gesteigert.
BVD
BVD ist eine durch einen Virus verursachte bedingte Durchfallerkrankung. Während der Grossteil der BVD-Infektionen symptomlos, d.h. vom Landwirt unbemerkt abläuft, erkranken einige Tiere schwer an Durchfall, Fieber, Nasen- und Augenausfluss sowie Erosionen (nässende Substanzverluste) am Flotzmaul. Auch Fruchtbarkeitsstörungen und Fehlgeburten gehören zu den Symptomen. Betroffen sind Wiederkäuer, vor allem Rinder. Kälber, die sich im Mutterleib mit BVD -Viren anstecken, können persistent infizierte, sogenannte PI-Tiere werden. Sie streuen lebenslang Viren und stellen daher die Hauptansteckungsquelle dar. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich.